RootZ – H.I.M. – Die Geschichte Äthiopiens – ein kurzer Überblick

Die
Geschichte Äthiopiens


Ein
kurzer Überblick

Das
auch unter den Namen Abessinien, Kusch und Punt (das Land Gottes) bekannte
Land Äthiopien kann auf eine Geschichte zurückblicken, die vor
vier Millionen mit Spuren von Fossilien begann. Die menschliche Geschichte
beginnt vor drei Millionen Jahren mit den Funden humanoider Überreste
im Tal des Awasch Flusses. Seit dieser Zeit ist das Land von Menschen besiedelt
und wird als eine der Wiegen der Menschheit bezeichnet. 

Im
ersten vorchristlichen Jahrtausend wanderten aus Saba (heutige Republik
Jemen auf der arabischen Halbinsel) stämmige Semiten in das von Hamiten
besiedelte Land ein. 


 

Exkurs:
Sem ist der älteste Sohn Noahs (Bibel: AT, Genesis 10, 21-32). Er
wird als Urahn der Semiten gesehen. Seine Nachkommen sind die hellhäutigen,
nördlichen Völker, bspw. die Israeliten. Die Semiten begründeten
die drei linearen Religionen Judentum, Christentum und Islam. 

Ham
ist der zweite Sohn Noahs (Bibel: 1. Moses 5, 32). Seine Nachfahren sind
die Urväter der südlichen, dunkelhäutigen Völker, bspw.
ist Kusch der Stammvater der Äthiopier (Bibel: AT, Genesis 10, 1.6-20). 

Im
Alten Testament (1. Moses 17 – 27) wird die folgende Geschichte erzählt: 

Gott
hat durch die Sintflut alle Lebewesen ausgerottet. Folglich sind die drei
Söhne Noahs, Ham, Sem und Japhet, die Stammväter aller Menschen.
(1. Moses 19: Von diesen drei Söhnen Noahs ward die ganze Erde bevölkert.)

Nach
dem Rückgang des Hochwassers legte Noah einen Weinberg an und gab
sich der Wirkung des vergorenen Traubensaftes hin. Im Rausch zog er sich
in seiner Hütte nackt aus. Ham sah das und Noahs Sproß spottete
bei seinen Brüdern darüber. Sem und Japhet als brave Söhne
waren geschockt und gingen rücklings in die Hütte, um bloß
keinen Blick auf Papas Geschlechtsteile zu werfen und deckten seine Blöße
zu. 

Nachdem
Noah seinen Rausch ausgeschlafen hat, erfuhr er von dem unerhörten
Benehmen seines zweiten Sohnes und bestrafte die Nachfahren Hams für
sein Benehmen (1. Moses 25 – 27): Verflucht sei Kanaan (der Sohn Hams)!
Er sei ein Knecht der Söhne seiner Brüder! Gepriesen sei der
HERR, der Gott Sems, und Kanaan sei sein Knecht! Gott breite Japhet aus
und lasse ihn wohnen in Sems Hütten, und Kanaan sei sein Knecht!

Diese
Passage wird häufig als Beweis für die Überlegenheit der
hellhäutigen Völker interpretiert. Religiös und / oder politische
verdrehte Köpfe, wie das südafrikanische Apartheidsregime oder
der Ku Klux Klan sehen den Inhalt sogar als Legitimation für ihre
Aktionen. Gott ist offensichtlich früh von seiner Maxime, daß
alle Menschen gleich sind, abgewichen und hat eine Hierarchie eingeführt. 

Mit
dem Besuch von Makeda (arab. Name: Bilkis), der Königin von Saba am
Hofe des weisen Königs Salomon zu Jerusalem (Regierungszeit 961-922
v. Chr.), begann eine neue Epoche in der Geschichte Äthiopiens. Makeda
nahm die jüdische Religion an und verwarf den animistischen Glauben
des Anbetens von Sonne, Mond und Sternen. Salomon war von der exotischen
Frau fasziniert, verführte die Äthiopierin mit einem Trick, der
seine sprichwörtliche Weisheit bewies, und schwängerte sie. 


 



Darstellung von König
Salomo
Neun
Monate später, nach ihrer Rückkehr in die afrikanische Heimat, 
wurde Bayna Lehkhem, oder Menelik I geboren. Als junger Mann reiste er
nach Jerusalem, um seinen Vater kennenzulernen. Dieser war so erfreut,
daß er Menelik zum israelitischen König des afrikanischen Zion
mit dem Namen David II erklärte. Denn den Thron Israels hatte der
junge Mann mit dem Hinweis abgelehnt, daß er seiner Mutter zurückzukehren
versprochen hat. Er war das erste männliche Oberhaupt auf dem Thron
des Landes Äthiopien, das bis zu diesem Zeitpunkt einer Matrilinie
folgte. David II ist damit der Begründer der aksumitischen Dynastie,
deren Könige nach ihrer Wurzel Solomoniden genannt werden. 

Im
4. Jh. n. Chr. wurde mit der äthiopisch orthodoxen Kirche eine eigene
koptische Kirche gegründet und das Christentum zur Staatsreligion
ernannt. Damit ist Äthiopien die älteste christliche Nation der
Erde. Die Zeitrechnung richtet sich nach dem für die Jahresrechnung
exaktesten, existierenden, dem koptischen Kalender. Dieser weist eine Abweichung
von sieben Jahren im Vergleich zum gregorianischen Kalender auf, der heute
in den meisten Ländern angewendet wird.


 

Anfang
des 10. Jh. wurde die aksumitische Dynastie vorübergehend von der
muslimischen Sagwe Dynastie entmachtet, eineinhalb Jahrhunderte später
waren die Solomoniden aber wieder an der Macht. Die Hauptstadt des Königshauses
wurde von Aksum, (das jedoch heilige Stätte und Krönungsort blieb)
weiter südlich, nach Gondar verlegt. 

Äthiopien
überlebte gegen Ende des 13. Jh. als einziger christlicher Staat im
Afrika südlich der Sahara die zerstörerischen Angriffe der Muslime
auf die Staaten am oberen Nil. Das Christentum in Äthiopien hatte
eine starke mönchische Tradition. Jerusalem wurde als Heilige Stadt
verehrt, und dort leben seit 1200 äthiopische Mönche in einem
Kloster.


  

Steinstele in Aksum

Im
frühen 13. Jh erbaute der König Lalibela seine gleichnamige Hauptstadt
nach dem Modell der Stadt Jerusalem, wobei jeder der elf heiligen Stätten
in Jerusalem durch eine Kirche aus Stein gedacht wurde. Die Architektur
der einzelnen Kirchen war sehr ungewöhnlich. Sie wurden gemäß
der althergebrachten Tradition in dieser Region in den Felsen gemeißelt.
Die Arbeiter trieben große Gräben in das recht weiche Tuffgestein,
das knapp unter der Bodenoberfläche lag. Sobald sie solide Felsblöcke
freilegten, höhlten sie diese mit Meißeln aus. Einige Kirchen
besitzen Säulen und Fenster, die sämtlich aus dem Felsen gehauen
wurden. Als Gruppe stellen diese Kirchen eines der architektonischen Weltwunder
dar.

Der
äthiopische Handel stand Ende des 13. Jh. in seiner Blüte. Knotenpunkt
für den Warenfluß war die Hafenstadt Zeila am Roten Meer. Zu
den Exportgütern gehörten Gold, Elfenbein, Bernstein, Pferde
Tierfelle und auch Sklaven. Der Handelsverkehr verlief nach Norden zum
östlichen Mittelmeerraum. Eine andere Route ging über das Rote
Meer zur Stadt Aden an der Südspitze der arabischen Halbinsel und
von dort aus zu anderen Zielorten am Indischen Ozean. Der Handel lag dabei
hauptsächlich in muslimischer Hand, wenn auch einige jüdische,
fellachische Kaufleute als Vermittler dienten. 

Die
Mitte des 15. Jh. n. Chr. war der Beginn einer Epoche von Reformen. Die
Verwaltung der äthiopischen Kirche, die durch verschiedene innerkirchliche
Gruppierungen zersplittert worden war, wurde reformiert und religiöse
Doktrinen wurden schriftlich festgehalten. Politisch entstand ein theokratisches
System. Es war durch die absolutistische Herrschaft eines Monarchen mit
dem Titel Negusa Negast (König der Könige / Kaiser) gekennzeichnet,
der die Teilnahme am Militärdienst und den biblischen Zehnten der
Ernte dafür verlangte, daß er den Menschen Landbesitz gewährte.


 

Der
Negusa Nagast bat 1527 die Portugiesen als christliche Nation um Unterstützung,
als muslimische Truppen in Äthiopien einfielen. Mit Hilfe der Europäer
besiegten die Äthiopier die Eindringlinge im Jahre 1542. Der Preis
dafür waren die Missionierungsversuche durch Jesuiten, die ab 1557
nach Äthiopien kamen. Sie riefen soziale und politische Unruhen hervor,
die nur durch die äthiopisch orthodoxe Kirche, das Rückgrat einer
unabhängigen äthiopischen Kultur, keine verheerenden Folgen für
das Land zur Folge hatten. 1633 mußten alle Mitglieder dieses Ordens
das Land verlassen. 

 < höfische Szene in Äthiopien

Das
17. Jahrhundert in Äthiopien war, wie in Europa, von der Renaissance
geprägt. Das galt vor allem für die Zeit der Herrschaft des Sohnes
von Johannes I., Iyasus I., auch als Iyasus der Große bekannt. Nachdem
dieser 1682 an die Macht gekommen war, zeigte er sich als Erneuerer und
geschickter militärischer Stratege. Unter seiner Herrschaft wurden
einige der schönsten äthiopischen religiösen Bauwerke erschaffen
und die herrschaftliche Autorität in einigen abtrünnigen Provinzen,
in denen sich mittlerweile der Islam ausgebreitet hatte, wieder hergestellt.

Nach
dem Tod von Iyasus 1706 begann in Äthiopien eine erneute, diesmal
längere Zeit dynastischer Verwicklungen. Während des Niedergangs
der kaiserlichen Herrschaft wurde das Land in mehrere separate Regionen
zersplittert. Die einzige zusammenhaltende Kraft war in dieser Zeit wiederum
die äthiopisch orthodoxe Kirche. 


 

In
den Siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts war Ägypten die größte
Bedrohung des Äthiopischen Reiches, das immer noch wenig mehr als
eine Verbindung halbunabhängiger Staaten unter der Leitung autonomer
Rases, Regionalfürsten, war. 1875 gewährte der Ägypter Khedive
Ismail Pascha dem muslimischen Herrscher von Harar, einer äthiopischen 
Provinz, ägyptischen Schutz und startete einen Angriff auf Äthiopien,
der großenteils erfolgreich abgewehrt werden konnte. 


 

  

Gondar:
Ruinen des Palstes von König Fasilides (18. Jh) >

1889
bestieg Menelik II. den Thron und machte Addis Abeba zur Hauptstadt. Er
erweiterte seinen Herrschaftsbereich nach Süden und vereinigte Shoa
mit den nördlichen Königreichen Tigre und Amhara. Menelik II
unterzeichnete mit Italien den Vertrag von Ucciali. Es stellte sich heraus,
daß der italienische Wortlaut des Vertrags Äthiopien ungewollt
zum italienischen Protektorat machte. Daraufhin widerrief der Kaiser die
Vereinbarung, italienische Truppen überfielen den Staat, wurden jedoch
bei Adua (1896) geschlagen. 

Die
nachfolgende Vereinbarung zwischen den zwei Nationen erklärte den
Vertrag von Ucciali für Null und Nichtig und erkannte die Unabhängigkeit
Äthiopiens an. Die Region Eritrea, der Zugang zum Roten Meer, 
wurde vom Land abgetrennt und blieb unter italienischer Herrschaft. Auch
die anderen europäischen Mächte erkannten Äthiopien Ende
des 19. Jh. als unabhängigen Staat an. Während seiner Regierungszeit
versuchte Menelik II mehr oder weniger erfolglos, den Sklavenhandel in
Äthiopien abzuschaffen und die in den Regionen politisch tätigen
Rases in ihrer Macht zu beschneiden.

Meneliks
Nachfolger, Lij Iyasu (1913-1916), entwickelte starke Sympathien zum Islam.
Er wurde deswegen von der kaiserlichen Leibgarde zugunsten seiner Tante
Zauditu entmachtet, Ihr Versuch, die von Salomon abgeschaffte Matrilinie
auf dem äthiopischen Thron wieder einzuführen, wurde von dem
jungen Ras Tafari Makonnen verhindert und sie wurde kaltgestellt. Bis Makonnen,
ihr Cousin, ein regierungsfähiges Alter erreichte, hatte sie offiziell
noch die Macht. 


 

1928
wurde der junge Mann zum Negus und 1930 als Haile Selassie I (Macht der
Dreifaltigkeit) zum Negusa Nagast gekrönt und regierte das Land bis
1974. Im gleichen Jahr wurde Äthiopien Mitglied des Völkerbundes.
1931 erließ der Kaiser die erste Verfassung Äthiopiens, in dem
er ein eingeschränktes Wahlrecht und die Staatsbürgerschaft für
die Äthiopier erließ.

Der
italienische Faschist Benito Mussolini bezeugte erneut koloniales Interesse
an Äthiopien. Im Oktober 1935 marschierte Italien in Äthiopien
ein. Ein Versuch Haile Selassies, den Völkerbund um Unterstützung
zu bewegen und den Eroberungsfeldzug aufzuhalten, scheiterte. Addis Abeba
und große Teile des Landes


fielen
in die Hände der italienischen Truppen. Im Mai 1936 erklärte
Mussolini Italiens König Viktor Emanuel III unter Berufung auf einen
Erlaß von König Salomon zum Kaiser von Äthiopien. 

< Viktor Emanuel III von Italien

Exkurs:
Der israelitische König Salomon hatte drei Söhne: den Ältesten,
Bayna Lehkhem / Menelik I / David II als Herrscher von Äthiopien,
seinen Zweitgeborenen Rehoboam, als Salomos Nachfolger auf dem Thron Zions
und Adramis den jüngsten Sproß, der aufgrund einer Bitte des
römischen Königs Balthasar, der nur Töchter hatte, nach
Rom verheiratet wurde. 

In
der äthiopischen Herrscherchronologie Kebra Nagast (Die Herrlichkeit
der Könige) wird die bekannte Erde aufgeteilt: Das Zentrum ist Jerusalem.
Nördlich bis südwestlich davon liegt der Herrschaftsbereich Roms.
Im Süden bis in den Südwesten ist das Reich Äthiopien. Beide
Gebiete sind von den Nachfahren Sems, dem Sohn Noahs, besiedelt und werden
von den Kindern Salomons regiert. Israel wird als der Vater, Äthiopien
und Rom werden als die Geschwister gesehen. 

König
Salomon verfügte einen Erlaß, nach dem ein König eines
der Reiche Israel, Äthiopien und Rom auch immer der König der
anderen Reiche ist. Durch den Verrat der Israeliten an Jesus Christus und
seiner folgenden Kreuzigung, sahen die dem Ereignis folgenden Könige
Äthiopiens und Roms ihre Aufgabe in der Vernichtung des Reiches Zion.
Mehrfach trafen sie sich in Jerusalem, um den Bund zwischen den verbliebenen
zwei Könighäusern und den wahren Glauben zu festigen. Rom und
Äthiopien werden als die großen Städte Gottes, die Bräute
von Christus bezeichnet. Seit den Königen Kaleb (Äthiopien) und
Justinius (Rom) tragen die Könige vertraglich die wechselseitigen
Titel. Aus der Sicht Äthiopiens ist Rom zu einem späteren Zeitpunkt
mit der Konvertierung zum Katholizismus auch vom wahren Glauben abgefallen. 

Haile
Selassie wurde gezwungen, das Land zu verlassen und nach England ins Exil
zu gehen. Er kam jedoch 1941 mit Hilfe britischer und äthiopischer
Streitkräfte erneut an die Macht. Er begann mit dem Aufbau des zerstörten
Landes, verfügte die Befreiung der Sklaven und zwei Landreformen und
führte das mittelalterliche Land behutsam ins 20. Jahrhundert. 

Die
von Äthiopien abgespaltene, ehemalige italienische Kolonie Eritrea
wurde von der UNO-Generalversammlung zu einer Föderation von Äthiopien
und Eritrea, die im September 1952 vollzogen wurde, zugeordnet. Haile Selassie
erklärte das Gebiet 1962 zu einer Provinz Äthiopiens und integrierte
es dadurch erneut in sein Land. Dies führte zur Formierung einer nationalen
Widerstandsbewegung, der Eritreischen Befreiungsfront, und es begann ein
militärischer Konflikt, der 30 Jahre später indirekt zum Sturz
der äthiopischen Regierung und später zur Unabhängigkeit
Eritreas führte.

1963
spielte Haile Selassie eine führende Rolle bei der Gründung der
OAU (Organization of African Unity: Organisation der Afrikanischen Einheit)
in Addis Abeba. Das größte Problem des Negusa Nagast waren jedoch
die innenpolitischen Probleme seines eigenen Landes: die eklatante Ungleichheit
bei der Verteilung des Wohlstandes, die mangelhafte Entwicklung der ländlichen
Gegenden, die Korruption in der Regierung, die hohe Inflationsrate, die
Arbeitslosigkeit. Dazu kamen die Auswirkungen der schweren Dürren
und Hungersnöte im Norden zwischen 1972 und 1975. 

Im
Februar 1974 begannen Streiks und Demonstrationen, die am 12. September
1974 in einem Militärputsch zu seiner Absetzung durch den PMAC (Provisional
Military Administrative Council), auch Dergue genannt, führten. Im
Frühjahr 1975 wurde das gesamte landwirtschaftlich genutzte Land verstaatlicht.
Ein großer Teil wurde bald in Parzellen geteilt und an Privatleute
vergeben. Im März 1975 wurde die Monarchie abgeschafft, und Äthiopien
wurde eine Sozialistische Republik in der sich der 1937 geborene Oberstleutnant
Mengistu Haile Mariam zur wichtigsten politischen Figur des Landes entwickelte. 

Mengistus
Regime wurde weiterhin von Studenten kritisiert, ebenso von verschiedenen
politischen Gruppierungen sowie von zwei separatistischen Bewegungen in
der Ogaden-Region im Südwesten Äthiopiens und in Eritrea. Die
äthiopische Regierung erhielt Hilfe, u. a. durch Truppen aus Kuba
und Berater aus der Sowjetunion. Im September 1984 wurde Äthiopien
ein kommunistischer Staat und Mengistu Generalsekretär der neu gegründeten
Arbeiterpartei (Partei der Werktätigen Äthiopiens). 1987 änderte
das Land seinen Namen in Demokratische Volksrepublik Äthiopien.


 

Glasnost
in den Ostblockstaaten führte zu einer starken Destabilisierung des
Mengistu-Regimes. Nach starken inneren Unruhen marschierte eine Widerstandspartei,
die Ethiopian People’s Revolutionary Democratic Front (EPRDF) ohne auf
Widerstand zu stoßen, in Addis Abeba ein. Mengistu floh im Mai 1991
nach Simbabwe, das ihm bis heute Exil gewährt. Sein persönlicher
Freund, der simbabwische Potentat Robert gabriel Mugabe, stattete ihn plus
Mitglieder seiner Familie mit der simbabwischen Staatsbürgerschaft
aus. In Äthiopien wurde eine nationale Übergangsregierung unter
der Präsidentschaft von Meles Zenawi eingerichtet und mit dem Wiederaufbau
des Landes begonnen. 


  

Präsident Robert
Mugabe von Simbabwe > 

In
Eritrea errichtete eine weitere Widerstandsgruppe, die Eritrean People’s
Liberation Front (EPLF), zur selben Zeit eine Übergangsregierung und
die Region erklärte ihre Unabhängigkeit. Äthiopien erkannte
den neuen Staat an. Im Herbst 1997 verschlechterten sich die Beziehungen
zwischen Äthiopien und Eritrea zusehends, als Eritrea den äthiopischen
Birr abschaffte und eine eigene Währung einführte. Im Mai 1998
kam es zum offenen Grenzkrieg. Bei den Kämpfen wurden etwa 300 000
Menschen vertrieben. Ende 1998 schien der Konflikt beendet.

Anfang
Februar 1999 kam es an der Grenze zwischen Äthiopien und Eritrea zu
erneuten Kämpfen. Auslöser waren Streitigkeiten um ein rund 400
Quadratkilometer großes Grenzgebiet, das eritreische Truppen im August
1998 besetzt hatten. Nach Wiedereroberung der Ländereien erklärte
die äthiopische Regierung den Sieg ihrer Streitkräfte. Die Regierung
Eritreas akzeptierte im März 1999 die Bedingungen des von der OAU
entworfenen Friedensplans und erklärte die Zusicherung, die eritreischen
Truppen aus allen strittigen Gebieten zurückzuziehen. 


 

Im
Februar 2000 kam es erneut zum bewaffneten Konflikt zwischen Äthiopien
und Eritrea. Die Außenminister beider Staaten unterzeichneten am
18. Juni 2000 ein durch Vermittlung der OAU entstandenes Waffenstillstandsabkommen.
Am 12. Dezember 2000 ratifizierten Regierungsvertreter von Äthiopien
und Eritrea einen Vertrag zur Stationierung von 42 000 UN-Soldaten. 

Im
April 2001 wurde auf Veranlassung der Vereinten Nationen eine an Äthiopien
grenzende, aber ganz auf eritreischem Gebiet gelegene Sicherheitszone eingerichtet.
Mittelfristiges Ziel ist die Rückkehr der aus diesem Gebiet vertriebenen
Zivilbevölkerung.

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