RootZ.Öko – Artikel aus der Umwelt

 
Spiegel

online 08.03.07

PC UND KLIMASCHUTZ

So bändigt man die

Stromfresser

Von Nils Matthiesen

Man muss keinen neuen Energiespar-PC

kaufen, um den Computer auf sparsamen Stromverbrauch zu trimmen. Es genügt

schon, ein paar einfache Grundregeln zu beachten – und die richtige Steckdose

zu benutzen.

Nur ein knappes Drittel der

Zeit, die ein PC eingeschaltet ist, wird tatsächlich an ihm gearbeitet,

gespielt oder gesurft. Den Rest der Zeit die er eingeschaltet ist, rund

70 Prozent, dröhnt er sinnlos im Leerlauf vor sich hin und wandelt

elektrischen Strom in staubige Wärme um. Das muss nicht sein.

Ein relativ einfaches Mittel,

um den unnützen Energieverbrauch zu stoppen, ist das Windows-Kontrollfeld

“Energieoptionen,” zu finden in der “Systemsteuerung”. Nur sind diese bei

Desktop-PCs in der Regel deaktiviert. Sie bieten die Möglichkeit,

den PC und den Monitor nach einer gewissen Zeit des Leerlaufs automatisch

in einen stromsparenden Standby-Modus zu versetzen. Will man weiterarbeiten,

fährt der PC auf Tastendruck sekundenschnell wieder hoch und ist einsatzbereit.

Der Standby-Modus, den Sie in den Energieoptionen Ihren Bedürfnissen

entsprechend anpassen können, bietet ein großes Energiesparpotential:

Bei einem Rechner, der im Normalbetrieb rund 120 Watt zieht, sinkt der

Bedarf im Standby auf schlappe vier Watt.

Auch Notebooks können

sparen

Selbst die ohnehin schon

sparsamen Notebooks bieten erhebliches Stromsparpotential. Angenehmer Nebeneffekt:

Die Akkulaufzeit wird durch diese Tricks erheblich gesteigert. Durch eine

Kombination aus Reduktion der Monitorhelligkeit, dem Vermeiden unnötiger

Prozesse im Hintergrund, dem Deaktivieren nicht benötigter Geräte,

dem Heruntertakten der Grafikkarte und den Einsatz spezieller Tools kann

man den Stromverbrauch spürbar senken und die Akkulaufzeit um bis

zu 50 Prozent verlängern. Mit Stromspartools wie Notebook Hardware

Control und dem Rightmark CPU Clock Utility können Sie beispielsweise

direkt Einfluss auf die Spannung des Prozessors nehmen. Dieser Vorgang,

auch “Undervolten” genannt, stellt eine Art Gegenbewegung zum Übertakten

dar. Das Ganze ist aber etwas schwierig und deswegen nicht für jeden

geeignet.

Richtig ausschalten

Was viele nicht wissen: PCs

verbrauchen, selbst im ausgeschalteten Zustand viel Strom. Schalten Sie

die Hardware über den Taster an der Gerätevorderseite aus, wird

sie nur in einen Tiefschlafmodus versetzt und nuckelt weiter heimlich an

der Steckdose. Der echte Ausschalter befindet sich hinten am Netzteil,

also meist außerhalb der Reichweite des umweltbewussten Users. Dabei

kann der Standby-Verbrauch des PCs je nach Netzteil recht üppig ausfallen.

Bei einem Test von sechs unterschiedlich ausgestatteten Rechnern reichte

das Spektrum von einem Watt bis zu immerhin 15 Watt. Das entspricht immerhin

fast drei Vierteln dessen, was ein Mac Mini im Betrieb verbraucht. Noch

seltener als der PC wird allerdings die Peripherie ausgeschaltet.

Ungenutztes Zubehör

vom Netz trennen

Viele Peripheriegeräte

verfügen nicht einmal über einen Ausschalter. Dies mag einer

der Gründe sein, weshalb nur jeder dritte PC-Nutzer sein Modem bewusst

ausschaltet, wenn er den Rechner herunterfährt. So lautet das Ergebnis

einer Befragung der Initiative Energieeffizienz. Die meisten externen Modems

bleiben also rund um die Uhr am Stromnetz und erhöhen ganz unnötigerweise

die Stromrechnung. Allein durch richtiges Abschalten des DSL-Modems können

pro Jahr acht Euro gespart werden. Was viele nicht wissen: Ein Modem verbraucht

im Stand-by-Modus meist genauso viel Strom wie im Normalbetrieb, in unserem

Beispiel rund acht Watt. Setzen Verbraucher zum Anschluss mehrerer Computer

einen DSL-Router ein, erhöht sich das Einsparpotential sogar auf bis

zu 20 Euro pro Jahr. Mehr als ein Drittel der befragten Computernutzer

gab zudem an, über eine Flatrate zu verfügen. Dementsprechend

gehören Flatratebesitzer auch zu den PC-Vielnutzern: Im Durchschnitt

drei Stunden täglich arbeiten sie am heimischen Rechner. Dabei bleiben

40 Prozent auch nach der eigentlichen Nutzung des Computers online – zum

Teil 24 Stunden am Tag. In dieser Zeit stehen häufig nicht nur die

PCs, sondern auch Peripheriegeräte wie Modem, Aktivlautsprecher oder

Router unter Strom.

Stromsparen mit schaltbaren

Steckerleisten

Der Stromverbrauch durch

diese Standby-Haltung kann jährlich bis zu 40 Euro kosten und belastet

die Umwelt. Das lässt sich einfach vermeiden, wenn die Geräte

nach der Nutzung konsequent abgeschaltet werden. Auch der Standby-Verbrauch

von Scannern und Laserdruckern kann mit Hilfe einer schaltbaren Steckdosenleiste

beziehungsweise durch ein Vorschaltgerät minimiert werden. Eine Ausnahme

können Tintenstrahldrucker darstellen. Werden sie vollständig

vom Netz getrennt, ist es je nach Modell möglich, dass der Druckkopf

beim Wiedereinschalten gereinigt wird. Dieser Vorgang verbraucht viel Druckertinte

und verursacht Kosten, die höher sein können als die eingesparten

Stromkosten. Achten Sie also darauf, wie Ihr Tintenstrahler reagiert. Faxgeräte

vollständig vom Netz zu trennen, hat in der Regel kaum Sinn, da die

Geräte eingehende Meldungen jederzeit empfangen sollen. Fragen Sie

Ihren Fachhändler deshalb nach Faxgeräten mit Sleep-Modus. Die

Komponenten, die dann weiterhin die Empfangsbereitschaft sicherstellen,

verbrauchen nur sehr wenig Strom.

Leistungsregelung per Hand

Vielleicht setzt sich in

Zukunft auch eine andere Funktion durch, die PC-Hersteller Lenovo für

Ende des Jahres angekündigt hat. Die neuen 3000 K Desktop-PCs bieten

erstmals eine Möglichkeit, die Prozessorleistung über einen Drehknopf

an der Vorderseite manuell einzustellen. Wenn der Nutzer beispielsweise

für die Textverarbeitung nur wenig Leistung benötigt, kann er

das System so einstellen, dass Strom gespart wird, die Lüftung seltener

anspringt und der Rechner damit auch leiser arbeitet. Ein solches System

ist zwar nicht revolutionär – aber immerhin ein Schritt in die richtige

Richtung.

 

Mail  
Scroll to Top