RootZ.Öko – Artikel aus der Umwelt

 
Spiegel

online 13.09.07

KLIMAWANDEL

Weniger Fleischkonsum

könnte die Erderwärmung verlangsamen

Verbraucher in Industrienationen

essen pro Tag 224 Gramm Fleisch – zu viel, wie Forscher jetzt sagen. Ein

weltweiter Durchschnitt von 90 Gramm pro Tag würde verhindern, dass

das durch Viehzucht und Fleischproduktion erzeugte Methan den Klimawandel

weiter beschleunige.

London – Weniger Steaks,

Würstchen und Schnitzel auf dem Teller sind nicht nur gut für

die eigene Hüfte, eine Reduzierung des Fleischkonsums könnte

einer Studie zufolge auch die globale Erwärmung verlangsamen.

Der Grund sei, dass dann

weniger Nutztiere gehalten werden müssten, die das Treibhausgas Methan

ausstoßen, schreiben John Powles und seine Kollegen von der Cambridge

University im Fachmagazin “The Lancet”.

Der Verzehr bestimmter Tiere

ist demnach für fast ein Viertel aller Emissionen weltweit verantwortlich.

Weniger Nachfrage nach Fleisch sei “die einzige wirkliche Alternative”,

sagte Powles. Eine Verringerung des weltweiten Verzehrs von rotem Fleisch

um zehn Prozent könnte der Studie zufolge die von Kühen, Schafen

und Ziegen verursachten Gase reduzieren.

Auch bei Rindern sieht die

Umweltbilanz nicht gut aus, wie japanische Forscher kürzlich errechneten.

Demnach entstehen bei der Rinderhaltung, für ein Kilogrammfleisch,

Gase mit einer Treibhauswirkung, die der von etwa 36 Kilogramm Kohlendioxid

entspricht.

Powles und seine Kollegen

fanden nun heraus, dass während Verbraucher in Industrienationen in

der Regel rund 224 Gramm Fleisch pro Tag essen, es in Afrika etwa 31 Gramm

sind. Ein weltweiter Durchschnitt von 90 Gramm pro Tag würde verhindern,

dass das produzierte Methan den Klimawandel weiter beschleunige, sagte

Powles. Damit verbunden seien auch positive Aspekte für die Gesundheit:

Einer Studie zufolge sinkt das Risiko für Dick- und Mastdarmkrebs

schätzungsweise um etwa ein Drittel, wenn der Konsum von rotem Fleisch

um 100 Gramm reduziert wird.

Auch die Wahl des Tierfutters

kann einen Einfluss auf den Ausstoß von Treibhausgas haben, wie 2003

eine schwedische Studie gezeigt hatte: Rinder, die Weidegras statt Kraftfutter

bekommen, setzen 40 Prozent weniger Treibhausgase frei und verbrauchen

85 Prozent weniger Energie.

Um die Freisetzung von Methan

aus dem Verdauungstrakt zu verringern, hatte die neuseeländische Regierung

2003 sogar versucht, Rinder und Schafe mit einer Methangassteuer zu belegen.

In dem Land ist der Viehbestand für mehr als die Hälfte des gesamten

Ausstoßes von Treibhausgasen verantwortlich. Nach Bauernprotesten

rückte die Regierung von der Blähungssteuer jedoch wieder ab.

Dafür wollen Zürcher Forscher Rindern und Schafen die Blähungen

abgewöhnen.

 

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