RootZ.Öko – Artikel aus der Umwelt

 
Spiegel

online 03.02.08

ENERGIE

Wettlauf um Strom aus

Wärme

Von Gregor Honsel

Mit Thermo-Generatoren lässt

sich aus Wärme Strom gewinnen. Nach 50 Jahren des Stillstands ist

es Forschern gelungen, den Wirkungsgrad der Generatoren zu verdreifachen.

Jetzt läuft der Rennen um die erste marktreife Anwendung.

Thermoelektrische Elemente

haben es weit gebracht – so etwa an Bord der Raumsonde “Voyager 1” runde

15 Milliarden Kilometer ins Weltall, wo sie seit 20 Jahren zuverlässig

die Wärme von zerfallenden Radioisotopen in Strom verwandeln. Auch

für viele irdische Anwendungen wären solche Thermoelektrischen

Generatoren (TEG), die schon relativ geringe Temperaturdifferenzen in elektrische

Energie verwandeln können, ideal. Doch bisher war ihr Wirkungsgrad

zu niedrig und ihre Herstellung zu aufwendig für eine breitere Nutzung.

Das wird sich in absehbarer

Zeit ändern. Forscher konnten im Labor bereits die fast fünfzig

Jahre lang stagnierende Effizienz von TEGs mehr als verdreifachen. Nun

hat ein weltweites Wettrennen begonnen, diese Erkenntnisse auf die Produktion

im großtechnischen Maßstab zu übertragen. “Wem das zuerst

gelingt, der kann sich eine goldene Nase verdienen”, sagt Harald Böttner,

Leiter der Abteilung für Thermoelektrische Systeme am Fraunhofer-Institut

für Physikalische Messtechnik in Freiburg.

Die Umwandlung von Wärme

in elektrischen Strom beruht auf dem sogenannten Seebeck-Effekt: Elektronen

werden unter Wärme beweglicher, zwischen warmem und kaltem Ende eines

Metalls oder eines Halbleiters entsteht also eine unterschiedliche Elektronenkonzentration.

Wie effizient ein Material Wärme in Strom umwandelt, wird mit dem

ZT-Wert angegeben. Er hängt von einem für jede Verbindung spezifischen

Seebeck-Koeffizienten S, der thermischen Leitfähigkeit k (Kappa) und

dem elektrischen Leitwert o (Sigma) ab und errechnet sich nach der Formel

S2o/k.

Jahrzehntelang stagnierte

der ZT-Wert bei 1, doch zuletzt konnten Forscher ihn bis auf etwa 3,5 verbessern.

Dazu mussten sie, wie es Böttner formuliert, “die Physik austricksen”.

Denn für einen guten Wirkungsgrad muss die thermische Leitfähigkeit

klein, die elektrische aber groß sein – und beide sind eng miteinander

verkoppelt. Den Durchbruch brachte Anfang dieses Jahrzehnts die Nanotechnologie.

Beim heute am meisten verfolgten Ansatz werden Nanometer-dünne Lagen

aus thermoelektrisch unterschiedlich aktivem Material aufeinandergelegt.

Die dadurch entstehenden Grenzflächen behindern den Wärmetransport,

nicht aber den Strom.

 

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