RootZ.Öko – Artikel aus der Umwelt

Spiegel online 19.01.07

Bedrohte Naturidylle im Herzen Afrikas

Der Tanganyika-See in Zentralafrika bildet das

zweitgrößte Frischwasserreservoir der Welt –

übertroffen nur vom

Baikalsee. Die Artenvielfalt seiner Bewohner ist in Gefahr, seit sich

seine Temperatur infolge des Klimawandels erhöht.

Ein tiefblauer Streifen mitten in der rotbraunen Erde –

so sieht der

Tanganyika-See aus der Perspektive des Esa-Satelliten Envisat aus. Der

See ist 676 Kilometer lang, 50 Kilometer breit und bis zu 1470 Meter

tief. Er enthält die größten

Süßwasserreserven Afrikas: 18.880

Kubikkilometer.

Der See liegt in Zentralafrika an den Grenzen der

Länder Tansania,

Kongo, Sambia und Burundi und ist schätzungsweise zehn Millionen

Jahre

alt. Damit gehört er zu den 20 ältesten Seen der Erde. Wegen

seiner

Größe und seines Alters interessieren sich Wissenschaftler

für alles,

was in und an seinem Wasser passiert.

Der Tanganyika-See ist laut World Conservation Union

(IUCN) der

artenreichste Ort der Welt. Von den mehr als 2000 Spezies, die in ihm

nachgewiesen wurden, ist mehr als die Hälfte ausschließlich

dort

heimisch. In seiner Umgebung befinden sich mehrere Nationalparks – etwa

der Gombe Stream National Park, in dem die Primatenexpertin Jane

Goodall jahrelang das Leben der Schimpansen erforscht hat. Oder das

Rusizi Natural Reserve in Burundi und der Nsumbu National Park in

Sambia.

Die Idylle des gigantischen Sees ist jedoch in Gefahr:

Der

Klimawandel bedroht die Lebensgrundlage von Tieren und Pflanzen – aber

auch von Millionen Menschen. In den vergangenen Jahrzehnten ist die

Wassertemperatur bereits um mehr als ein Grad Celsius gestiegen. Selbst

wenn die Verpflichtungen des Kyoto-Abkommens eingehalten werden,

dürften sich die Durchschnittstemperaturen in Afrika bis 2050 um

zwei

bis drei Grad erhöhen – mit womöglich dramatischen Folgen

für das

einzigartige Ökosystem.

Wie das Wissenschaftsmagazin “Nature” im Jahr 2005

berichtete, sind

die Fischbestände des Sees bereits um 30 Prozent

zurückgegangen. Nicht

nur die Zahl seiner Bewohner sinkt, auch sein Wasserstand. Im Hafen der

burundischen Hauptstadt Bujumbura können große Schiffe nicht

mehr rund

um die Uhr anlegen, weil der Pegel zu niedrig ist. Wenn nichts

unternommen werde, sagte der Hafendirektor Ende 2005 gegenüber der

“Tageszeitung”, dann müsse der Hafen bald geschlossen werden.

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