Interview mit Lucky Dube Köln, Summer Jam 5. Juli 1998

RootZ: Hi, Lucky, ich mache ein Reggae Internet Magazin in deutscher
Sprache, denn es gibt leider viele Deutsche, die nicht gut Englisch sprechen.
Damit sie auch an Informationen über Reggae herankommen, mache ich
das Magazin auf Deutsch. Es heißt “I R I E”.

Lucky Dube: Gut.

RootZ: Darum möchte ich Dich fragen, ob Du Computer benutzt.

Lucky Dube: Ja.

RootZ: Benutzt Du auch das Internet?

Lucky Dube: Ja, das macht mein Büro, ich persönlich nicht.

RootZ: Aber Du bist im Internet vertreten?

Lucky Dube: Ja, es gibt Sachen über mich im Internet, die meine
Plattenfirma “Gallo Records” in Südafrika auf ihrem Server hat.

RootZ: Was denkst Du über ein deutschsprachiges Reggaemagazin
im Internet?

Lucky Dube: I glaube, daß das eine gute Idee ist, weil man
damit viele Leute erreichen kann. Als Beispiel: Wir haben gerade ein Buch
über Lucky Dube’s Leben und so herausgegeben und wir haben gemerkt,
daß es nur von Leuten gekauft wird, die Englisch verstehen, während
jeder, egal welche Sprache er spricht, meine Musik liebt. Darum brauchen
wir solche Projekte, wo solch ein Buch, oder was gerade in der Reggaeszene
passiert, übersetzt wird und so die Informationen allen Leuten, seien
sie jetzt Deutsche, Italiener oder wasauchimmer in ihrer Sprache angeboten
werden. Ich denke, das ist eine schöne Sache.

RootZ: Welche Unterstützung kann solch ein Projekt von Dir erhalten?

Lucky Dube: Da bin ich mir nicht sicher. Außer natürlich
Informationen, jede Art von Infos, die ich über Reggae im Allgemeinen
habe und das, was in der Reggaeszene passiert. Ja, diese Art von Infos
könnte ich beitragen.

RootZ: Soweit ich weiß, hast Du gerade Dein sechszehntes Album
“Taxman” veröffentlicht. Stimmt das?

Lucky Dube: Es muß stimmen, ich weiß es nicht.

RootZ: Erzähl uns, was der Hörer davon erwarten kann.

Lucky Dube: Gut, erstmal ist es ein gutes Album, ein verdammt gutes
Album, auch wenn ich selbst das jetzt sage. Aber es ist ein gutes Album.
Wir haben keine Kompromisse gemacht. Geschrieben und produziert wurde es
von mir und generell ist es ein gutes, kraftvolles Album.

RootZ: Wovon handelt das Album?

Lucky Dube: Von vielen Sachen. Es handelt von, laß es mich
so sagen, politischen Dingen, sozialen Dingen und auch wirtschaftlichen
Dingen. Im großen und ganzen dreht es sich um diese persönlichen
politischen und sozialen Probleme im Alltagsleben.

RootZ: Gibt es irgendwas Besonderes zu erzählen, was während
der Produktion passiert ist?

Lucky Dube: Ich glaube, eigentlich nichts Besonderes. Aber, als die
Platte im Studio fertig aufgenommen war, hatte ich einen Unfall. Ich bin
mit meinem Auto eine Klippe heruntergestürzt, als ich gerade das frisch
aufgenommene Demotape anhörte. Aber nichts wirklich Schlimmes. Na
ja, der Wagen war kaputt, aber mir ging es gut. Weißt Du, das ist
passiert, als wir gerade mit dem Mixen des Albums anfangen wollten.

RootZ: Laß uns über den “Taxman” (Steuereintreiber) sprechen.
Wie es sich anhört, hast Du Probleme mit den Behörden.

Lucky Dube: Ja, die meisten, die das Album gehört haben, als
es veröffentlicht wurde, haben gedacht, daß ich vielleicht keine
Steuern bezahlen will oder so etwas. Das stimmt nicht! Ich zahle meine
Steuern, aber ich möchte wissen, wofür ich bezahle. In Südafrika
passiert es nämlich immer wieder, daß Politiker das Geld aus
dem Land bringen. Die haben das Geld nach Amerika oder Paris oder so gebracht
und sind auf einen Shopping Trip gegangen. Dafür haben sie das Geld
der Steuerzahler benutzt! Und die Menschen in Südafrika haben immer
noch keine ordentlichen Unterkünfte, keine ordentlichen Schulen und
keine ordentlichen Krankenhäuser und so weiter. Aber das Land hat
durch die Politiker viel Geld verloren, verliert es sogar noch heute. Die
Politiker nehmen das Geld. Wie ein Minister, sie haben ihm sein Jahresbudget
gegeben und er hat es einfach in drei Monaten verblasen. Das ganze Jahresbudget!
Als sie ihn fragten, was mit dem Geld passiert ist, sagte er, daß
er nicht wüßte, wo das Geld geblieben ist. Und wir reden hier
nicht über zwei oder drei Dollar, wir reden über Millionen. Wie
kann man einfach, sagen wir, vier bis fünf Millionen oder zehn Millionen
verlieren? Das ist völlig unmöglich und das ist meine Sorge.
Daß das Geld dadurch verschwindet und das Land ärmer und ärmer
wird. Anstelle daß das Leben besser wird. In meinem Song “Taxman”
frage ich die Regierung, was mein Geld tut, wo mein Geld hingeht, wenn
es immer noch keine Unterkünfte gibt, keine Schulen und keine Straßen.
Warum zahle ich dann Steuern, wohin geht das Geld?

RootZ: Was hältst Du von den hohen Steuern für ausländische
Künstler, die in Deutschland auftreten?

Lucky Dube: Irgendwie hält das die Leute fern. Weißt Du,
wenn man daran denkt, daß man, wieviel, achtundvierzig, egal, vierzig
Prozent Steuern zahlt und die anderen Ausgaben berücksichtigt, dann
kommt am Ende des Tages raus, daß der Künstler nicht mehr viel
übrig hat. Wir spielen aus Liebe, aber es ist auch eine Lebensart
für uns, das ist der einzige Weg, wie wir leben können. Und dann
denkt man manchmal, “okay, ich kann nicht soviel Steuern zahlen” und dann
fährt man einfach nicht in das bestimmte Land und die Fans sind enttäuscht.
Es wird ein bißchen schwierig für uns, nicht speziell in Deutschland,
eigentlich überall in der Welt wo es so hohe Steuern für Musiker
gibt. 

RootZ: Warum hast Du alle Alben bei Gallo, Südafrika und nur
“Trinity” bei Motown, USA, veröffentlicht?

Lucky Dube: Das war eine Gelegenheit, die sich auftat. Ich glaube,
es war 1995 und ich war auf Tour in Amerika und hier und da gab es Plattenfirmen,
denen meine Musik aufgefallen war. Sie kamen und wollten mich unter Vertrag
nehmen, aber ich hatte ein Problem:, sie meinten zwar, meine Musik zu mögen,
aber ob ich sie nicht ein wenig ändern könne. Vielleicht ein
bißchen Ragga oder etwas reinbringen, was immer sich gerade gut verkauft.
Und so habe ich eigentlich nie ernsthaft bei einer Plattenfirma unterschreiben
wollen bis 1995 Motown kam und sie wollten mich, wie ich bin. Sie wollten
keine Veränderungen, sie wollten mich meine Musik machen lassen und
so habe ich bei ihnen für das eine Album “Trinity” unterschrieben.
Aber dann haben sich die Dinge nicht so entwickelt, wie wir wollten. Und
ich hatte gerade zu der Zeit unterschrieben, als Motown gerade ihre eigenen
wirtschaftlichen Probleme hatten. Das war alles nicht gut für mich
und ich bin zurück zu Shanachie, America gegangen, weil ich dort schon
vor Motown war. Aber in Südafrika war ich immer bei Gallo.

RootZ: Wie ist das Leben in Südafrika, seit Mandela an der Macht
ist?

Lucky Dube: Ja, für einige Leute ist es immer noch das Gleiche,
für andere hat es sich verändert. Weißt Du, es kommt ganz
darauf an, auf welcher Seite des Zaunes man steht. Denn für Leute,
die früher obdachlos waren und es heute noch sind, oder Menschen,
die arbeitslos sind und heute noch keine Arbeit haben, bedeutet diese Veränderung
gar nichts. Es kommt darauf an, auf welcher Seite vom Zaun man steht.

RootZ: Was siehst Du, wenn der große Mann Mandela weg ist?

L. Chaos, Chaos, ehrlich. Weil ich glaube, daß Mandela derjenige
ist, der heute Südafrika zusammenhält. Und wenn er geht, denke
ich, daß wir uns gegenseitig nur für die Macht umbringen werden.
Die meisten von uns sind einfach nur machthungrig. Viele von uns sehen
vielleicht die Möglichkeit, viel Geld zu machen und so etwas und dabei
wirkt Mandela wie ein Puffer. Darum, wenn er geht, denke ich, wird es Chaos
geben, ehrlich.

I,: Man sagt, daß Du nicht trinkst oder rauchst. Wie wirst
Du high?

Lucky Dube: Musik, natürliches High. Darum habe ich auf “Taxman”
einen Song, der sagt “we love it, we smoke it, we drink it, it keeps us
high”. Worüber ich spreche ist nicht Ganja, es ist Musik. Pure Musik.

RootZ: Danke für das Gespräch, Lucky. 


Copyright: Dr. Igüz 1998

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