Rockers Hi Fi – Overproof


  >>
Musik

Rockers Hi Fi –
Overproof
“Mishmash,
das vorherige Album, war mehr für’s Hirn gedacht, während “Overproof”
für Herz und Hüften gemacht wurde”, vergleicht Richard Whittingham,
einer der zwei kreativen Köpfe der britischen Elektronikkombo “Rockers
Hifi” die letzten zwei Alben der Band. Und Glyn Bush, der zweite Thinktank
fügt hinzu: “Rockers Sound, Mann, definitiv Rockers Sound. Old
School Beats, New Dub Grooves … Dub Sounds, Techno Techniken und anders
herum. Overproof badet in einem Meer aus niedrigen Frequenzen, auf dessen
Oberfläche Melodien dahintreiben und auf das die Percussion wie ein
tropischer Regenguß niedergeht.”

Nach “Rockers To Rockers” (1994), dem Remix Album “Music
Is Immortal” (1996) und “Mish Mash” (1996) kommt mit “Overproof”
das vierte Album dieser Band auf den Markt. Es ist ein Sound, der sich
einer Kategorisierung nicht unterwerfen läßt, ist es Dub, ist
es Club, ist es House, ist es D’n’B? Alles ist nutzbar, Bush und Whittingham
schaffen ein Klanguniversum aus analogen Sounds, Hi-Tech Produktionen,
Easy Listening, Dub-Feeling, Bachzitaten, Soulbackgroundvocals und tripped
out beats. “Enthusiasmus, Sensorium, Technik – das sind die Säulen,
die die Kunst von Rockers Hi Fi tragen”, schreibt der Rolling Stone
in seiner ganzen Weisheit über die Band und liegt damit aus meiner
Sicht auch sehr nahe dran.

Ein derart ausgearbeitetes Konzept läßt sich auch bei
dem neuen Album erkennen. Laut Whittingham und Bush ist die Musik kein
Tech- oder Hardstep, Overproof ist eine Bassreise mit Roots Reggae Bläserarrangements,
die sich nahe am originalen Old School Dub Selbstverständnis orientiert.
Aber wer genau hinhört, wird den einen oder anderen Hiphopbeat britischer
Machart hören und auch ein gewisser Funktouch bzw. Houseeinschlag
sind nicht wegzudenken, Rockers Hifi beweisen einmal mehr, daß ihr
Klangverständnis breiter denn je angelegt ist, ein Phänomen,
das wahrscheinlich noch aus den umtriebigen DJ Tagen der zwei stammt.

Das neue Album besteht allerdings aus noch mehr, als nur den von
dem vielseitigen Duo produzierten Instrumentaltracks. Die Stimmen auf dieser
Produktion kommen vom Stamm-MC der Band, “Farda P” und einem
für mich neuen Sänger, “Tweed”. Was tun die Stimmen
gut! Zwar wird nicht so viel Message, wie beim Reggae über die Texte
transportiert, aber durch die Schwingungen der menschlichen Stimmbänder
werden häufig Akzente in der dahinfließenden Musik generiert
und so kann der Hörer sich in dem Ozean der Bush- oder Whittingham’schen
Musikproduktiuonen auf seiner Kreuzfahrt durch dubbige Gewässer immer
an den Leuchtbojen Farda P oder Tweed orientieren. Merke: ich schreibe
Leucht-, nicht Heulbojen.

Anhörtips:

Times Up Part 1
Transmission Central
We Na Go Run
Madda Roots


Copyright: Dr. Igüz 1999

Scroll to Top