Jahmali – El Shaddai


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Musik

Jahmali – El Shaddai

Die Veröffentlichung
dieser Scheibe hat gut getan. Für mich persönlich ist dies der
beste Sound aus Jamaika seit der letzten Veröffentlichung der Mystic
Revealers, die mich derzeit auch richtiggehend umgehauen hat.

Jetzt fragt sich bestimmt die eine oder der andere: wer ist eigentlich
Jahmali? Und das zurecht, in diesem Land hat mensch bisher nur recht wenig
Musik von diesem neuen und noch recht jungen Künstler bekommen können,
es sei denn er hat sich recht exotischer Importstrukturen bedient. Ich
habe so einmal ein Album aus Japan mit fünf Songs in der Hand gehalten,
wahrscheinlich eine Zusammenfassung seiner bisher auf Jamaika veröffentlichten
Singles.

Der Mann war jedoch sogar schon in diesem Lande und hat auf der Bühne
gestanden: ganz unspektakulär und auch nicht angekündigt, hat
er die Show von Buju Banton auf dem diesjährigen Summer Jam eröffnet.
Und wehe, bei einigen Leuten führte dies zur Verwirrung, denn Jahmali
liebt es, ähnlich wie Buju, Jeanshemden und -hosen zu tragen.

So kam es dazu, daß Jahmali schon backstage permanent von Unwissenden
belagert wurde, weil sie alle dachten, Buju vor sich zu haben und als der
junge Sänger auf die Bühne ging, hörte mensch auch das eine
oder andere “Buju” aus dem Publikum. Jahmali wird’s uns nicht
zu krumm genommen haben, nur der Löwe Buju grollte darüber ein
wenig, als er sich das Treiben aus einer abgeschiedenen Positon beobachtet
hat und seinerseits wieder von mir dabei beobachtet wurde.

Auf jeden Fall ist der Sänger für mich die aktuelle Hoffnung
für Conscious Roots Reggae aus Jamaika, er hat eine fantastische Gabe,
seine Gefühle in Musik zu intonieren und obendrauf eine Sahnehaube
aus den aussagekräftigsten Lyrics, die seit langem mein Trommelfell
penetriert haben. Anfangs hat mich der Sound an Maxi Priest erinnert, wahrscheinlich,
weil dieser seidene, soulige Touch in Musik und Stimme beiden Musikern
gemein ist, aber nach etwas intensiverem Hören, muß ich sagen,
daß Jahmali sich nun doch schon ein paar conscious steps von unserem
Pop-Maxi wegbewegt hat.

Ganz besonders hörenswert sind allerdings seine Statements zu
Politikern, Wirtschaftsthemen, Unterdrückung und Armut. Dieser Mann
hat etwas zu sagen und ich habe ihm automatisch zuhören müssen,
ob ich es jetzt wollte oder nicht. Aber wer gerade zu Zeiten des Wahlkampfes
mit einem Song auf den deutschen Markt kommt, der da sagt: “Politics,
so rotten my people, have you forgotten, that it is so bitter only de youths
dem inna di ghetto dem a suffer…” spricht nun einmal aus der Seele
des kritischen Betrachters und hat bei mir voll ins Schwarze getroffen.

Wem Reggae mehr bedeutet, als das ewige uffta uffta der Raggatunes
und für den die Musik mehr ist, als nur Bob Marley, Black Uhuru und
UB 40 und für jemanden, der auch zuhören kann, was der Musiker
denn zu sagen hat, ist die Scheibe ein Muß. Conscious Roots Reggae
at ist best, aufgenommen in den Penthouse Studios, produziert von Donovan
Germain.

Anhörtips:

El Shaddai
Zion Awaits
Hungry People
Politics
Babylon


Copyright Photo: Holger / Layout, Text:
Dr. Igüz 1998

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