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Mellow Mark – Sturm

Das Signen eines Musikers bei einem Major Label hat seine Vor- und Nachteile. Vorteil ist, daß ausreichend Patte vorhanden ist, um eine Promotionkampagne zu starten, von der andere, vielleicht viel bessere Künstler nur träumen können. Mellow Mark wird von dieser Kampagne als ein politisch bewußter, aktiver Mensch beschrieben, der eine amerikakritische Haltung sein eigen nennt. Schön, das! Aber wie glaubwürdig ist das dann, wenn sein Album beim weltgrößten, U.S.-dominierten Medienkonzern veröffentlicht wird? Das ist eben der Nachteil der V.Ö. bei einem Major: wie weit glaubwürdig ist solch ein Mensch noch? Ist es nicht eher so, daß U.S. Kapital dafür eingesetzt wird, um Revoluzzer weichzuwaschen und zu kontrollieren?

„Sturm“ ist das erste Album des seit einem knappen Jahrzehnt im Musikbizz tätigen Endzwanzigers Mellow Mark. Die 14 Tunes des Albums sind zu einem guten Prozentsatz von dem Prozeß beeinflußt, der auch die Jan Delay, Nosliws und Natty Flos dieses Landes von battlenden Streetcrews zu clashenden Dancehallmassives geführt hat: Reggaetunes neben Hiphop und conscious Lyrix neben germanischen verbalen Wortbeugungen. Auf „Sturm“ werden „positive Vibes“, wie „wir werden high und verlassen die Realität im Zeichen Seiner Majestät“ ins Mike eingespeist und schon muß der Zuhörer vom friedensspendenden Reggaevibe angefixt sein. 

Ob Mark sich bewußt ist, daß er die Erklärung für seine ideologische Fehlleitung selbst liefert? Das „verlassen der Realität“ ist schuld daran. Mein lieber Mark, da mußte dich noch nen bißchen mit der Reggaemessage befassen. High sein dient nicht dem verlassen, sondern den erfassen der Realität, und zwar auf einer höheren Ebene. 

Musikalisch kommt das Album ja ganz interessant herüber. Akkustische Gitarre, Soulfeeling, Reggaebeats und Dub- sowie Hiphop-Produktionsansätze produzieren ein Album, das hörbar ist. Leider ist „Sturm“ aus der Sicht eines Reggae-Disciples nicht glaubwürdiger, als Außenminister Joschka Fischer, der kriegstreibende Obergrüne. 


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