RootZ.Öko – Artikel aus der Umwelt

 
FR

online 15.08.07

Koalition uneins über

Klimaschutz

Differenzen auch innerhalb

der SPD

VON V. GASEROW UND M. SIEVERS

Berlin. Im internen Streit

über ein umfassendes Klimaschutzprogramm ringt die Bundesregierung

weiter um Kompromisse. Am Dienstnachmittag wollte eine Staatssekretärsrunde

erneut über ein Handlungspaket mit rund 30 Einzelpunkten beraten,

das seit Wochen vor allem zwischen dem SPD-geführten Umwelt- und dem

CSU-geführten Wirtschaftsministerium heftig umstritten ist.

Aber auch Finanz- und Verkehrsministerium

mit SPD-Ministern an der Spitze haben gegen etliche Vorschläge, die

Umweltminister Sigmar Gabriel vorgelegt hatte, massiven Einspruch eingelegt.

So sperrte sich etwa Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee gegen den Vorschlag,

die Lkw-Maut auf Fahrzeuge mit weniger als zwölf Tonnen Gewicht auszuweiten.

Auch die Auflage für

Altbaubesitzer zur energiesparenden Nachrüstung von mehr als 30 Jahre

alten Fenstern und Heizkesseln stieß auf Bedenken. Das Umweltministerium

hatte vorgeschlagen, Mieter von besonders energiefressenden Wohnungen sollten

ein Recht auf Minderung ihrer Heizkosten bekommen. Umgekehrt sollten Hauseigentümer

die Kosten für Gebäudesanierungen leichter auf die Miete umlegen

dürfen.

Das umstrittene Klimaschutz-

und Energieprogramm will die Bundesregierung Ende nächster Woche auf

ihrer Klausur in Meseberg beschließen. Das Programm, so die Vorgabe

der Kanzlerin, soll gewährleisten, dass Deutschland sein selbstgesetztes

Klimaschutzziel erreicht, 40 Prozent Kohlendioxid bis 2020 einzusparen.

Bei den Vorschlägen,

die Umwelt- und Wirtschaftsministerium gemeinsam erarbeiten sollen, waren

bislang jedoch nur wenige Punkte unstrittig. So soll der Flugverkehr in

den Emissionshandel einbezogen werden. Außerdem sollen Auto- und

Elektrogerätehersteller zur klaren Kennzeichnung von Kraftstoff- und

Stromverbrauch vergattert werden.

Industrie bremst

Sicher scheint auch, dass

die Kfz-Steuer für neue Autos künftig auf Basis des CO2-Ausstoßes

und nicht nach Hubraum berechnet wird. Die Einspeisung von Biogas ins allgemeine

Erdgasnetz scheint ebenso beschlossen wie die stärkere Förderung

von Öko-Heizungen und Kraftwämekopplung.

Lobbyist Jürgen Thumann

rief die Bundesregierung zur Mäßigung beim Klimaschutz auf.

“Es muss bezahlbar bleiben, auch für die Verbraucher”, forderte der

Chef des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI). Er plädierte

dafür, die Kosten des geplanten Klimaprogramms für Bürger

und Wirtschaft offen zu legen.

 

Mail  
Scroll to Top