RootZ.Öko – Artikel aus der Umwelt

 
Spiegel

online 23.02.07

Mississippi-Sümpfe

lösen sich auf

Artenreich und grün

ist das Schwemmland um die Mündung des Mississippi. Doch Klimawandel

und Mensch bedrohen die Biotope im Delta: Alle 30 Minuten verschwindet

ein Landgebiet von der Größe eines Fußballfeldes.

Saftig und fruchtbar wirkt

das Mississippi-Delta, das sich in den Golf von Mexiko entlädt, aus

der Perspektive des Erdbeobachtungssatelliten “Envisat” der europäischen

Raumfahrtbehörde (Esa). Und das ist es auch: In den grünen Sumpfgebieten

leben zahlreiche Tier- und Pflanzenarten, das Schwemmland gewährt

dem dahinter liegenden Festland Schutz vor schweren Stürmen, die über

den Golf von Mexiko übers Festland ziehen.

Mächtiger Mississippi:

Der Fluss schwemmt tonnenweise Sedimente aus dem Inland ins Meer

Doch auch hier – wie vielerorts

auf dem Planeten – drohen tiefgreifende Veränderungen. Innerhalb von

Millionen von Jahren hat sich das Sumpfland im Mississippi-Delta formiert

und jede Sekunde drängen 16.800 Kubikmeter Wasser aus dem Fluss in

den Golf. Auf seiner 3780 Kilometer langen Reise, die im nördlichen

US-Bundesstaat Minnesota beginnt und durch Wisconsin, Iowa, Illinois, Missouri,

Kentucky, Tennesse, Arkansas, Mississippi und Louisiana führt, trägt

der Strom Sand und Schlamm mit sich, den man auf dem Satellitenbild deutlich

erkennen kann. Beides bildete in Form von abgelagerten Sedimenten über

die Jahrhunderte hinweg das riesige Schwemmland im südlichen Louisiana.

Seit mehreren Jahrzehnten

aber nehmen die Gebiete nicht mehr an Größe zu. Im Gegenteil:

Alle dreißig Minuten verschwindet nach Esa-Angaben ein Landstück

von der Größe eines Fußballfeldes. Verantwortlich dafür

sind sowohl das Verhalten der Menschen als auch die Veränderungen

des Klimas, die der Region stärkere Stürme bringen. Dauert dieser

Prozess weiter an, so könnten dem Bundesstaat Louisiana bald weniger

als fünf Prozent der Sumpfgebiete bleiben, die es dort im Jahr 1930

noch gab.

Fatale Folgen von Hurrikan

Katrina

Je mehr vom Schwemmland verschwindet,

desto gefährdeter ist das Land. Eine Stadt wie New Orleans ist dann

dem Meer immer schutzloser ausgeliefert – für viele Wissenschaftler

der Grund, weshalb der Hurrikan Katrina 2005 so fatale Folgen hatte.

Seit 1971 gibt es die sogenannte

Ramsar Convention on Wetlands, einen internationalen Vertrag, der Regeln

für den Schutz und die Erhaltung von Feuchtgebieten erstellt hat.

Heute zählen mehr als 1310 Sumpfgebiete weltweit mit einer Größe

von 111 Millionen Hektar zu den Feuchtarealen von internationaler Bedeutung.

Gemeinsam mit der Ramsar

Convention Verwaltung hat die europäische Raumfahrtagentur Esa das

Projekt GlobWetland ins Leben gerufen. Zahlreiche Satellitenbilder liefern

der Arbeitsgruppe einen detaillierten Überblick über große

Sumpfgebiete und Erfolge von oder Rückschläge für Schutzmaßnahmen.

Häufig sind die Areale schwer erreichbar, unzugänglich oder nicht

leicht zu überblicken, so dass nur Bilder aus dem All die notwendigen

Informationen über den Zustand dieser Ökosysteme liefern können.

 

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