RootZ.Öko – Artikel aus der Umwelt

 
Spiegel

online 01.10.02

AEROSOLE

Chinas Ruß verändert

das Klima

Neben Kohlendioxid haben

Meteorologen einen weiteren Klimakiller ausgemacht. Rußpartikel aus

den Entwicklungsländern, wie sie bei der Verbrennung fossiler Energieträger

entstehen, können offensichtlich weltweit das Klima durcheinander

bringen.

Nicht nur in Mitteleuropa

spielt offenbar das Klima verrückt. Auch China ist in letzter Zeit

von teilweise verheerenden Wetterturbulenzen heimgesucht worden. Während

der Süden des riesigen Landes mit schweren Fluten zu kämpfen

hatte, leidet der Norden unter anhaltender Trockenheit.

Wissenschaftler aus den USA

und aus China haben jetzt einen Schuldigen für die klimatischen Veränderungen

in Fernost ausgemacht: Ruß. Sollten es die Menschen im Reich der

Mitte schaffen, weniger Rußpartikel in die Luft zu pusten, könnte

sich das sowohl positiv auf die Monsunfluten als auch auf die Dürreperioden

auswirken, schreiben die Forscher im US-Wissenschaftsmagazin “Science”.

Ruß bildet sich bei

der unvollständigen Verbrennung von Kohle, in Dieselmotoren oder beim

Verfeuern von Biomasse. Die dabei entstehenden elementaren Kohlenstoffpartikel

absorbieren das Sonnenlicht und erhitzen die Luft – ähnlich wie sich

schwarzer Asphalt in der Sonne stark erwärmt. Neben China steht in

Asien vor allem Indien, wo in Haushalten große Mengen an Holz, Dung,

Öl und Kohle bei niedrigen Temperaturen verbrannt werden, im Verdacht,

durch den Rußausstoß das Klima nachhaltig zu verändern.

Um die Auswirkungen der schwarzen

Teilchen auf das Klima zu erkunden, haben die Wissenschaftler ein globales

Klimamodell entwickelt und mit dessen Hilfe die jahreszeitlichen Beeinträchtigungen

des Sonnenlichts durch den Ruß berechnet. Auch die Effekte andere

Gase und Aerosole sowie die veränderten Meerestemperaturen seien in

die Berechnungen eingegangen, schreiben die Forscher in “Science”.

Bei vier unterschiedlichen

numerischen Simulationen habe sich gezeigt, dass Ruß schwerwiegende

Auswirkungen auf das regionale Klima haben kann: Das Sonnenlicht wird absorbiert,

die Luft erhitzt sich, die atmosphärischen Luftströmungen verändern

sich ebenso wie der Wasserkreislauf – und das in großem Maßstab.

Während im Süden

Chinas die erwärmte Luft nach oben steigt, Wolken bildet und über

stark verschmutzten Regionen zu vermehrtem Regen führt, sinkt sie

ähnlich einem Paternoster im Norden verstärkt ab. Die trockene

Luft aus den höheren Regionen verhindert dabei die Wolkenbildung,

es regnet weniger, die Menschen am Erdboden haben mit ausgedehnten Dürreperioden

zu kämpfen. Doch auch in anderen Teilen der Welt wirkt sich der fernöstliche

Ruß aus: Den Berechnungen der Forscher zufolge ist mit einer starken

Erwärmung über Afrika und eine Abkühlung über den südlichen

USA zu rechnen, während gleichzeitig die weltweiten Temperaturen ansteigen.

Vor allem letzteres beunruhigt

die Forscher, bringt es doch neue Unsicherheit in die globalen Vorhersagen

und gibt gleichzeitig den Entwicklungsländern eine Mitschuld an den

Veränderungen des Erdklimas. “Der Beitrag des schwarzen Kohlenstoffes

auf die globale Erwärmung ist möglicherweise beträchtlich”,

warnt William Chameides vom Georgia Institute of Technology. “Und er kommt

vielleicht gleich nach den Auswirkungen des Kohlendioxids.”

 

Mail  
Scroll to Top