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Yothu Yindi

Köln, Kantine, 25. Mai 1999

Die intensive Beziehung zu Flora und Fauna ist das Vermächtnis der Ahnen der Aboriginees Australiens. Diese enge Verbundenheit zum grünen Teil unserer Umwelt konnte das RootZ Team hautnah verspüren, als es sich mit Manadawuy Yonupingu, dem Leadsänder der
Band, im Vorfeld des Konzertes in der Kantine traf. Anstelle sich in einen der Backstageräume in den Katakomben der Kantine für das anstehende Interview zurückzuziehen, bat uns Mandawuy, daß wir uns einen schönen Platz im Grünen suchen.
Gesagt, getan, der Platz war schnell gefunden: ein Stück Grün, Büsche und Bäume, umrandet mit den Ruinen der Wände einer alten Lagerhalle, dekoriert mit den modernen Felsmalereien lokaler Grafittikünstler. Nach einer kurzen Fotosession ließen wir uns in einer Ecke nieder, um Mandawuy ein wenig über seine Band, die Situation der Abos auf der anderen Seite des Planeten, ihre traditionelle Musik und andere Themen zu fragen.
^ Mandawuy Yonupingu
Themen, zu denen er viel zu erzählen hatte, so daß die angesetzte Interviewzeit ziemlich massiv überzogen wurde und wir uns am Ende auf dem Rückweg zum Veranstaltungssaal sputen mußten, um rechtzeitig zum Konzerttermin dort zu sein.

Dort angekommen erwartete uns eine kleine Überraschung, denn die Leute, welche sich in der Zwischenzeit eingefunden hatten, entsprachen überhaupt nicht meinen Erwartungen eines Worldmusicpublikums, sondern sahen eher aus, als wären sie per Pendelbus gerade von der letzten "Wetten Dass"-Produktion zur Kantine herangekarrt worden. Grund dafür ist vielleicht, daß Yothu Yindi 1998 in dieser Show aufgetreten ist und Mandawuy auch bei der Begegnungen-Tournee von Peter Maffay auf der Bühne stand.

Als dann das Konzert im Gange war, begann ich nach und nach zu verstehen, warum gerade diese Art von Leuten zu der Show kamen: auch die Musik der Band hat sich in letzter Zeit sehr verändert. Die Songs sind vom neuen Gitarristen in poppigere und damit für die große Masse eingänglichere Varianten umarrangiert worden und die Musiker haben sich auf ihre Fahne geschrieben, ihr Werk für Musikkulturen aus aller Welt zu öffnen, um so ihren Respekt vor anderen Menschen zu zeigen, was natürlich eine Veränderung des ursprünglichen Sounds mit sich bringt.
Die so entstandenen neuen Versionen der über die Jahre bekannt gewordenen Songs sind nicht schlecht, es fehlt ihnen allerdings die Mystik, die Erd- und Naturverbundenheit der ursprünglichen Varianten. Schade für Ethnofreaks, aber gut dafür, fremde Kulturen dem Durchschnittsmenschen bei uns nahezubringen.
Die Zuhörer jedenfalls sind bei diesem ersten Konzert der Deutschlandtour richtig mitgegangen, es herrschte eine gute Stimmung in der Kantine. Und weil Yothu Yindi fest davon überzeugt sind, daß ihre "neue" Musik zur Verständigung zwischen Kulturen dient, sollte man nicht über Geschmack steiten, sondern lieber hoffen, daß das Konzept der Australier aufgeht und die Musik der Welt für etwas mehr Harmonie auf diesem Planeten sorgen wird - 'coz music mek de worl' go roun'.


Copyright: Photos: Sony Music / Dr. Igüz / Text: Dr. Igüz 1999