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Netzeitung
05.03.07 Fischbestand droht abzusaufen Die Überfischung der Meere nimmt bedrohliche Ausmaße an, sagt nun auch ein Bericht der Vereinten Nationen. Geht es so weiter, kommen bald nur noch Fische aus Aquafarmen auf den Teller. Die Vereinten Nationen warnen in einem neuen Bericht vor der Überfischung der Meere und beklagen zugleich einen «Mangel an politischem Willen», gegen die Bedrohung der Bestände vorzugehen. Das geht aus dem neuen Fischereibericht hervor, den die Welternährungsorganisation (FAO) am Montag in Rom vorstellte. Insgesamt sei ein Viertel aller Meeresfisch-Bestände gefährdet. Mehr als die Hälfte (52 Prozent) der Bestände würden bereits heute derart intensiv ausgebeutet, dass keine Steigerung mehr möglich sei, heißt es in dem «Sofia»-Report («State of the World Fischeries and Aquaculture»). Von allen durch die FAO-Experten beobachteten Beständen befinde sich ein Viertel (25 Prozent) in bedenklichem Zustand. Dieser Teil sei entweder übernutzt (17 Prozent), stark zurückgegangen (7 Prozent) oder erhole sich langsam (1 Prozent). Wanderfische besonders gefährdet Besondere Sorge bereitet der FAO die Gefährdung von Fischen, die lange Wanderungen jenseits der nationalen Küstengewässer und staatlicher Einflussbereiche zurücklegen. Dazu zählten auch mehrere Haifischarten. Mehr als die Hälfte der wandernden Hai- sowie zwei Drittel der wandernden Hochsee-Bestände seien entweder übernutzt oder stark zurückgegangen. Dazu zählten der Seehecht, der Atlantische Kabeljau, der Heilbutt, der Granatbarsch, der Blauflossentunfisch oder der Riesenhai. «Zwar stellen diese Wanderfische nur einen vergleichsweise kleinen Teil der weltweiten Fischressourcen dar, sie sind aber ein Schlüssel- Indikator für den Zustand eines großen Teils des ozeanischen Ökosystems», erklärte der stellvertretende FAO-Generaldirektor Ichiro Nomura. Zugleich betonte er, dass die Überwachung dieser Bestände völlig unzureichend sei. Auch Umweltschützer beklagen immer wieder, dass die Staaten zu wenig Geld, Personal und Kontrollboote einsetzen, um die Fischer wirksam zu kontrollieren. Fast alle Weltmeere betroffen Zu den am meisten befischten und damit besonders problematischen Regionen gehören dem Bericht zufolge der Südost-Atlantik, der Südost- Pazifik, der Nordost-Atlantik sowie die Fischgründe im Indischen Ozean und im Atlantik. Hier seien zwischen 46 und 66 Prozent der Bestände überfischt oder bereits erschöpft. «Dieser Trend bestätigt, dass das Fangpotenzial der Weltozeane sehr wahrscheinlich seine Grenzen erreicht hat», erklärte Nomura. Damit werde «die Notwendigkeit eines behutsameren und effektiveren Fischmanagements» deutlich. Ziel eines solchen Managements müsse es sein, «die erschöpften Bestände wieder aufzubauen und den Rückgang solcher Bestände zu verhindern», die derzeit zu stark ausgebeutet werden. Um die bedrohten Bestände der wandernden Fische zu schützen, müssten die bestehenden regionalen Überwachungs-Institutionen reformiert werden. Hier mangele es aber bisher am Handlungswillen der insgesamt 39 betroffenen Staaten. In solchen Organisationen regeln Fischernationen den Fang außerhalb ihrer nationalen Gewässer. Aquafarming im Kommen Der Report betont ausdrücklich die Chancen der Fischzucht in Aquakulturen. Mit einer Jahresproduktion von weltweit 47,8 Millionen Tonnen sei das Aquafarming weiterhin der am schnellsten wachsende Sektor der Nahrungsmittelindustrie. Während im Jahr 1980 lediglich neun Prozent des Fischkonsums aus künstlichen Fischkulturen kamen, seien es heute bereits 43 Prozent.
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