Editorial des Internet-Reggae-Magazins I R I E


I R I E
liest sich am besten
mit einem Netscape
Browser und
mit einer augenfreundlichen Auflösung von 640
x 480


 


>> Editorial


 

*
Augustus Pablo ist am 17. Mai 1999 in Jamaica verstorben. *

 

* I R I E trauert um einen großen
Dub- und Reggaemusiker. *


High,

hier ist wieder der schreibende Doktor aus seiner Kölner Praxis,

eigentlich sollten diese Zeilen das Editorial für die Aprilausgabe,
die Nummer vier von


RootZ werden, aber ich habe mich nach langem Überlegen zu einem
konzeptuellen Wechsel entschieden, der mich leider auch ein wenig von dem
von mir angestrebten Format eines für das Internet aufbereiteten Printmagazins
entfernt:

Ab sofort wird RootZ nicht mehr in Ausgaben erscheinen, sondern fortlaufend
aktualisiert. Den neuesten Stand der Rubriken könnt Ihr dann am Datum
im Inhaltsverzeichnis erkennen. Ich war es leid, unter Zeitdruck Stories
herauszuhauen, die mit mehr verfügbarer Zeit besser geworden wären
oder daß ich mir alternativ seitenlange Entschuldigungen aus den
Fingern saugen mußte, wenn ich einen Termin habe platzen lassen.
Ein weiteres Problem ist, daß ich für die einen Rubriken ausreichend
Stoff hätte, um alle Nase lang ein Update zu schalten, für die
anderen Bereiche eine ordentliche Gestaltung aber häufig mehr als
die zur Verfügung stehende Zeit benötigt hätte. Ich hoffe,
dieser Kompromiß führt wenigstens zu einer deutlichen Steigerung
der journalistischen Qualität des Inhaltes von I R I E, wenn er schon
weiter von der angestrebten Vorlage "Printformat" wegführt. Leider
steht für diese Plattform in den nächsten drei Monaten effektiv
weniger Zeit zur Verfügung. Das liegt nicht daran, daß der Doktor
vielleicht keinen Bock mehr hat oder so etwas, nein, Igüz Productions
hat den Auftrag angenommen, die offizielle Page für das Summer Jam'99
Festival zu bauen und das wird natürlich das wertvolle Gut "Zeit"
für mich noch rarer machen.

1999 - eine einzige Party, wie von Seiner Miniaturgeilheit aus Minneapolis
schon vor Jahren prophezeit, ist es bisher nicht geworden, nein, das Jahr
entwickelt sich eher zu einem düsteren Zeitabschnitt, da werden menschliche
und moralische Werte mit Füßen getreten und nur ein paar dieser
neuen globalen Wertestruktur Bewußte neigen zum Zurücktreten,
und die für die Misere Verantwortlichen üben sich im Leisetreten,
seit Neuestem sogar im Zurücktreten.

Im Land der Cevabcici und der weltbekannten Bohnensuppe sind letztere
derzeit häufig blau und vom Himmel regnet es Vernichtung, gesäht
von der NATO. Krieg mitten in Europa! Hoffen wir, beten wir zu Jah, daß
die Kacke nicht eskaliert. Unsere Volksvertreter im Parlament aber mischen
sich zwar militärisch durch deutsche Soldaten in den Konflikt ein,
lassen aber eine offene Aussprache im Plenum nicht zu. Und dann noch all
die andere Scheiße:

Öcalan zog seine Kreise über Europa, aber niemand schaute
hin, er wurde mit Hilfe dunkelster Methoden an die Leute überstellt,
vor denen er geflohen ist, aber Pinochet ist immer noch nicht ausgeliefert.
Was lernen wir daraus? Bist Du Staatsoberhaupt, und es ist egal, wie Du
auf diese Postion gekommen bist, muß erst 'mal geklärt werden,
ob die diplomatische Immunität greift. Bist Du aber der Vertreter
eines Volkes, dessen Land unter 5 Staaten aufgeteilt ist und setzt Dich
für dessen Selbstbestimmung ein, behandelt man Dich wie ein Stück
Schlachtvieh.

Und der oberste Sheriff dieses Planeten, rekrutiert aus einem Land,
das für fleischpralinenhungrige Praktikantinnen und Präsidenten
mit heruntergelassenen Hosen bekannt ist, dem Land, wo Moral, Recht und
Ordnung noch mehr wert sind, als die Bits im Arbeitsspeicher oder die Druckerschwärze
auf dem Papier, läßt die LaGrand-Brüder trotz immenser
internationaler Proteste auf bestialische Weise exekutieren. Ein paar Wochen
später wurde ein Insasse des Tosdestraktes, in dem er sechzehn Jahre
wie ein Tier vegetiert hat, freigelassen werden, weil sich der echte Mörder
gestellt hat. Ich möchte nicht wissen, wie hoch die Fehlerquote bei
der Vollstreckung der Todesstrafe in diesem modernen, vorbildlichen und
progressiven Land ist.

Wo wir schon bei Bullen, Knast und Unterdrückung sind, noch
eine Geschichte aus dem universalen Gruselkabinett: Ende Februar wurde
Kaya, einer der populärsten Musiker der Maskareneninsel Mauritius
(Indischer Ozean, neben Madagaskar) während einer Legalize It Demo
verhaftet und anschließend im Zentralknast der Insel totgeschlagen.
Man fand ihn am Morgen nach der Verhaftung mit gebrochenem Genick und schwersten
Kopfverletzungen in seiner Zelle. Leute, setzt keinen Fuß mehr auf
die Insel der Neckermänner, solch einem Land darf man nicht einmal
einen Pfennig überlassen!

Tja, und diejenigen, die sich für eine bessere Welt einsetzen
und die bestehenden Verhältnisse kritisch betrachten oder gar kommentieren,
werden offen an den Pranger gestellt und so lange mürbe gemacht, bis
sie endgültig einsehen, daß ihre Visionen fehl am Platz sind
und die letzte Konsequenz daraus ziehen, bevor das Herz von seinem angestammten
Standort, aus der linken Brustseite gerissen wird, um an der Börse
in kleinen Spekulationshäppchen von der internationalen Finanzmafia
gehandelt zu werden.

Da kann man nur noch hoffen, daß eines dieser kleinen Stückchen
Herz von einem ominösen russischen, neomodernkommunistischen Genfummlerkonzern
aufgekauft und daraus ein wiederum kritisch denkender Mensch geklont wird,
der in späteren Jahren dann für einen Dokumentationsfilm über
den von Kurden initiierten Cannabisanbau auf den Maskareneninseln von einer
Kangolmützentragenden üppiglippige Praktikantin im Oval Office
einen Oskar überreicht kriegt, der aus Kohlefasern saarländischen
Ursprungs hergestellt wurde

Wenn ich in diesem Tenor jetzt weitermachen würde, wären
Nostradamus und Co wahrscheinlich noch stolz auf mich, darum Schluß
jetzt mit der Miesmacherei, widmen wir uns erfreulicheren Seiten unseres
kurzen biologischen Lebens als Ansammlung komplexer organischer Kohlestoffverbindungen,
bevor wir von Jah in einen neuen Bewußtseinszustand transferiert
werden. An einer Topposition für positive vibrations steht da natürlich
die Lektüre der RootZ Artikel.

Seid versichert, liebe Leserinnen und Leser, auch mit der neuen Erscheinungsweise
des größten deutschen Reggaemagazins müßt Ihr auf
nichts verzichten. Die Rubriken, die aktuell sein sollen, werden aktuell
sein, und die Bereiche, wo ich mir etwas Zeit lassen kann, ohne die Aktualität
zu verlieren, werden je nach Verfügbarkeit mit neuen Infos aufwarten.
A propos Infos: da könnt Ihr mir helfen, indem Ihr für I R I
E Augen und Ohren aufsperrt und die interessanten Dinge an den Doktor weiterleitet.
Ewiger Dank wird Euch gewiß sein.

Aber genug der Schwafelei, Ihr sollt auch noch die Zeit für
den Inhalt des Magazins haben und nicht schon vom Vorwort erschlagen werden.
Denkt daran, im Inhaltsverzeichnis ist das Datum des letzten Updates einer
Rubrik angegeben und Ihr könnt Euch dadurch leicht ein Bild machen,
was seit Eurem letzten Besuch bei RootZ neu dazugekommen ist.

Dr. Igüz wünscht Euch allen viel Spaß damit.

Köln, Ende März '99

Hier geht's zum
Magazin


Copyright Dr. Igüz 1999

Scroll to Top