Interview mit Uschi Tamba alias U2 Köln Summer Jam 5. Juli 1998


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Interview mit Uschi Tamba alias
U2
Köln Summer Jam 5. Juli 1998

RootZ: Hallo,
stell Dich doch bitte unseren Lesern einmal vor.

U2: Mein Name ist Uschi Tamba, vielleicht besser bekannt unter dem
Namen “U2”, weil ich mit dem Pseudonym unter anderem für
das Grow Magazin schreibe, was hoffentlich etwas bekannter wird. Im Augenblick
kommt es mit einer Auflage von sechzigtausend in Deutschland, Österreich,
der Schweiz und den BeNeLuxländern heraus. Ich mache da meine Reggaeparts
und habe immer mehrere Sachen im Angebot, unter anderem Konzerttermine,
sowie CD-Besprechungen, Konzertreviews und so weiter. Alles, was zum Reggae
gehört., sonst mache ich dort nichts anderes. Und meine Promotionfirma
halt. Ich habe fünf Bands unter Vertrag und versuche, für diese
Bands Konzerte zusammenzubekommen.

RootZ: Gleich fünf, ich wußte nur von “Lion of Judah”,
welche Bands hast Du denn noch?

U2: Ja, Lion of Judah ist natürlich meine Spitzenband muß
ich gestehen. Dann kommen hinzu “Natural Mystic”, auch sehr erfolgreich,
dann bin ich unter anderem tätig für Buba Jameh Wen habe ich
denn noch, ich hoffe, ich kriege alle auf die Reihe: “The Lions”
und “Pharaoh
House Crash”. Die sind aber nicht ganz so erfolgreich, weil es sich
um eine komplett deutsche, weiße Band handelt und es bleibt nun ‘mal
im Denken der Reggaeleute, daß Reggae halt schwarz sein muß.
Und es ist eigentlich eine Sache, die mir selbst nicht gut paßt,
aber es ist Tatsache und damit muß man leben. Reggae ist schwarz.

RootZ: Ich hoffe einmal, daß sich das bald ändert. Es gibt
immer mehr weiße Musiker, die guten Reggae machen und eigentlich
sollte diese Frage egal sein. Es ist Musik, die wir alle machen.

U2: Es sollte egal sein, ist es aber leider nicht. Die Veranstalter
pochen halt darauf, daß Reggaeleute schwarz sind, weil sie sich einfach
mehr Vibes versprechen und denken, daß sie die Bands besser verkaufen,
wenn die Leute schwarz sind. Das ist leider so.

RootZ: Das ist ja fast eine Form von Rassismus, ne?

U2: Das ist mit Sicherheit eine Form von Rassismus, dieses Mal komischerweise
umgekehrt. Normalerweise werden die Schwarzen immer rassistisch behandelt
und jetzt sind es in dem Fall die Weißen. Interessant vielleicht
für jeden, einmal darüber nachzudenken.

RootZ: Wie bist Du mit Grow zusammengekommen?

U2: Das war
vor genau drei Jahren, da habe ich den Summer Jam besucht und bin dann
gleich darauf nach Darmstadt gefahren und bin durch Zufall in diesen Hanfladen
in den Growshop gekommen und Leute dort hatten gerade angefangen, sich
über eine Zeitung Gedanken zu machen du daraufhin habe ich gesagt,
ja, ich schreibe auch Reggaemäßig, und so sind wir ein Team
geworden. Und seit dem Zeitpunkt, also von Anfang an, bin ich dabei.

RootZ: Wie lange hörst Du schon Reggaemusik?

U2: Oh, jetzt bin ich fast schon überfragt, weil so ganz genau
weiß ich das nicht. Ich weiß, daß ich als Teenie schon
mit Bob Marley angefangen habe, wie fast jeder von uns, glaube ich. Aber
daß es so strikt geworden ist, kam Ende der Achtziger Jahre, so was
in der Richtung. Und seitdem informiere ich mich immer weiter und zwischenzeitlich
habe ich sehr viele Kontakte und weiß auch sehr viel und meine Leser
rufen mich an und schreiben mir, wollen mehr Informationen von mir haben.
Im Laufe der Jahre hat sich halt viel Wissen bei mir angesammelt.

RootZ: Hörst Du viel andere Musik?

U2: Nein, nichts anderes, aus Rassismus nicht (Uschi lacht).

RootZ: Naja, solange Du nicht versuchst, alle anderen niederzumachen.

U2: Solange ich nicht irgendwie Guildo Horn oder so etwas ziehen
muß, kann ich mit allem leben.

RootZ: Welchen Reggae hörst Du am liebsten?

U2: Mir ist der Roots Reggae am liebsten, dieser ruhige, groovige,
schöne Bass, wozu man wirklich die Augen schließen und sich
ein bißchen in Trance tanzen kann. Ich mag zwar Dancehall, ich mag
auch Ska, aber zum relaxen bevorzuge ich eigentlich Roots Reggae.

RootZ: Gehst
Du manchmal auf Raggamuffinparties?

U2: Ich gehe überall hin, wenn sich etwas Reggaemäßiges
ergibt. Also, da mache ich keine Abstriche. Wenn bei mir in der Nähe
etwas angesagt ist, wenn ich nicht zu weit fahren muß, bin ich auf
jeden Fall dabei. Und an den Wocheneden ist bei mir, sagen wir, zu siebzig
Prozent, Reggae angesagt. Egal wo, irgendwo in Deutschland, oder wie jetzt
auch im Februar, da war ich auf Jamaika und habe mir den Sunsplash angeguckt.
Es ist und bleibt und geht einfach so weiter, Reggae bestimmt mein Leben.

RootZ: Was machst Du gerne, wenn Du nicht mit Musik beschäftigt
bist? Es gibt doch noch ein bißchen Freizeit, oder gibt es die garnicht?

U2: Doch, das gibt es, ich habe da ein ganz besonderes Hobby: ich
bin seit einem Jahr immer noch frisch verliebt. Und von daher geht meine
restliche Freizeit damit drauf, aber die ist dann natürlich schön
gestaltet.

RootZ: Ja, das hört sich gut an, dann danke für das Interview.


Copyright Text: Käpt’n Momo 1998 /
Photos: U2 1997/98 / Layout: Dr. Igüz 1998

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