RootZ.Öko – Artikel aus der Umwelt

 
Süddeutsche

online 12.06.07

Umweltfreundliche Diät

Mampfen für das

Klima

Nicht nur Pfunde, auch die

CO2 -Emissionen müssen runter: Mit einem umweltfreundlichen Speiseplan

sollen die Einwohner Kaliforniens das Klima schützen.

Erst waren es die bösen

Fette, dann die falschen Kohlenhydrate, jetzt sollen die umweltschädlichen

Bestandteile vom Speiseplan des bewusst lebenden US-Bürgers verbannt

werden.

Mit der “Diät gegen

globale Erwärmung“ wollen die Kalifornier – in mancher Hinsicht die

Trendsetter jenseits des Atlantiks – nicht nur den überflüssigen

Pfunden, sondern auch den klimasündigen Faktoren im Essen zu Leibe

rücken. “Die Forschung zeigt, dass die Wahl unserer Lebensmittel genau

so positiv wirken kann wie Hybrid-Autos oder Energiesparlampen“, sagt Eugene

Cordero, Meteorologie-Professor in San José und Miterfinder der

Diät.

Wenn Nahrung auf dem Teller

der Menschen gelandet ist, erläutern Cordero und die Köchin Laura

Stec, ist sie schon industriell verarbeitet, verpackt und transportiert

worden. All diese Vorgänge verbrauchen Energie.

Eine Studie der Abteilung

für Geophysik der Universität Chicago aus dem Jahr 2006 zeigt,

dass die Lebensmittelherstellung in den USA 17 Prozent des Verbrauchs an

fossilen Energien ausmacht. Ein Bericht der UNO aus demselben Jahr zeigt

obendrein mit dem Finger auf den Fleischverzehr: weltweit sind demnach

Nutztierherden für 18 Prozent des Treibhauseffektes verantwortlich.

Die Antwort von Stec und

Cordero ist denkbar einfach: lokal hergestellte Produkte essen, biologischen

Anbau bevorzugen, der jahreszeitlichen Produktion folgen, durch Großeinkäufe

weniger Verpackung verbrauchen und einige Lebensmittel selber herstellen.

” Eine Rückkehr zu den

Wurzeln”

Fleisch sollte immer seltener

auf dem Einkaufszettel stehen: “Die Rinder in den USA werden größtenteils

mit Mais ernährt, ein Getreide, das sehr viel Kohlendioxid erzeugt“,

erklärt Stec. “Mais laugt den Boden aus und erfordert große

Mengen an Dünger“, fügt Cordero hinzu.

Konkrete Rezepte gibt es

auch. So hat Stec eine Gemüsepfanne mit grünem Tee, Tofu, Naturreis

und Gerste entwickelt oder auch Crostini mit Freilandrindfleisch auf einem

Bett von Rauke und grünem Pfeffer. Das Ganze sei keine überdrehte

Modeerscheinung, versichert Stec, sondern lediglich “eine Rückkehr

zu den Wurzeln, zu den Zeiten, als wir auf unsere Nahrung achtgaben, sie

wertschätzten und auch noch etwas Zeit darauf verwendeten, sie selber

vorzubereiten“.

Angesichts der grassierenden

Fettleibigkeit in den USA und der Sorge vieler Menschen um schlanke Linie

und Gesundheit glauben die beiden Experten, dass sie nicht nur die fortschrittlichen

Kalifornier, sondern auch die gesamten USA überzeugen können.

Vor allem das Umweltargument solle diejenigen überzeugen, “die noch

zwischen einem billigen Hamburger und Vollwertmüsli oder Gemüse

zögern“, zeigt sich Stec optimistisch.

Besonders kostspielig dürfte

die “Global Warming Diet“ auch nicht werden, meinen die beiden. “Bioprodukte

sind nicht mehr übermäßig teuer, und vor allem, wenn sie

Obst und Gemüse der aktuellen Jahreszeit essen, kosten sie weniger.“

Wer natürlich Kirschen oder Tomaten im Dezember essen wolle, der müsse

einen saftigen Preis in Kauf nehmen – und ein Produkt, das mit dem Flugzeug

aus Australien eingeflogen werden muss.

 

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