RootZ.Öko – Artikel aus der Umwelt

Tagesschau

online 16.12.06

Jagd auf die Energiereserven der

Barentssee

“Schneewittchen”

macht den Fischern Angst

Die Gasvorräte der Barentssee waren

lange Zeit uninteressant

für die Energiekonzerne. Die Region ist unwirtlich und die

Bodenschätze

liegen tief vergraben unter dem Meeresboden. Aber jetzt werden auf der

Jagd nach den Energiereserven Milliarden investiert – mit ungewissen

Folgen für das sensible Ökosystem.

Für diese kalte Ecke

interessierten sich früher nur die Fischer.

Geradeaus geht es zum Nordpol, rechts um die Ecke liegt Murmansk. Wenn

da nicht die neuen Schätze unter dem Meeresboden wären,

wäre Hammerfest

völlig in Vergessenheit geraten.

Snöhvit

(Schneewittchen) heißt das Gasfeld mit 200 Milliarden

Kubikmeter unter dem Meeresgrund und Melköya (die Milchinsel) die

Fabrik. Schöne Namen, sie stehen für den gewaltigsten und

gefährlichsten Eingriff ins europäische Nordmeer.

Hoffnung

in Hammerfest

In Hammerfest hat man lange auf einen

Retter gewartet, die Stadt starb

vor sich hin. Nun ist er da, ein Energiegigant mit vielen Milliarden

und keiner in der nördlichsten Stadt Norwegens fragt mehr, ob das

Projekt nicht vielleicht eine Nummer zu groß sein könnte, am

wenigsten

der Bürgermeister. “Sicher ist Snöhvit eine Herausforderung

an Umwelt

und Klima”, sagt Alf Jacobsen. “Aber hier im Norden und in Hammerfest

gibt es nur sehr wenig Leute, die kritisch sind. Selbst die Fischer,

die hier draußen fischen, haben ihr O.K. für Snöhvit

gegeben.”

In der

Tat müssen wir 200 Kilometer fliegen, bis sich einer findet,

der den Mund aufmachen möchte. Gjesvaer ist ein kleines Dorf am

Nordkap, 20 Fischer, 150 Einwohner. Johnny Ingebrigtsen und sein

Matrose Willy lassen es im Moment ein bisschen ruhiger angehen, ihre

Quoten sind erschöpft. Früher fuhren sie mit sechs Mann raus,

heute

reichen zwei.

Die

Fischer von Gjesvaer haben es schon schwer genug: Vor der Küste

liegen die schwimmenden russischen und spanischen Fischfabriken und

nehmen ihnen Arbeit weg. Und nun auch noch dies. “Wir wissen, dass

während der Bohrungen einige Chemikalien freigesetzt werden, die

bis

jetzt für uns unbekannt waren”, beschwert sich Johnny. “Der

Ölindustrie

wurde erlaubt, darüber zu schweigen. Es kann sein, dass diese

Chemikalien Eier und Laich bedrohen. Ich glaube, dass sie einen

wesentlichen Einfluss haben, und das Rennen um die letzten fossilen

Bodenschätze hat jetzt auch die Ecke der Welt erreicht, die die

Fische bisher für sich hatten.

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