RootZ.Öko – Artikel aus der Umwelt

 
Süddeutsche

online 30.08.07

Europas schmalstes Öko-Haus

Leben auf 29 Quadratmetern

Was den Kieler Architekten

Björn Christian Siemsen am Königsweg in der Kieler Innenstadt

fasziniert hat, war ein schmaler Spalt zwischen zwei Häusern, der

nicht bebaut war. Jetzt ist er es. Dort, wo vor mehr als einem Jahr noch

Müll und Unrat lagerten, hat sich der heute 36-Jährige jetzt

einen Traum realisiert: Auf einer Grundfläche von nur 29 Quadratmetern

baute er an dieser Stelle ein vollwertiges Einfamilienhaus. Es gilt als

«das schmalste Öko-Haus in Europa».

Während sich die meisten

Eigenheime horizontal ausbreiten, hat der Architekt und Tischler den Platz

in der Höhe gesucht: 18 Meter ist das Haus hoch und hat eine Wohnfläche

von insgesamt 96 Quadratmetern, verteilt auf sechs Etagen. Dazu kommen

noch eine Dachterrasse und im Erdgeschoss eine Garage. «Genug für

eine fünfköpfige Familie», schildert Siemsen, der mit seiner

Frau und drei Kindern hier einziehen will.

Inspiriert von Japan

Die Idee zu einem solchen

Projekt hatte er schon als junger Student. «Inspiriert wurde ich

von einer Publikation aus Tokio, in der ein ähnlich schmales Haus

vorgestellt wurde». Vor allem in der japanischen Hauptstadt werden

wegen der astronomischen Grundstückspreise häufig Gebäude

auf einer minimalen Fläche konzipiert, die dann umso höher gebaut

werden. «Die Idee war ähnlich – wir wollten in der Stadt leben,

aber zu einem bezahlbarem Preis, also mussten wir die Grundfläche

klein halten», erläutert Siemsen.

Insgesamt dauerte es aber

noch rund sieben Jahre, bevor das Projekt Gestalt annahm. «Der Entschluss

war da, aber der Wille noch nicht», sagte Siemsen. Immer wieder wurde

das Vorhaben verschoben. «Dann habe ich einfach einen Entwurf gemacht

und fand eine Lösung, die mir gefiel.» Im Jahr 2003 kaufte er

das Grundstück, anschließend wurde der Bauantrag gestellt und

genehmigt.

Obwohl die Straßenfront

des Hauses nur 4,50 Meter misst, haben alle Räume – Kinderzimmer,

Schlafzimmer, Küche und Wohnzimmer – eine einheitliche Größe

von 16 Quadratmetern. Zwei Toiletten und das Badezimmer wurden auf drei

Etagen in den hinteren Wohnbereich gelegt, weil sich das Gebäude wie

ein Dreieck verengt – die schmalste Stelle misst nur noch 80 Zentimeter.

«Durch versetzte Etagen ist das so wie in manchen Altbauwohnungen

– die Toiletten sind auf halber Treppe.»

Im vergangenen Juni bekam

Siemsen den ÖkoPlus Umweltpreis für sein außergewöhnliches

Wohnhaus. Er erhielt die Auszeichnung für die «Planung und Realisierung

eines ökologisch vorbildlichen Bauprojektes». Der ÖkoPlus

Umweltpreis wird alle zwei bis drei Jahre vom Fachhandelsverbund für

ökologisches Bauen und Wohnen vergeben.

 

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