RootZ.Öko – Artikel aus der Umwelt

 
Spiegel

online 30.08.07

ANTWORT AUF KLIMAWANDEL

Küsten sollen mit

dem Meeresspiegel steigen

Forscher fordern ein Umdenken

im Küstenschutz: Statt Flüsse wie die Elbe dem steigenden Meeresspiegel

anzupassen, schlagen sie schwimmende Häfen in der Deutschen Bucht

vor. Auch Deiche sollen nicht mehr erhöht werden – sondern das Hinterland,

durch gezieltes Fluten.

Wilhelmshaven – Was Karsten

Reise vom Alfred-Wegener-Institut vorschlägt, dürfte bei vielen

Küstenbewohnern auf Skepsis stoßen: Man müsse mehr Wasser

mit all seinen Sinkstoffen in Marschflächen hineinlassen, damit das

Land mit dem steigenden Meerespegel wachsen könne, sagte der Forscher

am heutigen Donnerstag auf einer Klimaschutz-Konferenz in Wilhelmshaven.

“Wir können auf Dauer nicht damit leben, dass das Meer höher

ist als das Land.” In den so geschaffenen Überflutungsgebieten sollten

Häuser auf Anhöhen stehen und Straßen angehoben werden.

Auch für Überseehäfen

schlägt Reise radikale Veränderungen vor: Ein Schwimmhafen in

der Nordsee könne eine Antwort auf den steigenden Meeresspiegel in

der Deutschen Bucht sein. Statt bis nach Hamburg zu fahren, könnten

Ozeanriesen auf offener See anlegen und entladen werden. Der immer schnellere

Anstieg des Meeresspiegels infolge des globalen Klimawandels zwinge zu

futuristischen Überlegungen, betonte Reise. Der verankerte Offshore-Hafen

könne zentraler Umschlagspunkt für große und kleine Schiffe

werden.

Angesichts des Klimawandels

reiche die seit 1000 Jahren übliche Erhöhung von Deichen in Zukunft

nicht aus. Nötig sei ein Umdenken beim Küstenschutz an der Nordsee.

Bislang seien die Flussmündungen an immer größer werdende

Schiffe angepasst worden. Künftig müssten die Flüsse und

das Land dem steigenden Meeresspiegel folgen, sagte Reise.

Um die Deiche besser gegen

Stürme zu schützen, könne im Wattenmeer Sand aufgespült

werden. Dazu müssten gewaltige Sandmengen aus der tieferen Nordsee

in die Wattgebiete transportiert werden, um dort dynamische Ufer, Sandbänke

und Böschungen zu gestalten. Die Umweltstiftung WWF sieht in Sandaufspülungen

aus der offenen Nordsee ein besseres Mittel für den Küstenschutz

als den bisher üblichen Bau von Buhnen und Dämmen aus Stein.

 

Mail  
Scroll to Top