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Unser blauer Planet
vor dem Hitzeschock

Überall kann man es lesen, hören und sehen: unser blauer Planet hat Probleme. Und zwar hausgemachte, von uns Menschen geschaffen. Wenn es mit der Umweltverschmutzung so weitergeht, wie bisher, und viele Anzeichen sprechen in deutlicher Sprache dafür, dann wird es heiß, im wahrsten Sinne des Wortes. 
 
 
Es geht in diesem Beitrag um den Klimawandel, um benachbarte Probleme und um die Folgen der ganzen Misere. Ich habe eine ganze Weile im www recherchiert, Berichte und Zahlen zusammengetragen und werde im Folgenden das Material so aufarbeiten, daß es für jeden verständlich wird, wie es derzeit um Mutter Erde bestellt ist und wie es weitergehen kann. Tun können wir selbst nicht viel, außer vielleicht in unserem Lebenswandel zu checken, wo wir uns selbst umweltfeindlich verhalten und das abstellen. 

Umweltverschmutzung aus Satellitenperspektive

Druck auf die Lobbies und Politiker auszuüben halte ich für sinnlos, denn diese Herrschaften kennen die Fakten am längsten und wenn denen diese Information nicht ausreicht, schleunigst etwas zu tun, was kann dann noch helfen? Tatsächlich ist es so, daß die Verantwortlichen so weit abgestumpft sind, daß sie nicht mehr darüber nachdenken, wie man das Phänomen Klimaerwärmung und die Folgen stoppen kann, sie sind schon einen Schritt weiter, lassen Wissenschaftler berechnen, was die kommenden Schäden durch das veränderte Klima denn kosten werden und wie man am besten mit und in einer veränderten und bestimmt lebensfeindlicheren Umwelt leben kann. 

Fakten

Die Durchschnittstemperatur unseres Planeten, die bei ca. 15°C liegt, ist während der vergangenen 1000 Jahre recht gleich geblieben. Erst mit dem Beginn der Industrialisierung um 1900 fing das Thermometer an zu klettern. In den letzten 100 Jahren ist es um 0.8°C wärmer geworden. Das hört sich nach nicht viel an, aber wenn man bedenkt, daß zwischen einer Warmzeit, in der wir gerade leben und einer Eiszeit gerade mal ein Unterschied von 5°C liegt, dann relativiert sich "nicht viel". Und diese Temperaturunterschiede bauen sich nicht über ein Jahrhundert,sondern über Jahrtausende auf, so daß Ökosysteme und Lebewesen ausreichend Zeit zur Anpassung an das neue Klima haben. 
 
 

Klimakurve der letzten 1000 Jahre
Seitdem das Wetter aufgezeichnet wird, waren 1998, 2002, 2003, 2004 und 2005 die heißesten Jahre überhaupt. Und 2006 wird sich da nahtlos anschließen, befürchte ich, der Herbst 2006 in Europa wird schon als der heißeste seit 500 Jahren bezeichnet. Es wird prognostiziert, daß die Weltdurchschnittstemperatur durch menschliche Einflüsse im Jahre 2100 um 2.5 - 4°C gestiegen ist, von der Warmzeit gehts turbomäßig in den Backofen. 

Dafür rückt vielerorts die Küste näher an die Binnenbewohner: es wird angenommen, daß der Meeresspiegel bis 2100 um 30 cm steigt, Venedig, Niederlande, Bangladesh, Malediven ade, diese Gebiete werden von den Fischen erobert. Dafür hat es dann ein Bewohner höher gelegener Gebiete nicht mehr so weit bis zum kühlen Naß, um sich eine Erfrischung vom Backofen Erde in den expandierenden Fluten der Meere zu genehmigen. Also, nach dem Motto "pack die Badehose ein" stimmt alles. 

Der derzeit heißeste Ort, die Lut Wüste im Iran hat heute schon Höchsttemperaturen von 70.7°C. Dieses Extrem kommt nicht etwa von irgendwelchen illegalen Nuklearversuchen, sondern ist eine direkte Folge des sich erwärmenden Klimas. Schuld an diesen hohen Temperaturen ist die angeblich intelligenteste Spezies des Planeten: der Mensch mit seinen intellektuellen Fähigkeiten und der Kunst widrige Umstände zu überleben. Wenn man mal genauer hinguckt, kann es mit Intelligenz und Intellekt nicht weit her sein, jedenfalls nicht in der Masse des homo sapiens sapiens, was daswichtigste angeht, den Überlebensinstinkt: Menschen verwandeln ihre natürlichen Ressourcen schneller in Abfall, als der Abfall durch die Natur wieder zu Ressourcen umgewandelt werden kann. Insgesamt werden heute weltweit dreimal soviele Ressourcen (Fleisch und Meerestiere, Holz und Textilien, Energie und Brennstoffe etc.) verbraucht, wie vor einem knappen halben Jahrhundert. Die produktive Land- und Meeresfläche ist seit 1961 verdreifacht worden. Damit überfordert der ach so intelligente Mensch die Fähigkeit der Natur sich zu erholen. Um den Jahresverbrauch der Menschen zu erneuern, braucht die Natur 15 Monate. Im Jahr 2050 bräuchten wir zwei Erden, um unseren Ressourcenverbrauch zu decken, also hoffentlich wird es bald was mit dem Entdecken kolonisierbarer Planeten und der Entwicklung von Transportmitteln dorthin, sonst stehen wir bald ohne notwendige Rohstoffe da.

CO2
 
Einen zentralen Punkt in der Misere um die Erderwärmung nimmt ein Stoff ein, den wir alle in diversen Formen kennen: Kohle. Sie entstand vor 345 bis 280 Millionen Jahren in der Karbonzeit und lagerte im Boden, bis der Mensch mit Beginn der Industrialisierung im 19. Jahrhundert begann, sie auszubuddeln und in immer größeren Mengen zu verfeuern. 

Luftverpester

Schon seit 1896 ist bekannt, daß das durch die Kohleverbrennung entstehende Kohlendioxid (CO2) die Wärmestrahlung der Erde nur noch in verringertem Maße an das Weltall abgegeben werden kann. Weitere stark klimaverändernde Stoffe sind Stickstoffoxide (NOx) und Methan (CH4).
 

Eigentlich ist die Erkärung der Zusammenhänge ganz einfach, wir entnehmen dem Planeten Kohle in gebundener Form, verfeuern sie, um Energie zu gewinnen und reichern dadurch die Atmosphäre mit CO2 an. Unsere Atmosphäre ist gerade mal 80 km hoch und besitzt einen natürlichen CO2-Gehalt von 0.03 Prozent, im Vergleich dazu besitzt die Erde einen Durchmesser von fast 13.000 km. Man kann sich bei diesen Größenverhältnissen ganz gut vorstellen, was passieren muß, wenn Kohle vom Brocken Erde als CO2 in die filigran kleine Atmosphäre gelangt. 

Ein paar Fakten zum Treibhausgas Nr. 1, CO2: 

- Im Zeitraum von 1900 bis 2100 wird sich der Gehalt von CO2 in der Weltatmosphäre verdoppeln.

- In den nächsten 25 Jahren werden 55 Prozent mehr CO2-Emissionen als heute vorhanden, in die Luft abgelassen.

- Zwischen 1990 und 2004 ist der CO2-Ausstoß um gerade mal 3.3 Prozent gesunken, jetzt steigt er rapide an. 

- Im Verkehr haben die Emissionen zwischen 1990 und 2004 um weltweit 23.9 Prozent zugenommen, im Flugverkehr gar um 52 Prozent. 

Die größten Dreckschleuderer unseres Planeten sind: U.S.A., China, Russland und Indien. 

- U.S.A:

In den U.S.A. leben ca. fünf Prozent der Weltbevölkerung. Trotzdem produziert das Land sagenhafte 25 Prozent des CO2-Ausstoßes. Ihr Präsident G.W. Bush hält eine Reduzierung der Menge für nicht durchführbar, weil die dafür notwendigen Maßnahmen industriefeindlich seien und amerikanische Arbeitsplätze bedrohen würden. Das Land erhöhte seinen Ausstoß von CO2 im Zeitraum von 1990 bis 2004 um 15.8 Prozent. 

- China: 

In China leben ca. 20 Prozent der Weltbevölkerung. Durch die massive Industrialisierung wird das Land die U.S.A. im Jahre 2010 als Dreckschleuder Nr. 1 in Totalzahlen überholt haben. Chinas Energieverbrauch wächst stark, beträgt derzeit allerdings nur einen Pro-Kopf-Anteil von 1/9 im Vergleich zu den U.S.A.. Ein weiteres großes Problem in China ist der starke Anstieg von Stickstoffdioxid, einem bei verbrennungsprozessen (Kraftwerk, Verkehr) entstehenden, gesundheitsschädlichen Gas. Ähnliche Prognosen gelten für die zweite riesige und boomende asiatische Volkswirtschaft, Indien. 
 
 

Kraftwerk in China
Der Verbrauch von Primärenergie und damit der Anstieg von bei der Verbrennung entstehendem CO2 wird bis 2030 um über 50 Prozent steigen, allein 70 Prozent davon gehen auf das Konto von China, Indien und ein paar Schwellenländern, wie Südafrika oder Brasilien, die aber bei ihren vergleichsweise kleinen Bevölkerungen kaum ins Gewicht fallen.

Folgen
 
Lebewesen können sich auf solch einen rasanten Klimawechsel in ihrem Lebensraum großenteils schlecht einstellen. Abholzung der Wälder, Trockenlegung von Feuchtgebieten und Jagd, sowie Fischfang bedrohen viele Tiere zusätzlich. 30 Prozent der vom Menschen beobachteten Tierarten sind in ihrer Population in den letzten 30 Jahren geschrumpft. Insgesamt sind in diesem Jahr über 16.000 Arten vom Aussterben bedroht und zwar besonders in China, Brasilien, Mexiko, Australien und in den Weltmeeren. Die Folgen für einzelne, teils sensible Ökosysteme sind dramatisch.
 
bedrohte Froschart >

- Eisbären: 

Die schmelzenden Eismassen der Antarktis setzen den Polarbären stark zu. Futtermangel führt unter ihnen zu Kannibalismus. Das Hauptfutter, die Ringelrobben werden immer seltener und sind für die Bären immer schwerer erreichbar. Die Jagdreviere schrumpfen wortwörtlich in der Sonne dahin. Es wurde beobachtet, daß die Eisbären immer kleiner werden. Die Überlebenschancen werden bspw. in Alaska immer schlechter. Die Bärenpopulation ist um 20 Prozent geschrumpft.
 
 
- Löwen: 

Der König der Tiere steht vor dem Abdanken. In den letzten 20 Jahren ist die Zahl der Löwen um 80 bis 90 Prozent geschrumpft. Anfang der Achtziger Jahre wurden um die 200.000 Tiere gezählt, heute sind es noch 20.000 bis 40.000 Löwen. 

- Haie: 

Jedes Jahr tötet der Mensch unzählige Haie, die Schätzungen liegen zwischen 27 und 70 Millionen! Ein Drittel aller Arten, ca. 500 ist vom Aussterben bedroht. Die Gründe sind Überfischung, Tiefseeschleppnetze und die gezielte Jagd auf die Haie. Das Finning (Abtrennung der Rückenflosse bei lebendigem Leib) wird in Zukunft zunehmen, denn die in Asien beliebten Haifischflossen werden durch die boomende Wirtschaft auf dem Kontinent unter größerer Nachfrage stehen. 


- Vögel: 

Zwölf Prozent aller Vogelarten werden in den nächsten Jahrzehnten aussterben, insgesamt gilt ein Viertel aller Arten bedroht. Derzeit stirbt im Schnitt eine Spezies pro Jahr, bis zum Jahr 2100 wird sich diese Zahl verzehnfachen. Die Gründe sind Industrialisierung, Agrarisierung, Trockenlegung von Feuchtgebieten, die Ausbreitung des Menschen und die durch den Klimawandel veränderten Migrationsmuster und Futterzyklen.
 

UNO-Forscher sprechen von dem größten Artensterben seit dem Aussterben der Dinosaurier. Fünf große, historische Artentode sind dem Menschen bekannt, verursacht durch Asteroideneinschläge, Vulkanausbrüche oder plötzliche, natürliche Klimaveränderungen. Der derzeit stattfindende Artentod Nummer sechs geht auf das Konto des Menschen, verursacht durch Umweltverschmutzung, Zersiedelung, Abholzung, Klimawandel und den Import von Tierarten in fremde Biotope. Der derzeitige Artentod ist 1.000 mal schneller, als das natürliche Maß. Damit steht die genetische Vielfalt der Ökosysteme der Erde auf dem Spiel. 

Das angeblich intelligenteste Lebewesen dieses Planeten, der Mensch, hat die Anpassung bisher noch sehr gut hinbekommen, obwohl es durch die vom Klimawandel verursachten Extremwetter, wie Hurrikane und Überflutungen schon etliche Tausend Tote gab. Die Zukunft sieht nicht so rosig aus. Schätzungen nennen eine Zahl von 200 Millionen Menschen, die bald durch verheerende Dürreperioden, starke Wirbelwinde und extreme Sturmfluten obdachlos werden können. Denn die hochindustrialisierte und spezialisierte Gesellschaft der Menschen ist sehr anfällig für Unwetter. Wenn es nicht geschafft wird, bis 2050 den CO2-Ausstoß um 60 bis 80 Prozent zu verringern, rechnen Wirtschaftsexperten mit einer Weltwirtschaftskrise mit ähnlichen Ausmaßen, wie der in den Dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts. Die empfohlene Untergrenze der CO2-Verringerung (60 Prozent) würde an Maßnahmen ca. ein Prozent des weltweiten Bruttoinlandproduktes kosten. Ohne Maßnahmen zum Verlangsamen des Klimawandels können die verursachten Schäden das Zehnfache dieser Summe betragen (zwischen 46 und 200 Billionen US$ bei einem Temperaturanstieg von 2.5°C bis 4°C in den nächsten hundert Jahren). 
 
 

Verkarstung durch Dürre
Was wird konkret passieren? Die schon vorherrschenden Extremwetter, wie immens starke Hurrikane, Überflutungen durch überdurchschnittlich starke Niederschläge, Sturmfluten durch den gestiegenen Meerespiegel und Dürreperioden, wie derzeit in Australien (eine Jahrtausenddürre, die mehr als die Hälfte der landwirtschaftlichen Flächen schädigt und den Städten das Wasser ausgehen läßt) werden in Stärke und Anzahl zunehmen. 

Am stärksten wird Afrika durch die Temperaturmaßnahme zuschaden kommen, gerade der Kontinent, dessen Bewohner am wenigsten der gefährlichen CO2 Emissionen produzieren. Insgesamt werden Milliarden von Menschen, insbesondere in der sog. 3. Welt von den Folgen des (Nicht-)Handelns der Industriestaaten betroffen sein. 

Für Deutschland im Jahre 2100 bedeutet der Klimawandel um zwischen 1.5°C und 3.7°C höhere Mitteltemperaturen als zur Jahrtausendwende, am stärksten bemerkbar im Winter. Die Jahresniederschläge werden um 30 Prozent zurückgehen, am meisten betroffen davon werden der Nordosten und der Südwesten des Landes sein. Die Gletscher in den Alpen werden verschwinden, die Sommer werden tropisch heiß, unterbrochen von heftigen Regenfällen, die in starken Überflutungen resultieren. Extreme Wetterphänomene haben in Deutschland in den letzten zehn Jahren Schäden von 16.5 Milliarden Euro verursacht. Schon jetzt werden Pläne für Hochwasserschutz, für die Land- und Forstwirtschaft und für Stadtbewohner beim Auftauchen extremer Hitzewellen erarbeitet. 

Offensichtlich ist, daß der Klimawandel auch an den Meeren nicht vorüberziehen wird. Diese weitgehend noch unerforschten Regionen lassen bisher nur vermuten, was uns von dort noch blühen kann. Die Erde wird zu 75 Prozent von Wasser bedeckt und klar ist nur, daß die Meerestemperatur steigt, in den letzten 200 Jahren um 0.6°C. Wärmeres Wasser dehnt sich aus, seit 1900 ist der Meeresspiegel um 15 bis 20 cm gestiegen, besonders stark in den vergangenen Jahren. Prognostiziert wird ein weiterer Anstieg des Wassers um mindestens zwei bis drei Zentimeter pro Jahrzehnt. Wärmeres Meerwasser führt zu mehr Niederschlägen, weil mehr Wasser verdunstet und damit zu mehr Überschwemmungen im Binnenland, zu stärkeren Hurrikanen, aber in bestimmten Gebieten auch zu stärkeren Dürren. So hat es in der westafrikanischen Sahelzone im 20. Jahrhundert um die 50 Prozent weniger Niederschläge gegeben, als in der Zeit vorher. 

Wenn das Eis auf der Festlandsmasse von Grönland schmelzt, steigt der Meeresspiegel weltweit um bis zu sieben Meter. Das bald geschmolzene Meereseis selbst führt zu keinem Anstieg, denn Eis hat die geiche Masse, wie das durch das Abschmelzen erntstehende Wasser. Aber das Abtauen der Pole hat mehrere Folgen: 
 
 
- Verlust immenser Süßwasser-
reserven, denn das Polareis besteht aus Süßwasser. Eis reflektiert Sonnenlicht zurück ins All, ohne diesen natürlichen Spiegel wird es in der Atmosphäre noch wärmer.

- Rückgang des Salzgehaltes der Ozeane und daraus folgend eine Veränderung der globalen Meeresströmungen. Sollte die Vermutung eintreffen und durch die Folgen der Klimaveränderung der Golfstrom versiegen, wird es um bis zu 5°C kälter in Nordwesteuropa. 


Darstellung der globalen Meeresströmungen

- Abschmelzen von Methanhydrat (einer unter dem Wasserdruck und den niedrigen Temperaturen der Tiefsee gefrorenen Mischung aus Methan und Wasser) und dem Anreichern der Atmosphäre mit großen Mengen von Methan, einem Treibhausgas, dessen Wirkung auf den Treibhauseffekt um die 30 Male höher ist, als CO2. 

- Zerstörung von bisher unbekannten Ökosysteme, mit der logischen Konsequenz, daß wir dann natürlich nicht wissen, was noch für Überraschungen auf uns zukommen werden. 
 

Maßnahmen

Natürlich tun die Verantwortlichen auf unserem Planeten etwas, um die Klimaerwärmung in den Griff zu bekommen. Aber zunächst einmal sollten wir uns fragen, wer die tatsächlich Verantwortlichen für die Misere sind und uns dann die bisher erfolgten Absprachen und Maßnahmen anschauen. 

Verantwortliche sind aus meiner Sicht in absteigender Reihefolge: Industrie, Politiker, Energierzeuger, Mobilität, Konsum, industrialisierte Weltbürger, agrarische Weltbürger, Naturvölker. Dabei gibt es natürlich eine Menge Überlappungen, Schnittmengen. Wenn man es auf eine einfache Formel bringen will, dann heißt die: Je mehr CO2 ein Individuum durch seine Handlungen erzeugt (sei es als Industrievorstand, als Verantwortlicher im Energiekonzern, als Verkehrsteilnehmer, als Konsument oder als Bauer) und je weniger dieses Individuum dazu beiträgt, CO2 Emissionen zu verhindern (sei es durch Einsatz von erneuerbaren Ressourcen, durch weniger Moblität, durch einen niedrigen Lebensstandard, durch das Pflanzen von Bäumen oder durch das Engagement im Naturschutz), desto verantwortlicher ist es für den Klimawandel. Wir neigen immer dazu, die Politiker als Verantwortliche zu bezeichnen, dabei sind wir es alle, mehr oder weniger. Jeder Mensch produziert pro Jahr im Schnitt zehn Tonnen CO2.
 

Die bisher getroffenen Maßnahmen gegen den Klimawandel wären eine echte Lachnummer, wenn die Situation nicht viel zu ernst wäre. Da gab es mal Mitte der Neunziger Jahre eine Konferenz in Kyoto, Japan, wo beschlossen wurde, daß zwischen 1997 und 2012 weltweit 5.2 Prozent weniger Treibhausgase ausgestoßen werden sollen. Das Konzept der Konferenz basierte auf dem Emissionshandel, d.h. daß jedem Land eine bestimmte Menge von Emissionen zugestanden werden. Unterschreitet es die Menge, dann kann es den Rest an Länder verdealen, die oberhalb ihrer Grenze liegen. Ein interessanter Punkt von Kyoto ist, daß Projekte des Geberlandes zur Emissionsreduzierung in Nehmerländern dem Ursprungsland des Projektes angerechnet werden. Auch land- und forstwirtschaftliche Projekte, die der Atmosphäre CO2 entziehen, werden den nationalen Emissionszahlen angerechnet. Die U.S.A., die immerhin ein Viertel des CO2 Ausstoßes auf ihrer Kappe haben, machen garnicht erst mit. Eine Farce! 
 
 
Eine Folgekonferenz vor wenigen Wochen in Nairobi war ein noch größerer Witz. Dort wurde nur festgestellt, daß die Erderwärmung nicht mehr aufzuhalten ist und daß immer mehr Treibhausgase in die Atmosphäre gepumpt werden. Es gab keine Konzepte zum Umlenken, sondern nur noch das Ziel, eine verstärkte Anpassung an den Klimawandel anzugehen. Sprich, wir machen mal einfach so weiter und schauen, daß wir die Effekte irgendwie für uns in den Griff bekommen. 

Warum? Alle Staaten sehen nur ihre persönlichen, kurzfristigen Nachteile und niemand die katastrophe, die auf uns zukommt. Daß es langfristig nur Vorteile hat, wenn jetzt entschieden gehandelt wird, scheint keinen so richtig interessiert zu haben. Im Gegenteil: schon jetzt stehen die Nationen in den Startlöchern, die Öl-und Gasvorkommen, die noch unter dem arktischen Eis verborgen sind, zu erschließen, wenn die höheren Temperaturen es mal weggeschmolzen haben. In ein paar Jahren ist die Eisschicht weg und der Weg zur Ausbeutung von 25 Prozent der weltweiten Öl- und Gasreserven ist frei. 

"Was kann man tatsächlich tun?" habe ich mich gefragt. Ohne ein Experte zu sein, ist das natürlich schwer zu beantworten, denn, wie man sieht, kriegt diese Gruppe es ja nocht nicht einmal hin. Aber ein paar Sachen sind offensichtlich: 

- Bewaldete Gebiete sind bis zu 30 Prozent kühler, als karge Nachbargebiete. Je öder ein Landstrich ist, desto besser kann er sich aufheizen. Also müssen überall, wo möglich, Bäume gepflanzt werden, damit sie die Temperatur einzelner Landflächen drücken, was dann auch wiederum zu mehr Niederschlägen führt. Und Bäume filtern das CO2 aus der Luft, binden den Kohlenstoff im Holz und geben Sauerstoff an die Atmosphäre ab. 

- CO2-Schlucker sind Steppen mit schwarzer Erde, Korallenriffe, Mangroven, Süßwasserseen, Moore und Flußauen, alles Ökosysteme, die am meisten unter dem Einfluß der Menschen gelitten haben. Ein Beispiel: drei Prozent der Landoberfläche unseres Planeten sind Moore, sie speichern aber 20 Prozent des vorhandenen CO2. Die noch vorhandenen derartigen Ökosysteme müssen folglich geschützt werden und man sollte schleunigst hingehen und die Natur wieder in ihre ursprüngliche Form zurückbringen, sprich den natürlichen Verlauf begradigter Flüsse wieder herstellen, ehemalige Feuchtgebiete wieder fluten und Mangroven sich wieder ausbreiten lassen. 

- Erneuerbare Energien aus Biomasse (Zucker, Ölpalmen etc.), Solar- und Windenergie müssen dringend stärker ausgenutzt werden und die Technologie muß für Menschen in den Tropen erschwinglich sein. Bei der Erzeugung dieser Energien entsteht entweder kein CO2 oder die gleiche Menge des Treibhausgases, die bei der Verbrennung entweicht, wurde vorher meim Aufwachsen der Pflanzen aus der Atmosphäre entnommen. 

- Konsumrausch, unbegrenzte Mobilität und die Wegwerfgesellschaft müssen beendet werden. Das geht nur über ein umdenken bei mittlerweile in uns tiefeingefressenen Werten. Aber vielleicht ist weniger doch mehr, vielleicht lernen wir es noch, daß ein Spaziergang in der noch vorhandenen Natur entspannender ist, als ein Abend vor der Glotze. Oder daß eine Fahrt mit dem Fahrrad gesünder ist, als sich hinter das Lenkrad des PKW zu pflanzen. 

Na und wenn alles zu spät ist, dann sollte man sich überlegen, ob es für diesen Planeten ein sehr großer Verlust wäre, wenn seine "intelligenteste" Spezies in das von Sonne und Hitze ausgedörrte Gras beißt. Auch wenn wir Tausende andere Spezies mit in den Untergang ziehen, ist eins klar: sind wir im Rahmen des sechsten großen Artensterbens vom Planeten verschwunden, dann hat die Erde eine neue Chance. Und der Beweis ist erbracht, daß der Mensch doch nicht die Krönung der Evolution ist, wie viel zu viele von uns heute noch denken. 
 

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