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Album "Documents"
Biographie (engl.)
Grüße vom Summer Jam'99
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Interview mit den Postmen

 
Rootz: Erzählt uns vielleicht zunächst einmal, wie Eure musikalische Karriere begann und wo ihr herkommt?

Postmen: Wir kommen aus Holland, Rotterdam.

Rootz: Ihr zwei?

Postmen: Nein, ich bin aus Harlem. Das liegt auch in Holland.

< Zwei Postmen auf dem Summer Jam 1999

Rootz: Stellt Euch mal vor!

Postmen: Mein Name ist The Anonymous, kurz Mis.
 
Und ich heiße Rollarock und als Dritten in der Band haben wir noch den DJ G-Boah. Vor zwölf Jahren starteten wir mit Hip Hop, wir alle drei waren in der Hip Hop-Szene. Im Grunde war es so, dass im Hip Hop nichts passierte, nichts Neues. Es war alles das Gleiche. Viele Alben, die rauskamen, waren von der gleichen Art, erzählten dir vom gleichen Shit. Also sagten wir uns: wenn wir rappen, rappen wir es nicht wie die Amerikaner, wir machen einfach unser eigenes Ding.
^ Postmen 
Das war die Basis. Einer verkaufte seine Sampler und er kaufte sich einen Bass. Ein anderer fing wieder an, Schlagzeug zu spielen.

Rootz: Was für eine Art von Hip Hop mögt Ihr am liebsten?

Postmen: Da gibt es guten und schlechten. Von Nas gibt es einiges Gutes, obwohl ich nicht alles mag. Das ist ganz verschieden. Die meisten reden über Geld und Ruhm und all das. Das war ihr Thema, und wir sagten uns, dass wir so einfach nicht leben, also können wir nicht davon erzählen, wie es ist, einer der Großen zu sein. Und dann wollten wir keine Sampler benutzen, sondern wieder anfangen Musik zu spielen. Ich kannte die beiden aus der Hip Hop-Szene und nebenbei sang ich auch ein bißchen. Als sie mich einluden, in ihr Studio zu kommen, hatten sie einen Track gebaut. Sie luden mich ein zu kommen und auf den Track zu singen, und von diesem Moment an waren wir drei zusammen. Wir produzierten eine Single, danach machten wir das Album fertig. Darauf folgten die Fernsehshows und die Magazine. Wir landeten in der Top 40-Liste. Die Musik, die wir spielten, war Reggae, der von Hip Hop beeinflußt wurde.

Rootz: Du meinst Ragga, Reggae...

Postmen: Nein, es ist mehr der Roots.

Rootz: Was für ein Einfluß war das?
 
Postmen: Es war vor allem der Mix: Hardcore-Hip Hop und Roots-Reggae, weniger Ragga oder Dancehall, aber Roots. Wir versuchen, bei den Wurzeln zu bleiben. Wir versuchen, die Botschaft herauszuziehen. Wir singen und rappen einfach darauf. Wir kommen mit unserem eigenen Stil. Wir wollen nicht wie eine jamaikanische Band klingen. Wir mixen es und bringen unseren eigenen Stil. Wir kommen ja nicht aus Jamaika, wir kommen aus Holland, Rotterdam, Amsterdam, Harlem. Wir spielen die Musik, wie wir sie empfinden. Wir bringen unsere eigene Botschaft. Das ist es im Grunde.

Rootz: Was für Roots-Musik? Burning Spear, Bob Marley oder eher Sizzla, Anthony B, Capleton und so etwas?

Postmen: Die alten Siebziger. Natürlich Bob Marley, Burning Spear, all die Großen, die Abyssinians... Burning Spear war eine Quelle der Inspiration.

Rootz: Was ist mit Dub-Musik?

Postmen: Wir lieben sie. Ein oder zwei von uns haben zuvor mit zwei Plattenspielern gearbeitet, wo wir auf Dubplates gesungen und gerappt haben. Wir haben aber auch eine Live-Band. Wir arbeiten mit beidem, Plattenspielern und Live-Band. Wir wollen es mischen. Wenn wir zu Hause sind, spielen wir freier. Das ist das erste Mal für uns in Deutschland und wir haben versucht, den Auftritt flüssig und ohne Unterbrechungen zu gestalten.
 
Rootz: Wie empfandet Ihr es, in Deutschland zu spielen?

Postmen: Es war nett, es ist ein Festival und wir waren die erste oder zweite Band, die spielen sollte. Wenn du als erstes spielst, kannst du nie wissen, denn die meisten Leute schlafen noch. Aber das Publikum reagierte sehr gut. Wir kamen hierhin, um mit den Größen des Reggae zu spielen. Wir haben auf der selben Bühne wie Burning Spear gespielt. Normalerweise sind wir auf seinen Konzerten immer als Besucher in der Menge, jetzt haben wir mit ihm im selben Line-Up gespielt. Das war eine Ehre für uns.

^ Die Postmen am I R I E Stand, Summer Jam'99

Rootz: Ich habe Euer Album „Documents“ noch nicht gehört. Erzählt uns doch vielleicht etwas darüber.

Postmen: Es ist das erste, es ist noch der Beginn. Man kann sagen, dass es das erste Baby ist, das geboren wurde aus dem, was wir drei zusammen machen. Es ist ein Album, das Tracks enthält, die mit Reggae gemischt sind, Reggae-Hip Hop-Tracks. Es enthält Tracks, die reiner Hip Hop sind, es enthält aber auch Tracks, die reiner Reggae sind. Die Beats und Riddims sind nicht einfach nur Hip Hop oder Reggae, sie sind gemischt, alles ist dabei. Wir nennen es Dokument, denn jeder Song auf dem Album ist eine Dokumentation.

Rootz: Einer Lebenssituation?
 
 

^ Die kompletten Postmen in Action
Postmen: Ja, einer Lebenssituation. Dinge, die du um dich herum siehst. Wir haben eine Menge Experimente gemacht. Wenn das zweite Album herauskommt, ist alles mehr beisammen. Das war ein erstes Experiment. Wir suchten nach einem Weg, wie es gehen sollte. Wir versuchten, den richtigen Weg für uns zu finden um die Musik zu mixen, um Hip Hop mit Reggae zu mixen. Jetzt haben wir den richtigen Weg gefunden und produzieren unser zweites Album, das tight ist und mehr Power hat.

Jeder Song ist ein Dokument, nicht das ganze Album. Jeder Song hat eine gewisse Botschaft, oder eher eine gewisse Absicht, etwas, was dich zum Denken bringt. Die meisten Rapper produzieren heutzutage einfach dieses schnelle Gelaber, wir haben beschlossen, nicht diesen Weg einzuschlagen. Wir entschlossen uns, reale Situationen darzustellen, Scheiße, die deinen Freunden passiert, oder deiner Familie, oder Sachen, die du auf der Straße siehst, oder, was dein Nachbar durchlebt.
 
Es sind die Sachen, die du siehst, aus denen du ein Dokument, eine Geschichte machst. Das ist es im Grunde. Wir dokumentieren reale Sachen, alles auf dem Album ist real.

Rootz: Ja, danke , das wars von unserer Seite, , vielleicht wollt Ihr noch etwas sagen.

Postmen: Haltet den Hip Hop hoch. Checkt die Postmen aus. Wenn wir einmal wieder nach Deutschland kommen, kommt und checkt uns aus.


Copyright Text: I R I E Crew / Fotos : V2 / Contour / I R I E Crew / Layout : Dr. Igüz 2000