RootZ Bilder – Graffiti der Achtziger Jahre in Köln

Graffiti
der Achtziger Jahre in Köln

Teil 2: Graffiti
1984

Ja Leute,
hier gibt’s ein paar Bilder aus der frühen Zeit von Graffiti in der
modernen Form. Von den antiken Versionen, wie Höhlenzeichnungen, Latrinalien
und anderen Arten der Wandbeschriftungen und Ähnlichem sehen wir hier
einmal ab. 

Kölner Graffiti in den
Achtzigern hatte noch einen ganz anderen Hintergrund, als die heutigen
Werke. Es gab noch nicht den Bezug zu Hip Hop, Skaten und anderen Szeneformen.
Hintergrund dieser Kunst aus der Düse waren einerseits die Kunstszene
selbst, die hier in Köln schon immer recht alternativ war und andererseits
– vielleicht am ehesten der Vorläufer heutiger Graffiti – der phantasiereiche
Protest von dser Straße. 

Derzeit überwogen simpel
angefertigte, abstarkte Formen und weniger Farbflächen und das ausgefeilte
Arbeiten mit Buchstaben, der Kalligraphie. Tags, also personenbezogene
Zeichen, die mehr oder weniger für den Künstler werben sollten,
gab es schon in den Achtzigern, aber insgesamt gab es mehr Referenzen auf
aktuelle Ereignisse – bspw. bei einem großen Fischsterben im Rhein
war die Antwort der Szene das Sprayen von Fischskeletten in der gasamten
Innenstadt oder das Anbringen von Radioaktivitätszeichen nach dem
SuperGAU in Tschernobyl. Das war auch das einzige Mal, daß der Autor
den Ordnungshütern ins Netz gegangen ist, was allerdings der Dreistheit
der Aktion zu verdanken war: Mitte am Tag sind wir zu dritt durch die Stadt
gezogen und haben die Strahlungszeichen wirklich überall angebracht.
Nach ca. zwei Stunden Aktion wurden wir dann im Zentrum am Neumarkt von
zwei Wannen, mehreren Motorradbullen und ein paar Streifenwagen gestellt.
Und laßt Euch gesagt sein, billig wurde das nicht. 

Die gesammelte Erfahrung
mit der Staatsgewalt, aber auch das Fotografieren von Graffiti führte
übrigens auch zur ersten Version des „Großstadtmärchens“
oder dem „Krieg der Farben“, einer fiktiven Erzählung über einen
Jugendlichen, der mit Gleichgesinnten beginnt, die grauen und trostlosen
Großstädte mit ihren Wandmalereien zu verschönern. In einer
Neuauflage wird der Autor, so Zeit, Energie und Disziplin es zulassen,
diese Erzählung kapitelweise fortführen und im Verlauf weiter
ausschmücken.

Aber zurück auf die
Straße: der Antrieb für das Ausdrücken per Graffiti war
in den Achtzigern mehr die Kommentierung kommunaler, aber auch internationaler
und politischer Ereignisse und zusätzlich dazu einfach der rheinische
Humor. Von diesen hier präsentierten Werken dürften heute wohl
keine mehr existieren, denn es gab schon Vorläufer der KASA, die genau
so wie die heutigen Banausen hingegangen sind und diese Kunstwerke skrupellos
zerstört hat. Schade, aber bis heute hat sich weltweit die Diskussion
um Graffiti nicht geändert: Ist es Kunst oder Schmiererei? 

Die RootZ Crew bezieht klar
Stellung: für uns ist Graffiti die demokratischste Kunstform überhaupt
– jeder, der sich berufen fühlt, kann es tun und die meisten, die
es tun, haben etwas zu sagen. Warum diese kreativen Mitmenschen also mundtot
machen? Kunst kann sich nicht nur in klimatisierten Museen und kommerziell
ausgerichteten Galerien abspielen. Bei so etwas droht der Kreativität
der Kollaps oder wenigstens der Ausverkauf der Autenzität. 

Das hier angesammelte Material
ist leider nur ein Bruchteil der tatsächlich in der zeit entstandenen
Werke, kann aber schon mal einen ganz guten Eindruck über die Wurzeln
der Aerosol Art geben. 


Copyright:
Dr. Highüz 2002
 

zurück zur letzten Seite Zur Bilderübersicht
Scroll to Top