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online 12.06.07 Öko am Laptop – Interview mit Mr. Dell Mr. Dell, Sie wollen nach eigener Aussage “die grünste Technologie-Firma” werden. Was heißt das konkret? Unser Ziel ist es, in unserer Industrie den Maßstab in punkto Umweltschutz zu setzen. Wir sind schon jetzt eine der saubersten Firmen in unserem Sektor und werden bis 2012 unseren Kohlendioxydausstoß um 15 Prozent senken. Auf lange Sicht wollen wir Kohlendioxyd-neutral sein. Das sind hehre Ziele. Wie wollen Sie sie umsetzen? Wir haben einen ganzheitlichen Ansatz. Nehmen Sie einen normalen Desktop, der im Schnitt drei Jahre alt wird. Wir stellen ihn so umweltverträglich her, wie es nur geht. Wir benützen die wenigste Verpackung, haben kurze Transportwege, weil die Fabriken nahe bei den Kunden stehen und wir werden großen Druck auf unsere Lieferanten ausüben, ihrerseits so umweltverträglich wie möglich zu arbeiten. Unsere Computer und Server sparen Energie und somit Kohlendioxyd. Zusätzlich haben unsere Kunden die Möglichkeit, über das “Plant a Tree for Me”-Programm (“Pflanze einen Baum für mich”) die mit Energieverbrauch der Maschine verbundenen Emissionen auszugleichen, indem sie Bäume pflanzen. Und wenn der Computer nicht mehr gebraucht wird, bieten wir kostenloses Recycling an, weltweit. Michael Dell, 42, ist Präsident und Geschäftsführer von Dell Inc., dem weltweiten zweitgrößten Hersteller im PC-Segment. Seinen ersten Computer stellte Dell 1984 her. Damals brach er mit 19 Jahren sein Studium in seinem Heimatstaat Texas ab, um mit einem Studienfreund eine eigene Firma zu gründen. Dells Idee, Hardware direkt an den Kunden zu verkaufen, revolutionierte die Branche. Sein Privatvermögen wird vom Wirtschaftsmagazin Forbes auf 15,8 Milliarden Dollar geschätzt. Bäume gleichen die Emissionen aus, sie verringern sie aber nicht. Das stimmt. Dieses Programm ist auch nur ein Teil unserer Strategie. Unsere Techniker haben genau ausgerechnet, wie viel unsere Laptops und Desktops durchschnittlich verbrauchen. Geht man von einem Produktkreislauf von drei Jahren aus, können Sie für 1,50 beziehungsweise 4,50 Euro die Emissionen Ihres Desktop-Rechners ausgleichen. Das Geld fließt ohne Abzüge in einen Fonds, der Aufforstungsprojekte unterstützt. Das ist kein Gimmick. Für jeden Euro, der hier gespendet wird, schieße ich einen Euro aus meiner Privatschatulle zu. Kann ein Computer jemals “grün” sein? Nach drei Jahren muss man ihn austauschen … Wir arbeiten zusammen mit unseren Kunden daran, den grünsten PC herzustellen, den es geben kann. Es gibt eine eigene Internetseite, www.ideastorm.com (“Ideensturm”), auf der wir Ideen und Vorschläge austauschen. Jeder ist aufgerufen, mitzumachen. Machen auch Ihre Lieferanten mit? Die werden kaum freiwillig zu großen Umweltschützern werden. Es gibt hier drei Phasen. Wir haben von allen Lieferanten Daten über deren Kohlendioxid-Ausstoß angefordert. Mit diesen Informationen werden wir Ziele vorgeben, die zu erfüllen sind. Wir kaufen jedes Jahr Material für 50 Milliarden US-Dollar ein und Sie können davon ausgehen, dass jeder Lieferant alles dafür tut, unsere Aufträge zu bekommen. Es wird ein System geben, nach dem deren Bemühungen um den Umweltschutz von uns bewertet wird. Und danach handeln wir dann. Was wird das Mehr an Ökologie Sie kosten? Ehrlich gesagt wissen wir es noch nicht. Was wir wissen ist, dass es der richtige Schritt ist. Es kann sein, dass es der Börse oder einigen Kunden nicht gefällt, aber für uns macht es Sinn. Umweltschutz heißt ja auch, Geld zu sparen. Inwiefern? Sehen Sie, vor vier, fünf Jahren hat es kaum einen Kunden interessiert, wie viel Strom unsere Maschinen verbrauchen. Wir reden hier von großen Firmen mit 10000 Rechnern. Heute ist der Energiekonsum eines der zentralen Themen. Unsere neusten Rechner verbrauchen knapp 80 Prozent weniger Strom als die Generation davor. Das heißt, dass der Kunde anstatt 100 nur 22 US-Dollar Energiekosten hat. Und weniger Energieverbrauch heißt automatisch: weniger Kohlendioxyd. Der positive Effekt ist gewaltig. Die Kunden sind heute bereit, acht Dollar mehr für einen Computer zu zahlen, wenn man ihnen erklärt, dass sie über drei Jahre 30 Dollar günstiger im Betrieb sind. Ist diese grüne Ausrichtung mehr als ein Marketingtrick, der Ihnen helfen kann, den Marktführer Hewlett-Packard einzuholen? Wir richten uns nicht nach der Konkurrenz. Auch in den USA werden auf absehbare Zeit schärfere Bestimmungen kommen, und wir wollen diesen Standards weit voraus sein. Und noch einmal: Umweltschutz kann sehr profitabel sein. Wir haben ausgerechnet, dass wir mit unseren energiesparenden Maßnahmen seit 2005 den Ausstoß von knapp 14 Millionen Tonnen Kohlendioxyd verhindert haben. Für unsere Kunden entspricht das einem Ersparnis von umgerechnet 1,5 Milliarden Euro. Glauben Sie mir, wenn es um solche Summen geht, bekommen Sie sehr schnell Aufmerksamkeit für Ihr Anliegen. Mr. Dell, wie engagieren Sie sich privat für den Umweltschutz? Ich bin von meiner 15-jährigen Tochter bekehrt worden. Bei uns zu Hause gibt es überall verschiedene Eimer für die Mülltrennung. Alles wird recycelt. Wer aus Versehen etwas in den falschen Eimer wirft, bekommt großen Ärger. Ich glaube wirklich, dass gerade ein neues Zeitalter kommt. Wir hatten die “Generation Me”, “Generation X” und “Generation Y”. Heute gibt es die “Re-Generation” mit Menschen aller Altersgruppen.
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