Interview mit Fe Wolter von The Vision / Prefade Listening / Trance Vision Steppers



 

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Interview mit Fe Wolter von The Vision

Fe Wolter: Fe Wolter von „The Vision“ und von „Prefade Listening“
und „Trance Vision Steppers“, das sind die Projekte, die ich euch hier
heute vorstellen werde, Bestandteil von einer Musikerkooperative, 
woran verschiedene Leute  beteiligt sind. Ich mach’ meistens nur,
weil ich die größte Fresse habe, die Interviews.

RootZ: Stell Dich doch einfach mal vor!

Gut fangen wir mit „ The Vision“ an, das wird einigen Hörern
schon ein Begriff sein – unsere letzte Produktion ist schon einige Jahre
her. Die Session haben wir ’95 aufgenommen – wir sind ins Studio gegangen
und haben 30 backings reingekloppt, jeder hat seine favourite Basslines
rausgekramt, favourite Riddims, songs die sie schon immer mal spielen wollten
und das haben wir dann auch gemacht.



^ Fe Wolter, Summer Jam 1999 

Jeder hat Beispiele einfach mitgebracht ins Studio  nichts wurde
vereinbart, es wurde nicht geprobt, sondern wir haben uns die Kassette
angehört und es uns gut gehen lassen, anschließend haben wir
das eingespielt. Insgesamt waren das so 30 backings die auf der  Scheibe
zu hören sind. Ein paar haben wir rausgenommen und weiterbearbeitet
mit Overdubs, Gesang, Percussion, ein paar Gitarren.


 

Bei der Dub-Light haben wir gänzlich auf den Gesang verzichtet,
ganz bewußt, weil wir ein Instrumental-Album machen wollten um die
Auferksamkeit der Leute nicht zu erregen – halt ein Album für nebenbei.
Daher auch der Name „Dub-Light“. Soll heißen „Dub-Licht“ und „Light“
wie Camel Light oder so. Weil da nicht so wie sonst die schweren Dub- Riddims
drauf sind wie auf anderen Scheiben von uns, wo wir so richtig böse
abrocken, sondern das ist einfach eine Sommer-Scheibe, vom Cover unschwer
zu erkennen, einfach nur die Sonne und das Blau. Zufälle zur SPD-Werbe
-Campagne, die leider die ähnlichen Farben verwendet, sind in diesem
Fall wirklich rein zufällig und absolut nicht gewollt.

RootZ: Kein Hannover…? Keine Schröder Connection?

Fe Wolter: Überhaupt nicht, unser Bundeskanzler  hat uns
da überhaupt nicht weitergeholfen.

RootZ: Wenn du so von  Projekten sprichst – habt ihr da eine
feste Formation? Oder habt ihr die verschiedenen Alben in verschiedenen
Besetzungen  aufgenommen?

Fe Wolter: Das sind immer die selben Leute, die sich so mehr oder
weniger um das P&E Studio scharen  und die Stücke einspielen.
Es gibt halt in Norddeutschland auch nur eine begrenzte Anzahl von Musikern,
die in der Lage sind sowas zu spielen. Mit denen arbeitet man eh schon
seit zehn Jahren zusammen. Bei Vision haben auch viele verschiedene Musiker
gespielt, der Kern bestand aus der Sängerin, dem Bassisten und mir.
Die anderen waren alte Freunde von uns, Session Musiker, die halt mitgemischt
haben.

RootZ: Man kann also davon ausgehen, daß ihr das Ganze nicht
digital einspielt sondern akkustisch?

Fe Wolter: Bei The Vision haben wir das  damals gemacht aber
inzwischen arbeite ich nur noch mit Computer. Ab und zu spiele ich Schlagzeug
– da gehe ich ins Studio, und zieh mir die Loops davon, Weiterbearbeitung
erfolgt dann wieder am Computer.

 Das sind dann meistens immer Einzeltakes. Die Leute
hören dann die Backings und je nachdem wie weit die sind, geben sie
den additional Overdub dazu. Und bei den anderen Projekten z.B. Trance
Vision Steppers, ist  übrigens fast die gleiche crew, da habe
ich kein richtiges Schlagzeug mehr gespielt, eben gleich digital, naja
ein, zwei Stücke sind dabei z.B. dieses Reaction Dub, das könnte
dem einen oder anderen auffallen als alter Vision-Titel, als Vision Backing,
wo ich alte Mehrspurbänder genommen habe und geguckt habe was ich
davon verwenden kann und was nicht.

RootZ: Wie eng seht ihr euch in der Tradition von jamaikanischer
Musik, Dub- Musik, oder vielleicht sogar englischer Dub-Musik?

Fe Wolter: Eher englischer! Also 1987 haben wir die erste deutsche
Dub- Scheibe gemacht, nebenbei gesagt, das ist die „Dub-Vision“, hinlänglich
bekannt, die auch tatsächlich in England in einigen Kreisen Kult-Status
hat, wo ich sehr stolz drauf bin. Derzeit waren wir schon Shaka-Disciples.
Da wir schon einmal in London waren, haben wir eine Original-Shaka-Dance
miterlebt. Damals war das noch nicht so hip unter den Weißen, da
waren wir die einzigsten Weißbrote. Das war echt ein Erlebnis. Shaka
hat es einfach gemacht: Er hat den Dub durch die 80er Jahre durchgetragen
wie nichts. Also er ist einfach der Mann, und ich nehme an, da wird mir
auch jeder recht geben, der sich damit beschäftigt hat. Adrian Sherwood
(Produzent und Besitzer von On-U Sound – Anm. Dr. Igüz)  hat
zwar auch Sachen gemacht, aber er war immer ein Ausnahme-producer, der
hat seine On-U-Sachen gemacht und der hat Remixe gemacht für andere
Leute und auch  schon in den 80er für Popstars, wie z.B. Depeche
Mode und Einstürzende Neubauten.

Oder im Gruselbereich z.B. Ministry. Das ist nochmal eine ganz andere
Baustelle, er hat den Dub einfach erweitert, sowas ähnliches was der
Rock’n Roll mit dem Blues gemacht hat.

RootZ: Aber  Jah Shaka ist in seinem Medium mehr in die Tiefe
gegangen.

Fe Wolter: Auf jeden Fall.

RootZ: Ich finde bei Shaka gibt es auch jede Menge Produktionen die
nicht so gut sind.


 

Fe Wolter: Ja, aber muß einfach sehen was der Mann
geleistet hat.

RootZ: Nicht alle 180 LP’s die er auf den Markt gebracht hat sind
gut..

Fe Wolter: Ich denke Shaka ist auch wichtiger als nur ein Plattenmacher
zu sein. Das ganze Ding zählt, also Schallplattenmachen ist nur ein
Prozenteil von seinem Output.


 

 

< Jah Shaka

RootZ: Da kommst du auf einen ganz wichtigen Punkt zu sprechen. Wie
ist das bei Euch? Shaka ist ja auch der Mann, der halt auch eine Menge
Energie in sein Soundsystem legt und da den direkten Draht zu den Leuten
versucht herzustellen bzw. sich selber als Verbindungsmedium.

Fe Wolter: Da sind wir ganz schlecht. Mit Soundsystem selber habe
ich nicht soviel zu tun. Ich mache als Prefade Listening hin und wieder
so’nen Chill Out, aber ist dann meistens auch in einem anderen Kontext,
also gar nicht so auf Reggae Sachen, sondern das ist dann das nächste
Projekt, das wir haben, das Prefade-Listening das ist auch das aktuellste
Projekt das haben wir bei Different Drummer dem Label von Rocker’s HiFi.
Das geht dann eher so ein bißchen in die On-U‘ige Richtung. Das löst
sich dann auch von dem Roots, also von dem „Strictly Roots“.

Wir kennen ja alle die netten Roots-Leute, die sind
ja auch manchmal ein bißchen konservativ. Ich weiß, daß
am Anfang, als wir mit „The Vision“ angefangen haben, ich praktisch die
ganzen On-U-Sachen und die Reggae-Sachen verarbeiten wollte bei The Vision
hat das nicht richtig geklappt. In der Band gab es Streitigkeiten und mit
dem Publikum hat es auch nicht so funktioniert.


RootZ: Was noch erlaubt ist und was nicht.

Fe Wolter: Ja. Also die Fundamentalisten sind da doch schon extrem.
Lustigerweise sind das genau die, die uns damals überhaupt nicht ernstgenommen
haben. Als Weißer Reggae zu machen, das war vor 10 Jahren auch noch
ein Thema, in jedem zweiten Interview wurden wir darauf angesprochen.

RootZ: Wie könnt ihr nur…

A:. Ja oder „ wie kommt ihr ausgerechnet darauf?“ Es wurden Vergleiche
gezogen mit jodelnden Japanern oder sonst irgendwas. Wir haben uns einfach
dafür entschieden, weil die spirituelle Sichtweise des Reggae, die
fand ich immer gut. Reggae hat sich immer hervorragend geeignet für
gewisse spirituelle Schwingungen, Gefühle oder Aussagen – messages
als Transportmittel. Das hört sich alles immer so hart an, weil ich
möchte niemandem belehren, aber ich möchte durchaus mit meiner
Musik Leuten einen gewissen space zur Verfügung stellen, daß
sie ‘ne Innenschau machen können, daß sie nach innen gehen können,
gucken können, was bei einem selbst los ist, so daß sie sich
selber heilen können.

Wir haben zum Beispiel eine Scheibe, die heißt „Mental Healing“,
die Dubscheibe dazu heißt „Instrumental Healing“. Es gibt genug Sachen,
worüber sich die Leute heutzutage aufregen. Wir hatten keinen Bock
mehr dazu, das zu unterstützen – jetzt noch einen Reißer mehr
machen und noch besser auf der Bühne stehen und noch mehr Crazyness
verbreiten usw.. Wir wurden immer ruhiger im Laufe der Zeit. Wir fanden
eine Ruhe, nicht so eine resignative Ruhe, wo man abstumpft, sondern eine
zufriedene Ruhe, und das versuchen wir einfach damit ein bißchen
weiterzugeben. Wir haben harte Auseinandersetzungen – wir leben wirklich.

RootZ: Mich würde mal interessieren: Lebt ihr von eurer Musik?
Macht ihr das hauptberuflich?

Fe Wolter: Ich ja, die anderen  nicht. Aber ich mach, wie gesagt,
auch noch andere Sachen. Wir konnten in der Zeit als wir getourt sind,
gut davon leben. Das war in Ordnung. Aber nur von den Studio-Alben, das
ist ein bißchen wenig weil – soviel ist das natürlich nicht,
das kann sich jeder vorstellen – wir sind kein Chart-Thema.

RootZ: In Bezug auf Shaka und  Soundsystem: Bei Shaka ist natürlich
das Umfeld gegeben, daß er sowas überhaupt machen kann.

Fe Wolter: Das hat er sich geschaffen. Ich kenne die Shaka Dances
auch. Da waren eine Handvoll Schwarze, die das hören wollten und das
war auch schon aus der Mode. Ende der Siebziger Anfang Achtziger war halt
die erste große Reggaewelle vorbei. David Rodigan hat auf BFBS natürlich
sehr viel dazu beigetragen zum Überleben des Reggae und ein paar andere
Leute in England. Aber Shaka hat dieses Dub-Ding hochgehalten, mit diesem
gnadenlosen Dub-Soundsystem. Ihr kennt auch alle die Unterschiede zwischen
einem gutgelauntem Raggamuffin- Dance und zwischen Heavy-cultural Deepness-
Shaka- Dance. Der einzige Ort, wo das in Deutschland geht, ist die Flora.
Es gibt halt ein paar Sounds, die das machen können, aber das ist
eigentlich nur in Hamburg. Also ich habe es bislang nur in Hamburg gefunden.


 

RootZ: Erzähle doch mal ein bißchen was darüber
wie die Musik entsteht.  Wie z.B. entsteht Prefade Listening?

Fe Wolter: Das  Prefade Listening mach ich mit den Ur-Vision
zusammen, mit Jens, der mein Partner ist seit ich angefangen habe Musik
zu machen. Mit ihm gehe ich durch dick und dünn. Niemand ist erstaunter
über die Tracks wenn die fertig sind als wir beide.  Man hat
Fragmente, Ideen, man kombiniert was und man muß Geschmack haben
in dem Moment.

RootZ: Meinst Du Musik ist eine Geschmacksache?

Fe Wolter: Ja. Aber jetzt nicht die Art Geschmack ob man was mag
oder nicht. Sondern in dem Sinne, daß du weißt, welche Sounds
zusammen funktionieren und wo sie hingehören. In unserem Studio habe
ich viel gelernt in Kooperative mit unseren Techno-Kids. Die machen ganz
interessante Sachen. Mit denen haben wir auch mal so ein Special gemacht
bei Sony, so’ne kleine Geldmaschine, und es hat auch funktioniert, daß
wir das Studio ein bißchen fitter gekriegt haben. Die machen sehr
viel im Bereich Remixe für House und so…in Hannover, wo die sehr
involviert sind. Wir wollen mal so ein kleines Giganten-Treffen machen.
Also keinen Schlagerhouse, es gibt auch richtig guten, groovigen Underground-House.
Mal sehen was dabei ‘rauskommt. Das meinte ich mit Geschmack, daß
du einfach weißt was paßt.

RootZ: Also Geschmack ist dann eher vielleicht die musikalische Essenz?

 

Fe Wolter: Ich beantworte dir die Frage gleich, wenn ich dir noch
kurz was zur Arbeitsweise  von Prefade-Listening sage. Wir haben früher
die Sachen alle gespielt. Das heißt, ich weiß, was ich mache.
Also ich sitze da nicht am Computer oder an der Kiste, bin fasziniert davon,
was das Ding für Sounds schmeißt, und lasse den Computer die
Musik machen. Aber ich weiß ganz genau, was ich da mache. Ne Bassdrum
zu kicken, das ist klar aber deswegen ist es da auch ein bißchen
einfacher. Oder – das unterscheidet uns von anderen Elektronik- Musikern
– weil wir haben die experience, wie es ist, selbst zu spielen, das ist
verinnerlicht.

RootZ: Inwiefern siehst Du Dich denn in der Tradition von elektronischer
Musik?

Fe Wolter: Auf allen unseren Platten wirst Du dieses Zeichen finden:
P&E, das ist sozusagen der Sammelbegriff für alle unsere Projekte
und das bedeutet: Percussion und Elektronik. Das war das, was mich mit
Jens seit Anbeginn, seit wir angefangen haben Musik zu machen, interessiert
hat. Einerseits war da das völlig wilde Trommeln, also körperlich
selber was machen, hauen, Sound, alles in einem und auf der anderen Seite
praktisch das völlig verkopfte, sphärische Abfahren von Synthi-Klängen.
Diese ganze Analog-Kiste haben wir mitgemacht.

U.a. Klaus Schulze, Tangerine Dream, Kraftwerk weniger, weil die
fanden wir eigentlich ziemlich kommerziell. Im General-Kontext finde ich
Kraftwerk jetzt auch wieder o.k. aber eigentlich waren letztendlich für
mich dann doch Bands wie Can wichtiger, weil sie psychedelischer waren.
Aus der Ecke kommen wir halt auch, gepaart mit – Ende der 70er Anfang der
80er, ’ner ganz kräftigen Portion Punk. Attitüde, das war unsere
Zeit. Da habe ich auch in so einer Neue Deutsche Welle -Kapelle gespielt,
die hieß Der Moderne Mann , das war eigentlich eine ganz lustige
Zeit. Damals gehörte Punk und Reggae einfach zusammen. Und dann ging
Punk ganz andere Wege.  Das fand ich dann nicht mehr so berauschend.
Sehr viele jamaikanische  Künsteler finde ich gut, die Rastabewegung
als solche auch sehr wichtig, einfach als Institution, als spirituelle
Institution und den Reggae als  Beat finde ich supergeil aber dieses
jamaikanische Lebensgefühl sagt mir persönlich überhaupt
nichts. Ich fühle mich eher zu den Londoner Sachen bezogen.


 

RootZ:  Das hast Du eben schon gesagt, daß
Du Dich in der englischen Dubszene eher heimisch fühlst. Wie sieht
es denn aus mit, um einfach mal so drei Namen zu nennen, Tubby, Perry,
Scientist…

Fe Wolter: Das sind natürlich die Godfather von den Sachen.

< Lee 'Scratch' Perry

RootZ: Coxson Dodd vielleicht noch.

Fe Wolter: Auf jeden Fall. Ich habe keine Probleme mit Schick-Schack-Gurus
oder Leuten, die einem irgendwie einen Weg zeigen. Vor den Leuten habe
ich Respekt. Auch wenn ich mich weiterentwickele und meinen Weg gehe. Es
ist schon abstrakt,  ich kenne sie von Platte,  also bei Perry
ist es ein bißchen anders, den haben wir mal persönlich näher
kennengelernt, als der mit „Soon Come“ getourt hat.  Da hat Nathalie
auch  Backing- Vocals gemacht. Ansonsten hat man mit denen weniger
zu tun. Mit den Londonern schon mehr, die habe ich schon ein paarmal besucht,
Adrian kenne ich seit den 85, die ganze On-U- Posse, mit Bim Sherman haben
wir ein bißchen was gemacht, Dub Syndicate, African Headcharge. Zion
Train sind Bekannte von uns und die Macka B Posse da wollen wir auch mal
was mit machen. Es geht halt ziemlich schnell, hier Leute kennenzulernen
– Jamaika ist weit weg und da ist auch ein kultureller Unterschied. Weil,
ich bin halt ein urbarer Mensch.

RootZ: Was nicht heißen mag, daß Jamaika nicht evtl.
auch urbane Qualitäten hat in irgendeiner Hinsicht.

Fe Wolter: Habe ich keine Ahnung von, ich will nichts bewerten, ich
sage ganz strikt, daß ich mich noch nicht so damit auseindergesetzt
habe, wie es vielleicht den Anschein haben müßte, wenn man Reggae-Musiker
in Deutschland ist. Da gibt es vielleicht einen Widerspruch, das kann man
mir vielleicht vorwerfen oder auch nicht.

RootZ: Vielleicht ist das für Dich einfach nicht wichtig

Fe Wolter: Ich habe es noch nicht erfahren, sagen wir es so. Zur
englischen Musikszene: Dadurch, daß sie so ein Schmelztegel sind,
kommen da auch ganz viele Sachen rein, die mich auch sehr interessieren,
indische Musik zum Beispiel. Letzte Woche war ein Konzert mit Suns Of Arqa,
ist ja wohl auch ziemlich vielen Leuten ein Begriff, die machen das ja
nun schon seit Ende der Siebziger. Der war auch einer derjenigen, die uns
was geschickt haben. Als wir die Sachen gehört haben, dachten wir
„jawoll“.

RootZ: Obwohl man gar nicht unbedingt „die Sachen“ sagen kann, weil
– es sind superviele, total unterschiedliche….

Fe Wolter: Doch, damals waren halt ein paar Sachen. Die Band hat
mit Adrian was zusammen gemacht, so „Acid Tabla“. Das sind Klassiker bei
uns in der Posse sind das einfach Klassiker.

RootZ: Ich meine einfach, weil einerseits halt diese ziemlich traditionelle
Art und Weise da ist und halt einerseits schon die Elektronik.

Fe Wolter: Ja, das finde ich ja das schöne daran, deswegen haben
wir uns mit den Jungs ja auch sofort so supermäßig verstanden.
Mit dem Percussionisten, Jamal, das war Liebe auf den ersten Blick. Weil
– der spielt halt Tablas, hat nebenbei noch so eine Elektronik-Pad und
hat da noch Elektro-Sounds  drauf.

Und das ist einfach genau unser Konzept, P & E, Percussion und
Elektronik. Das ist auch ein ziemlich berühmter Musiker sogar, der
hat auch schon mit ganz anderen Leuten zusammengespielt. Das sind auch
alles so High-End-Cracks, leben in Paris, und der Geiger lebt in Indien,
und Michael eben in Schottland, das ist schon so aus den Ländern gezogen.
Aber man schafft es dann halt doch, irgendwie mal was zusammen zu machen.
Das ist schon groß. Das macht schon Spaß.

RootZ: Was hältst Du vom Internet?

Fe Wolter: Ich finde das Internet als Verbindungsglied ziemlich wichtig.
Ich finde, es erspart eine ganze Menge Zeit, wenn man auf internationaler
Ebene ziemlich schnell Informationen austauschen kann.


Ich erhoffe mir vom Internet irgendwann mal eine größere
Popularität unserer Produkte, aber soweit ist es noch nicht.


Aber ich achte sehr darauf, wer sich dafür interessiert und
strebe auch Zusammenarbeit mit Leuten, die in der Richtung tätig sind,
an. Ich kann nicht alles machen, ansonsten hätt‘ ich schon längst
einen Verlag oder ein Label. Ich kenne meine Grenzen und ich weiß,
was mich letztendlich interessiert, das ist die Musik und das Musik machen
und im Studio sitzen; da kriegst du mich nicht raus. Da kann ich tagelang
mich eingraben ohne einen einzigen Schritt vor die Tür zu setzten.
Das ist einfach mein Ding so. Alles andere ist nebenbei.

RootZ: Aber das Summer Jam lockt dich schon vor die Tür?

 

Fe Wolter: Summer Jam ist meine Messe. Da treff‘ ich sie alle auf
einmal und es ist so ein fantastisch organisiertes Event. Das hat so lange
Tradition. Und ich bin auch mit dem Klaus und Carlos (Veranstalter des
Summer Jam – Anm. Dr. Igüz) seit über 10 Jahren bekannt, in bescheidenen
Maßen, in denen man das hier so in solchen Beziehungen sagen kann,
befreundet sogar. Es ist sehr herzlich. Ich weiß, was die Jungs leisten,
weil ich Einblicke habe in diese organisatorische Ebene. Ich weiß,
was die sich manchmal von allen Seiten anhören müssen. Ich kann
auch nur mit dem Kopf schütteln, wenn es denn irgendwelche Staatsanwälte,
„grün-gelb-rote Staatsanwälte“ im Internet gibt, die da meinen,
sie müssen mal die ganze Zeit über das Summer Jam abdissen. Kann
ich nur den Kopf schütteln, weil ich halt andere Einblicke habe. Ich
kann den Leuten nicht richtig böse sein. Von meiner Sicht aus kann
ich nur sagen, daß auf den falschen geschossen wird.

Es ist noch mal ganz anders, als Ihr Euch das da draußen vorstellt.
Mehr kann man dazu eigentlich nicht sagen. Das klingt super überheblich.
Ich weiß, dass ich jetzt wiedermal den Bonus in Arroganz grade abgeschossen
habe, aber, es tut mir Leid, es kommt von Herzen. Ich weiß was es
heißt, ein Festival zu organisieren, oder ein Konzert, ich weiß,
was dazu nötig ist, mit wem man alles rumdealen muß und mit
wem man da alles zusammenarbeiten muß aufgrund der örtlichen
Gegebenheiten etcetera p.p. Was das für Leute sind, was es da für
Auflagen gibt und so weiter. Ich weiß, daß die alles machen,
um diese Auflagen zu erfüllen und trotzdem unser Ding hier durchzubringen.

Wo hast du das irgendwo? Ein kommerzielles Festival, nenn mir ein
einziges Festival, wo es möglich ist, daß hier 10 000 Leute
reinkommen oder 15 000, und draußen noch mal 35 000 sitzen, die nur
die Action mitnehmen, die Nutznießer von diesem Festival sind, sich
ein wunderbares Camping-Wochenende machen, ihren ganzen Müll, ihren
ganzen Scheiß irgendwo im Wald liegen lassen, wofür das Summer
Jam natürlich aufkommt. Ich glaub, soviel kann ich noch mal dazu sagen.
Da gibt es noch mehrere solche Beispiele, die ich gar nicht so alle nennen
möchte, weil ich mir gar nicht sicher bin, ob den Verantwortlichen
das so recht ist.

RootZ: Ja, das war abschließend vielleicht noch mal ganz gut.

 

Fe Wolter: Vielleicht dann noch als ganz Abschließendes, das
hat ja natürlich auch ne Quintessenz, ne Message, das heißt
einfach: Unity! Seht zu, daß Ihr zusammenarbeitet, seht zu, auf wen
Ihr schießt oder eure Energien darauf verwendet irgendwelche Leute
zu dissen oder sonst was. Sonst Landen wir ganz schnell da, wo die kleinen
Hip-Hopper sind, wo jeder den andern versucht anzupissen, sich in den Vordergrund
zu spielen. Peinlich, peinlich, peinlich. Das brauchen wir nicht.

RootZ: Danke Dir für das Interview.

< Holger, Fe und Dr. Igüz, Summer Jam 1999


Copyright Text: I R I E Crew /  Bilder: I R I
E Crew / Fe Wolter / Ariwa / On-U / Contour / Layout : Dr. Igüz 2000

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