RootZ.Öko – Artikel aus der Umwelt

 
Spiegel

online 19.03.08

ARKTIS

Altes Eis schmilzt dramatisch

Neue Satellitendaten der

US-Raumfahrtbehörde Nasa enthüllen eine dramatische Entwicklung:

Auch die alten und widerstandsfähigen Eisschichten der Arktis schmelzen

und werden durch dünnes, salziges Eis ersetzt. Dieses Eis ist viel

anfälliger für die sommerliche Schmelze.

Das alte und dicke Eis der

Arktis schmilzt. Und zwar dramatisch. Das zeigen neue Daten des Nasa-Satelliten

ICESat, die Wissenschaftler sehr beunruhigen. Während der Anteil des

mehrjährigen alten Eises Mitte der achtziger Jahre noch bis zu 60

Prozent des Gesamteises der Arktis ausmachte, ist er in diesem Jahr auf

unter 30 Prozent abgesunken. Das Eis, das mehr als sechs Jahre alt ist,

macht sogar nun nur noch 6 Prozent aus, berichten die Wissenschaftler der

US-Raumfahrtbehörde Nasa – in den Achtzigern betrug sein Anteil noch

20 Prozent.

Die Fläche des arktischen

Eises ist jahreszeitlichen Veränderungen unterworfen: Im September

erreicht sie ihr sommerliches Minimum, im März ihr winterliches Maximum.

Ein Teil des Eises jedoch bleibt über mehrere Jahre erhalten, manches

sogar mehr als sechs Jahre.

Zwar ist die Gesamtfläche

des Eises in der Arktis etwas größer als letztes Jahr, berichten

die Nasa-Forscher. Doch sie maskiert einen dramatischen Wandel: das dicke,

mehrjährig bestehende Eis schmilzt und wird durch dünnes Eis

ersetzt. Dieses Eis ist dünner und enthält mehr Salz – was es

weniger widerstandsfähig gegenüber den sommerlichen Temperaturen

macht.

Die Wissenschaftler warnen

davor, sich von dem Winter täuschen zu lassen, der überdurchschnittlich

kalt war. Er ändere nichts an dem Langzeittrend: Die Temperaturen

in der Arktis steigen aufgrund des anthropogenen Treibhauseffekts doppelt

so schnell wie im globalen Mittel.

Immer wieder kursieren Zahlen

darüber, wann die Arktis komplett eisfrei sein könnte: Mal ist

vom Jahr 2030 die Rede, mal vom Jahr 2080. Der US-Klimaforscher Jay Zwally,

der bei der Nasa Satellitendaten auswertet, machte erst vor kurzem eine

deutlich drastischere Prognose auf. (mehr…) “Bei diesem Schmelztempo

könnte der Arktische Ozean am Ende des Sommers 2012 so gut wie eisfrei

sein, viel schneller als in früheren Voraussagen.”

Den Grund für das Schwinden

des alten Eises vermuten die Wissenschaftler in den diesjährigen starken

Strömungen, die verstärkt alte Eisschollen in den Atlantik transportieren.

Die Strömungen waren eine Folge des La-Nina-Phänomens im Pazifik

– dem anderen Wetterextrem neben El Nino.

Die Nasa-Wissenschaftler

befürchten nun, dass bei dem hohen Anteil an dünnem, salzigen

Eis in diesem Sommer eine besonders große Schmelze in der Arktis

einsetzen wird.

Im Sommer 2007 hatte die

starke Sommerschmelze in der Arktis sogar schon zu einem beunruhigenden

Rekord geführt: Erstmals war die Nordwest-Passage – die Verbindung

von Atlantik und Pazifik nördlich des amerikanischen Kontinents –

frei und schiffbar. 

 

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