RootZ.Öko – Artikel aus der Umwelt

Spiegel

online 05.

Dezember 2006

ERWÄRMUNG

Arktis

könnte 2080

frei von Meereis sein

Die

Gewässer der Arktis könnten schon im Jahr 2080 frei von

Meereis sein, besagen Berechnungen deutscher Forscher. Sie

bestätigen damit frühere Prognosen – und warnen zugleich vor

dramatischen Folgen für die Tierwelt.

Bremen

Möglicherweise durchqueren Schiffe schon bald das arktische Meer

zur Sommerzeit. Computermodelle sagen bis zum Jahr 2080 ein drastisches

Abschmelzen des Meereises im Nordpolargebiet in den Sommermonaten

voraus, erklärten internationale Forscher am Dienstag bei einem

Treffen in Bremen. Die Auswirkungen dieser dramatischen

Klimaveränderungen sollen im Rahmen von “Damocles”, einem der

größten europäischen Forschungsprojekte, untersucht

werden.

“Wenn sich das System so

weiterentwickelt, wie die Physik es sagt, wird das Meereis der Arktis

bis zum Jahr 2080 im Sommer verschwunden sein”, betonte der

Meereswissenschaftler Eberhard Fahrbach vom Alfred-Wegner-Institut

für Polar- und Meeresforschung (AWI) in Bremerhaven. “Das hat

Konsequenzen, die über die Arktis weit hinausgehen.”

Das

Uno-Klimagremium IPCC

hatte in seinem Entwurf des Berichts für 2007 bereits vor einem

solchen Szenario gewarnt – allerdings in noch stärkerer

Ausprägung. Schon in der zweiten Jahrhunderthälfte

könnte die Arktis komplett eisfrei sein, wenn sich an den

Treibhausgas-Emissionen nicht viel ändert, heißt es in dem

Bericht. Er soll im Februar 2007 offiziell veröffentlicht werden.

Experten

sehen durch den

Klimawandel nicht nur Eisbären in ihrem Bestand bedroht. Sie

erwarten auch schwere Störungen in der gesamten Nahrungskette.

“Das hat Auswirkungen für den Fisch, den wir hier letztlich auf

den Tisch kriegen”, so Fahrbach. Mit dem zunehmenden Seeverkehr in den

bisher entlegenen Gewässern könnte auch die Ausbeutung von

Bodenschätzen und Rohstoffen wie Öl und Gas in der Arktis

drastisch zunehmen.

Internationale

Studie

45

Forschungsinstitute aus

zwölf europäischen Ländern in Kooperation mit den USA,

Kanada und Japan beteiligen sich in den kommenden Jahren an “Damocles”

(Developing Arctic Modelling and Observing Capabilities for Longterm

Environmental Studies). Hunderte von Wissenschaftlern untersuchen das

Zusammenspiel von Meereis, Atmosphäre und Ozean. Dabei sollen die

Folgen des Rückganges der Eisbedeckung auf Klima, Umwelt und

Menschen regional und global untersucht werden.

Eines

der Hauptziele ist

die Entwicklung eines präzisen Vorhersagemodells für die

Arktis. Nach bisherigen Erkenntnissen sind die eisbedeckten

Meereisflächen der Arktis in den vergangenen 30 Jahren um 30

Prozent zurückgegangen. Weitere Messungen deuten darauf hin, dass

auch die Dicke des Meereises abnimmt.

Um

diesen Trend dauerhaft

zu verfolgen, setzen die Damocles-Forscher zahlreiche Instrumente ein:

Bojen lassen sich über Monate tief unter Wasser und Eis mit den

Meeresströmungen treiben. Sie speichern Daten über

Strömung, Salzgehalt und Temperaturen und tauchen später an

die Oberfläche auf. Von dort senden sie ihre Informationen an

Satelliten und tauchen wieder ab. In zwei Jahren soll auch der

europäische Satellit “CryoSat” für Luftunterstützung

sorgen. Mit einem neuartigen Radarsystem kann er aus großer

Höhe und großflächig präzise die Dicke des

Meereises messen.

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