RootZ Aktion – Bericht vom Splash Festival, 21. – 23.07.2000



Oberrabenstein

21.
– 23. Juli 2000


von Gastauthor Thomas Dobrzewski und Doc Igüz

 

Die Organisatoren des Festivals hatten die ziemlich gute
Idee, auf ihrer Internetseite
eine Mitfahrbörse anzubieten. Dieses Angebot wurde von mir dankend
angenommen und so kam ich zu zwei zwar etwas verpeilten, aber sehr sympathischen
Mitfahrern. 

< Thomas Dobrzewski

 

Wir waren frohen Mutes, denn sogar die in diesem Sommer so lange
vermißte Sonne ließ sich blicken. Doch während wir gen
Osten fuhren, ging das Wetter schon bald wieder in seinen gewohnten Normalzustand
über. Aber das war vergessen, als wir endlich am Stausee Oberrabenstein,
ca. 20 km von Chemnitz entfernt, ankamen. 

Die Parkplatzsuche erwies sich für uns als eine recht langwierige
Angelegenheit, da die Straße zu dem, eigens fürs Parken platt
gemachte Feld mit Autos und den Glücklichen, die ihren fahrbaren Untersatz
schon los geworden waren, hoffnungslos verstopft war.


 

Nach einem zermürbenden Marsch mit Gepäck durch
endlose Weizenfelder, teilte uns ein freundlicher Herr von der Security
mit, daß es weiter vorne in der Nähe des Festivalgeländes
keine Campingmöglichkeit mehr gäbe. So mußten wir unsere
Zelte weit entfernt von der Musik in einem ziemlich verwüsteten Maisfeld
aufschlagen. Wie sich etwas später herausstellen sollte, befand sich
direkt vor dem Festivalgelände eine wunderschöne grüne und
vor allem freie Wiese, auf der sich noch zahlreiche Besucher für die
Dauer des Festivals heimisch niederlassen sollten.

< Camping in Oberrabenstein

 

Nach dem Aufbau unserer Zelte befand sich zwischen uns
und dem Ort allen Strebens nur noch eine riesige Menschenmenge am Einlaß.
Auf dem Festivalgelände angekommen, entdeckten wir, daß es neben
der Hauptbühne noch zahlreiche andere Attraktionen gab, unter denen
vor allem die drei Discozelte hervorzuheben sind. Noch auf dem Campinggelände
befand sich das Chill-Out Zelt, das mit mit einem gedämpften Licht
seinem Namen alle Ehre gemacht hat. Leider war es nach einem fortgeschrittenen
Tag kaum noch möglich, die äußerst entspannende Musik auf
den einladenden Sofas zu genießen, da einige Besucher wohl zu sehr
gechillt hatten und die Sitzmöbel zu ihrem neuen Schlaflager auserkoren
hatten – wahrscheinlich waren die Sofas bequemer, als die Campinglager
mit Isomatte und Schlafsack. 


^ Warten auf Einlass



^ Das Chill-Out Zelt

Insgesamt war das ein guter Einfall eines der Festivalsponsoren,
auch außerhalb des tatsächlichen Geschehens so etwas anzubieten.
Insbesondere deswegen, weil die Securities auf dem Weg zum offiziellen
Programmteil kräftig am Filzen und Kräutersammeln war und mensch
unter diesen Umständen mit dem Zelt ein Plätzchen für die
ungestörte Kopfhygiene geboten bekam. Von den stringenten anti-grünen
Kontrollen war auf dem tatsächlichen Areal allerdings nichts mehr
zu spüren, aber dafür gab es umso mehr zu riechen.


 

 

Das Gelände am Stausee Oberrabenstein
bot eine ideale Kulisse für das Festival. Die Hauptbühne stand
direkt am See, dahinter schloß sich ein flacher Hang an, dessen Wiese
richtiggehend zum Abhängen geschaffen war. 

< Die Hauptbühne des Festivals

 

,Weil ich noch ein paar Nachzüglern beim Aufbau
ihrer Zelte behilflich war, bin ich leider nur aus der Ferne in den Genuß
der Bands vom Freitagabend gekommen. Aber auch auf diese Entfernung konnte
ich erahnen, daß man Rahzel besser nicht verpaßt hätte.
Das gleiche trifft genauso auf 5 Sterne Deluxe zu, die sicherlich nicht
nur mit Bo’s „‘türlich ‘türlich“ einige Pos – auch außerhalb
des dazugehörigen Videos – zum Wackeln brachten. Dagegen schienen
die Absoluten Beginner nur eine ziemlich lahme Show hingelegt zu haben. 

Pünktlich nach der Beendigung der Konzerte sind wir dann aufs
Gelände gegangen, wo allerdings immer noch die Hölle los war.
Vor allem im Hip Hop Zelt wurde noch bis vier Uhr morgens gerockt. Aber
auch das Drum & Bass- und das Dancehall-Zelt standen dem in nichts
nach. 



^ Ein begeistertes Publikum



^ Aufm Weg zum Festival

In letzterem enterte gegen drei Uhr ein sichtlich durch seinen Auftritt
– oder durch die Party danach? – gezeichneter Eisfeldt die Bühne,
um in einer bezaubernden Melodie „Ich will zurück nach Ostdeutschland“
anzustimmen, was einige der Anwesenden, die sich dadurch angesprochen fühlten,
mit nicht sehr viel Humor aufgenommen haben.


 

Die Nacht wurde für mich recht lang und so begann der zweite
Tag nach einer verdienten Ruhepause ziemlich spät. Deswegen waren
Dynamite Deluxe der erste Act, dem ich meine volle Aufmerksamkeit schenken
konnte. Wie erwartet, rockten sie wie Hölle. Samy Deluxe wurde bei
zahlreichen Songs von D-Flame unterstützt, der leider keine eigene
Show auf dem Splash hatte, dafür aber in der Dancehall Szene u.A.
mit seinen Auftritten mit Tolga schwer abgefeiert wird. Nächstes Jahr
auf dem Splash wird man bestimmt noch mehr von seinem stimmgewaltigen Ragga-Rap
zu hören bekommen. 

< Morgens aufm Campingplatz

Eins Zwo hatten zwar keine Verstärkung dabei, aber bei einem
MC, wie Dendemann bedarf es dessen auch kaum. Der Freundeskreis kam in
erweitertem Zirkel mit den Allstars und sorgte zum Abschluß für
eine super-smoothe Show inklusive Winds-of-Change-mäßigem Feuerzeuglichtermeer.

Im Anschluß ging es, wie schon am Vortag, bis frühmorgens
in den Discozelten weiter. Es gibt bestimmt nicht viele Festivals, die
so viele After-Show- Möglichkeiten anbieten und so massiv von den
Festivalteilnehmern genutzt werden. Deswegen war es nicht verwunderlich,
daß es in dieser Nacht noch später wurde. Für mich war
das jedoch fatal, denn einem zivilisierten Ausschlafen stand die unerträgliche
Hitze, die in den stickigen Zelten spätestens ab 10 Uhr morgens herrschte,
im Weg. Die einzige Rettung vor dem gar-gekocht-werden war die Flucht ins
Freie, wo die schlaftrunkenen Augen einem seltenen Anblick ausgesetzt wurden:
Sonne! Der Sommer war mal wieder für ein kurzes Intermezzo zurückgekehrt.


 

Endlich machte die Lage des Festivals an einem Stausee und auch
der Name des Festivals Sinn: splash – und rein in Oberrabensteins Fluten.
Die Stimmung der Leute wurde immer besser, denn in der Sonne macht die
ganze Sache doch noch mehr Spaß. Selbigen hatten bei Oberferkel Kool-Savas
wahrscheinlich eher die männlichen Zuhörer. Die nicht sehr frauenfreundlichen
Raps des Musikers würden bei MTV wahrscheinlich für ein Dauerpiepsen
sorgen. Später gingen dann, passend zum Wetter, Blumentopf aus München
gut gelaunt auf Party-Safari. 


^ Der Stausee Oberrabenstein

 



^ Splash Festivalpossee
Im Anschluß kletterte torkelnd ein häßlicher,
ungepflegter und völlig kaputter junger Mann auf die Bühne und
wurde vom Publikum sogar noch bejubelt: Ferris MC war am Start, und zwar
noch etwas dichter, als sonst schon üblich. Seiner Show jedoch schadete
das aber erwartungsgemäß nicht im Geringsten. Deutlich frischer
als ihr Vorgänger wirkten die Massiven Töne, die in der folgenden
Stunde für das Auf-und-Nieder vor der Bühne sorgten.

Als würdiger Headliner erwies sich Freeman von I Am, der bewies,
daß die westlichen Nachbarn aus Frankreich sich hip-hop-technisch
nichts von den Deutschen vormachen zu lassen brauchen. Eigentlich sollte
nach diesem Act Schluß auf der Hauptbühne sein. Doch die Headliner
des Dancehall-Zeltes – Chico und General Degree, straight from Yard, gebackt
vom Far East Syndicate – wurden kurzfristig auf die Mainstage verlegt.
Wer mehr über die Dancehall-Veranstaltungen auf dem Splash 2000 erfahren
möchte, sollte den fetten Bericht im Germaican (www.germaica.net)
checken.

Später in der Nacht konnte man vor der gerade im Abbau befiundlichen
Hauptbühne noch einige eisern ausharrende Festivalbesucher beobachten.
Vergebens hatten sie noch die Hoffnung, daß der angekündigte
und eigentlich sehr gut zur Festivalatmosphäre passende Film „Fear
and Loathing in Las Vegas“ – ein ziemlich durchgeknallter Drogentrip –
noch laufen würde.


 

Auch wenn die meisten ihre Zelte schon abgebaut hatten,
rockte es auch in der letzten Nacht noch heftig in den Discozelten. Aber
am meisten rockte mal wieder die Polizei, die als Hundertschaft in voller
Kampfmontur anrückte, nachdem ein paar Knallköppe meinten, ein
Auto anzünden zu müssen. Ein nicht ganz passendes Ende für
drei tolle Tage voller Liebe, Harmonie und Party mit 25.000 Peoples.


^ Aktivitäten aufm Camping
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