Interview mit Mark Rae von Rae & Christian

Interview
mit Mark Rae 
von Rae & Christian
Köln, Studio 672
14. März 2001

RootZ: Hi Rae.

Mark Rae: Hi!

RootZ: Mark Rae, richtig?

Mark Rae: Mark Rae, ja, ein
schottischer Name.

RootZ: Gib mir doch bitte
einen kurzen Einblick in 2 Sätzen in Rae & Christian.

Mark Rae: Man kann nie einen
kurzen Einblick in 2 Sätzen geben in die Arbeit von R & C- ähh,
ich habe Steve 1995 kennen gelernt, wir haben 2 Alben zusammen gemacht,
nun da stehen wir jetzt, 2 Alben und 57 Remixes später…

RootZ: Wir sind, wie Du gerade
sagtest, beim 2. Album angekommen- verfolgt es dasselbe Konzept wie das
erste?

Mark Rae: eehhmmm… wir
versuchen, emotionale Musik zu machen, uns fortzubewegen und das Beste
daraus zu machen, was wir machen können. Wir gehen nicht wirklich
konzeptionell an Musik heran: schauen zum Schluß nur, welche unsere
besten Songs sind und stelllen sie zusammen…

RootZ: Ich vermute, dass
ihr auf Eurem ersten Album zuerst die Instrumentals gebaut habt und Euch
später Sänger eingeladen habt, die ihre Stimmen über das
fertige Gerüst gelegt haben. War das beim 2. Album auch so?

Mark Rae: Ja, zum größten
Teil. Wenn ich Songs geschrieben habe, habe ich später im Studio mit
beispielsweise The Pharcyde zusammengearbeitet, Steve mit eher mit den
Sängerinnen. Dieses Mal war noch mehr Zusammenarbeit als beim letzten
Mal.

 

RootZ: Könntest Du noch
mehr über Eure Kooperation mit Pharcyde und Bobby Womack erzählen?

Mark Rae: Ich bin nach Los
Angeles gefahren, um mit The Pharcyde in Kontakt zu treten, das waren die
einzigen Leute, mit denen wir zusammenarbeiten wollten in dieser Zeit.
Wir wussten zuerst überhaupt nicht, was kommen würde. Es sollte
der Kontakt zu Bobby Womack hergestellt werden, als ich mich an den Namen
des Managers aus einer Radioshow erinnern konnte. Ich rief beim Manager
von Bobby an, der zwar nicht mehr dessen Manager war der mir aber Bobbys
Nummer gab. Ich stellte also Kontakt her, und 2 Monate später waren
die 2 Songs fertig – gut, es war nicht immer alles so leicht, z.B. sich
die ganzen Geschichten aus Bobbys Leben anzuhören, aber es war ein
aufregender Prozess, definitiv.

RootZ: Wir machen hauptsächlich
ein Reggaemagazin …

Mark Rae: aahhh, (singt)
dibby dibby Dj, dibby dibby Dj, know mi a dead, know mi a dead… Cutty
Ranks, das habe ich geremixt…

RootZ: …daher sind wir
hauptsächlich an der Kooperation mit den Congos interessiert…

Mark Rae: Ahh, großartig!

RootZ: Gib uns bitte einen
kurzen Einblick, wie es war, mit Cedrik zusammenzuarbeiten.

Mark Rae: Nun, Cedrik hatte
diesen Song für sich geschrieben auf einem Stück, was seine Kinder
nicht mochten- also haben wir das Stück in der Bronx umgeändert
und letztendlich aufgenommen.

Er war sehr offen für
die Grundidee und war sehr an der Arbeit interessiert. Und er hatte gute
Vibes für den Track, er wusste, dass da etwas neues zu dem hinzukam,
was er bisher getan hatte. Und außerdem, er hat eine unvergleichbare
Schönheit in seiner Stimme, die sonst fast niemand hat wirklich hat!
Ich war sehr aufgeregt, dass er für uns singen würde. Und mit
einem Schlüsselteam aus den „Heart of The Congos“ zusammenzuarbeiten-
was für viele Reggaefans wahrscheinlich das beste Album aller Zeiten
ist! 

Wo sich die Congos lyrisch
einordnen, steht streng in westafrikanischer Tradition, sie beziehen sich
viel auf die Position der verschleppten Sklaven und deren Wunsch, nach
Afrika zurückkehren zu wollen. 

„Open up the gates“ ist mein
persönlicher Lieblingsong auf der „Heart of the Congos“. Ich war mir
im Klaren über die Gewichtigkeit der Aussage. Es war für mich
eine Ehre, dass solch eine Stimme auf dem unabhängigen Label „Survival“
zu Wort kommt. Das war auf jeden Fall einer der musikalischen Highlights
meines Lebens!

RootZ: Ihr nennt Euer neues
Album „Sleep Walking“. Fußt das in irgendeiner Form im Inhalt des
Albums?

Mark Rae: Sicher! Es geht
viel um Schlaf, aber vor allem um wach und lebendig werden werden, das
betrifft ja jedermann.

Außerdem schlafwandle
ich selbst, vor allem, wenn ich unter Streß stehe… Und eine Menge
der Songs sind über den Streß, den ich so habe. Es es ein sehr
introspektives Album über uns selbst, was zeigen soll, warum wir sind
wie wir sind. Es ist ein bisschen mehr ambient.

RootZ: Was ist der rote Faden
durch das Album?

Mark Rae: Menschliche Erfahrung.
Im großen und ganzen ist es ein Soul Album, darüber was Menschen
erlebt haben, eher als es Liebeslieder sind.

RootZ: Was hat Dir Reggae
für Deine Kreationen gegeben?

Mark Rae: Nun, Steve hat
mit Reggae nicht wirklich viel zu tun, ich liebe ihn, weil er für
mich der Beginn aller Dancemusic ist. Alle Konzepte von Bass-und Produktionstechniken
stehen im Zentrum des Interesses eines Songs. 

Ich liebe „Dub Experience“
von Sly & Robbie, Scientist und einige Vokalakrobaten wie Eek-A-Mouse
und Cutty Ranks. Für mich ist das ganze eine vibrating culture. 

Ich versuche immer etwas
Ragga oder Reggae in meinem Set zu spielen. Reggae ist härter einzubauen,
weil die Leute etwas brauchen, um in doppelter Geschwindigkeit upzufunken.
Das ist, was viele Jamaikaner verwundert- ich habe auch mit Joseph Cotton
zusammengearbeitet- er hat den Leuten beim Tanzen in doppelter Geschwindigkeit
zugeschaut… Es ist für mich hart, Reggae in einem normalen DJ-Szenario
einzubauen, aber manchmal, mit Hiphop vermischt, kann ich es spielen. 

RootZ: Laß uns zur
Dancehallszene kommen: In Deutschland erleben wir ein großes Revival
von Reggae und Dancehall seit ungefähr 6 Monaten, ist es in England
ähnlich?

Mark Rae: Ich habe eine Menge
Poster mit Bashment-Titeln gesehen- nun laß mich sagen, Beenie Man’s
Erfolg oder Shaggy- das ist ein Pop-Scheibe, das lässt Leute sauer
werden auf das Konzept dahinter, es geht nun mehr nach Fashiontauglichkeit.
Aber ich denke, Ragga und Hiphop helfen einander. Auf jedne Fall kann ich
ein gewachsenes Interesse beobachten…

RootZ: Genau das passiert
hier in Deutschland: die deutschen Rapper bedienen sich des Raggas, weil
ihre Musik stagniert…

Mark Rae: (lacht) ja, langweilig…

Rootz:… aber sie kommen
mit jamaikanischen Artists wieder und es entwickelt sich eine authentische
Szene und vor allem deutschsprachige Szene. Das macht Dancehallmusic für
Deutsche wesentlich interessanter, weil es für viele Deutsche zu hart
ist, Patois zu verstehen…

Mark Rae: (lacht), ja es
ist eine andere Sprache…

RootZ: Was denkst Du über
die Napster-Kontroverse?

Mark Rae: Ich habe das nicht
sehr nah verfolgt, aber wir sind mit einigen Tracks bei Napster vertreten.
Leute, die unser Album downloaden, werden es sowieso kaufen, es gibt dort
eh nur einige Tracks herunterzuladen-  ich finde das gut, so der so.
Es ist ein gute Werbung für uns, ich habe damit keine Probleme.

RootZ: Wie kommen die Musik
und das Internet zusammen?

Mark Rae: Nun, wir haben
den Kontakt zu vielen Kolegen über’ s Internet bekommen, außerdem
wurde mir Bobby’s Management-Nummer via Internet übermittelt, es mir
viel gebracht, auch wenn ich es nicht sehr viel nutze. 

Ich denke, ich sollte es
mehr nutzen: denn wenn man nur den Interpreten eines Stückes oder
aber den Titel kennt, ohne den Namen des Interpreten zu wissen, kann einen
das Netz weiterbringen, auch wenn einem im Plattenladen nicht weitergeholfen
werden kann. Um bei Cutty Ranks- „The Stopper“ zu bleiben, man kann, nachdem
man im Internet herausgefunden hat, wie es heißt, nun in den Laden
gehen, und sich das Stück kaufen.

RootZ: Nun die letzte Frage:
wir machen das Internetmagazin „RootZ“: gibt es irgendwas, was Du unseren
Lesern sagen möchtest?

Mark Rae: Nun, unser Album
„Sleepwalking“ ist nicht gerade ein reines Reggaealbum, aber der Congos
-Track ist deshalb interessant, weil er Cedrik in einem ganz anderen Licht
erscheinen lässt, es ist großartig, ihn über einem ganz
anderen Track zu hören! 

Aber: Seid stark in Eurer
Szene und lasst sie wachsen, weil Musik Kultur ist…

RootZ: Danke für das
Interview, Rae.


Copyright Text: 
Holger / Dr. Igüz / Photos: Dr. Igüz / Layout: Dr. Igüz
1998 – 2001
Zum Seitenanfang

Scroll to Top