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Platte des Monats 
Juni 2000


Patrice – Ancient Spirit
Reggae „Made in Cologne“, dieses Markenzeichen wird wohl in nächster Zeit häufiger durch die deutsche Reggaelandschaft wandeln, denn die Szene am Rhein brummt. Nach Mr. Gentleman’s „Trodin‘ On“, dem Reggaesommeralbum 1999, wird Patrice mit „Ancient Spirit“ wohl im Sommer 2000 das Rennen machen. Der 21-jährige, aus Kerpen-Brüggen stammende Patrice Bart Williams Babatunde feiert derzeit seine größten Erfolge jedoch noch im Ausland, insbesondere in Frakreich, wo er mehrmals im TV aufgetreten ist und auf Festivals als Headliner spielt.

Hierzulande scheint er bisher mehr oder weniger in seinen zwei Homebases Köln und Hamburg bekannt zu sein. Köln ist der Platz, wo er durch die pulsierende Musikszene an die Reggaeriddims heran geführt wurde und wo er mit B.A.N.T.U. in Kooperation mit Don Abi seine afrikanischen Wurzeln – Patrice stammt zur Hälfte aus Sierra Leone – auslebt und für seine Musik jede Menge Massive hinter sich weiß. In Hamburg entstand das brandaktuelle Album „Ancient Spirit“.

An Babatundes erstem Longplayer haben eine Menge Leute geschraubt, die Liste ist ellenlang und featuret große Namen aus den Bereichen Reggae, Ska und Hip Hop: Die Schweizer Reggaeband The Ganglords, sie steuerte bei einigen Songs die treibenden Riddims bei, für die Streicher-Arrangements konnten einige NDR-Sinfoniker gewonnen werden. Auf vier Stücken hört man zudem vier ältere Herren, Lester Sterling(Altsaxofon), Greg Glassman (Trompete) und Will Clark (Posaune) – niemand anderes als die Bläser-Section der Skatalites plus Cedric Brooks (Tenorsaxophon), der Bob Marley einige Male begleitete. Zum festen Kreis um Patrice gehören zudem die jamaikanischen Musiker der Shashamane Band, hierzulande als Backing für Iqulah bekannt, mit der Patrice live auftritt, andere Quellen nennen da allerdings die Band um Papa Curvin‘. Dazu kommt der Schlagzeuger Rooke Yellow aus der Band Miriam Makebas und die Background-Sängerin Judy Gordon aus dem Umfeld um Rita Marley. Eisfeldt von den Absoluten Beginnern steuerte mit "Party" einen Dancehall Tune bei. Aus Köln  kommen ein paar der getoasteten Parts und der Intros, gechantet von Nile Moddy vom Fireball Soundsystem und von Don Abi (B.A.N.T.U.)

Enstanden ist ein Werk voller Akkustik, Samples, Loops, Flächen, Sounds, die eine Wärme abstrahlen, daß es nach dem ganzen Bumbum der Neunziger nur gut tut. Ein Meisterwerk des Hamburger Superohrs Matthias Arfmann (Ex-Kastrierte Philosophen, jetzt Absolute Beginner). Hier werden Reggae, Ragga, Soul, Hip Hop, Folk und klassische Elemente vereint und bilden ein Ganzes – ein Werk, das Mädchenherzen brechen wird.

Mein Lieblingstune ist die Nr. 5 „Wonder (Shinin‘ On), ein wunderschönes Remake des Temper oder Tempo Rootz-Riddims von Anthony Redrose. Hut ab vor dem Erstlingswerk des jungen KünstlersPatrice Babatunde und respect für die Plattenfirma Yo Mama, die das Album tatsächlich weltweit veröffentlichen wird. Mit solch Perspektiven kann man die Zeilen des zweiten Songs „every day is good ‚coz I’m being alive, from the day I was born, ‘till the day that I will die...“ und den ausgestrahlten Optimismus umso besser verstehen. Jah guide.


Copyright: Dr. Igüz 2000