RootZ.Öko – Artikel aus der Umwelt

 
Spiegel

online 08.07.07

ERNEUERBARE ENERGIEN

“Die Solarförderung

muss sinken”

Wie viel kostet der subventionierte

Solarstrom die deutschen Verbraucher? Der grüne Ex-Umweltminister

Trittin wehrt sich im SPIEGEL-Interview gegen “dramatische” Übertreibungen,

wirbt für eine maßvolle Senkung – und warnt davor, noch eine

Zukunftsindustrie aus Deutschland zu vertreiben.

ZUR PERSON:

Jürgen Trittin, 52,

Bundesumweltminister von 1998 bis 2005, ist nach wie vor einer der führenden

Grünen- Politiker Deutschlands. Das Erneuerbare- Energien- Gesetz

wurde zu Trittins Amtszeit verabschiedet. Der Fraktionsvize im Bundestag

ist inzwischen für Außenpolitik verantwortlich.

SPIEGEL: Wenn die Förderung

des Solarstroms so weiter läuft wie bisher, kostet sie den Verbraucher

in den kommenden 23 Jahren insgesamt bis zu 150 Milliarden Euro – ist das

nicht deutlich zu viel?

Trittin: Diese Zahl ist –

diplomatisch ausgedrückt – dramatisch überhöht.

SPIEGEL: Die Zahlen stammen

vom Solar-Verlag, also einer Institution, die nicht im Verdacht steht,

die Photovoltaik schlecht zu reden. Selbst wenn Sie die Inflation und andere

Effekte herausrechnen, bleiben noch über 60 Milliarden Euro.

Trittin: Auch Solarfreunde

können irren. Tatsache ist: Die Umlage des Erneuerbare-Energien-Gesetzes

(EEG) für alle erneuerbaren Energien kostet jeden zurzeit einen Euro

pro Monat. Real wird die EEG-Umlage 2010 auf rund 1,70 Euro steigen und

bis 2020 wieder auf 1,40 Euro sinken, wenn das EEG entsprechend unseren

Vorstellungen novelliert wird. 60 Milliarden alleine für Solarstrom

werden es auch in 23 Jahren nicht werden.

SPIEGEL: Warum nicht?

Trittin: Es bedarf einer

Novelle des EEG. Wir müssen den Aufbau von Offshore-Windparks besser

fördern, die Erneuerung alter Windanlagen an Land und die Kraft-Wärme-Kopplung

im Biomassebereich. Dagegen gilt es den Bonus für nachwachsende Rohstoffe

zu reduzieren und die Regression bei der Photovoltaik von jährlich

fünf Prozent zu verschärfen.

SPIEGEL: Die Kosten der Solarstrom-Industrie

sinken jedes Jahr um etwa zehn Prozent – warum sinkt die Einspeisevergütung

dann nicht auch um 10 Prozent?

Trittin: Ob es immer zehn

Prozent sein werden, ist nicht gewiss. Die Solarförderung muss sinken

– aber dabei so gestaltet werden, dass der Ausbau der Photovoltaik auch

im Rahmen von Bürgersolaranlagen weiter möglich ist. Alles andere

liefe darauf hinaus, erneut eine Zukunftsindustrie aus Deutschland zu vertreiben.

 

Mail  
Scroll to Top