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Spiegel

online 16.03.07

ANTARKTIS UND GRÖNLAND

Jedes Jahr verschwinden

125 Gigatonnen Eis

Nach einer neuen Berechnung

verlieren die Gletscher von Grönland und der Antarktis jährlich

125 Gigatonnen Eis. Vor allem am Südpol rätseln die Forscher

über die genauen Mechanismen des gigantischen Verlustes, der den Meeresspiegel

erhöht.

Die schrumpfenden Gletscher

von Grönland und der Antarktis tragen mit zehn Prozent Anstieg des

Meeresspiegels bei. Dieser liegt derzeit bei rund drei Millimetern pro

Jahr. Der Nettoverlust beträgt 125 Gigatonnen Eis, berichten Andrew

Shepherd und Duncan Wingham im Wissenschaftsmagazin “Science” (Bd. 315,

S. 1529).

Wingham, der am University

College London forscht, und sein Kollege Shepherd von der University of

Edinburgh erklären den Eis-Exodus in Grönland vor allem mit der

Erderwärmung. “Wir wissen, dass in Grönland der Verlust von Eis

mit dem Schmelzen zusammenhängt”, sagte Wingham der “Washington Post”.

“In der Antarktis wissen wir aber nicht genau, warum das passiert.”

Der Wissenschaftler glaubt,

dass in der Antarktis eher Eisströme für den Schwund verantwortlich

sind. Das Eis werde vor allem im Westen des Kontinents ins Meer gedrückt

– und zwar immer schneller, wie Wingham und Shepherd betonen. Weil aber

präzise Messungen über die Dicke der Eisschichten nur aus den

letzten zehn Jahren vorliegen, ist unklar, ob die Eisströme einfach

nur natürlich variieren oder ob die Veränderungen auf das klimaschädliche

Wirken der Menschheit zurückgehen.

Die Situation in der Antarktis

ist zudem paradox: In bestimmten Regionen nimmt der Eispanzer durch Schneefälle

sogar zu, während vor allem im Westen große Mengen im Meer verschwinden.

Netto betrage der Eisverlust der Antarktis 25 Gigatonnen, schreiben die

Forscher. Man müsse die Eisströme noch genauer untersuchen, um

die Mechanismen des gigantischen Gletschersterbens besser zu verstehen.

Präzise meteorologische Daten und neue Bohrungen im Eis könnten

die Genauigkeit von Modellen verbessern, mit denen Wissenschaftler die

Entwicklung in Antarktis und Grönland vorhersagen.

Erst vor wenigen Wochen hatten

Wissenschaftler nach einer Eisbohrkern-Analyse gewarnt, dass das Schelfeis

am Rande des Südkontinents viel empfindlicher auf Erwärmungen

reagiert als gedacht. Folge: Der Meeresspiegel könnte durch den Klimawandel

weit stärker steigen als bisher vermutet.

 

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