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Rasta in Simbabwe

 
In den Jahren 1987 bis 1994 habe ich mich fast die Hälfe meiner Zeit in mehreren Trips hauptsächlich in Simbabwe aufgehalten. Die mehrmonatigen Reisen nach Bulawayo, der zweitgrößten Stadt des Landes, machten es mir möglich, mit mehreren Dreads in dieser Stadt in engen Kontakt zu treten.

Das engste Verhältnis hatte ich zu Stan I, der sein Geld mit der Schneiderei verdiente. In einem Businesshaus mitten in der Stadt hatte er einen kleinen Raum angemietet, in dem er arbeitete. Aber die Werkstatt war mehr als nur das: dort trafen sich tagtäglich mehrere Dreads, um sich auszutauschen, abzuhängen und auf dem Dach des Gebäudes ein bisschen Herb zu rauchen. 

Regelmäßig sind wir auch nachmittags in den Stadtpark gegangen, um uns dort mit Sport etwas fit zu machen und besonders eins stundenlang zu treiben: unsere Lieblingsbeschäftigung, das Frisbeespielen. Dafür war unsere Posse in ganz Skies, wie Bulawayo im Slang genannt wird, bekannt. 

Wenn alle Leutchen mal zusammen waren, war die Hauptbeschäftigung der Jungs das Proben des Repertoires für ihre Band, die „Urban Guerilla Posse“. In Hillside, einem ehemals weißen Villenvorort, hatten  sich ein paar Griechinnen eingemietet, die von sich dachten, je mehr Ganja man raucht, desto näher wäre man an Jah dran. Ganz schön abgehobene Weiber! Aber sie hatten den Urban Guerillas einen Raum, ihre importierte PA und Instrumente zur Verfügung gestellt, denn die Band selbst hatte nur eins: noch zu entwickelnde Begabung. 

Drei Mal wöchentlich hat man sich dort getroffen, wenn alles gut ging. Ich selbst bin bald von den Jungs als Manager und Producer auserkoren worden und so habe ich mir viel Zeit um die Ohren geschlagen, mit ihnen zu arbeiten und bin sogar zu den verrückten Griechinnen gezogen, um möglichst effektiv mit den Guerillas zusammen arbeiten zu können.


 
Höhepunkt dieser Kooperation war ein zweiwöchiger Studioaufenthalt auf einer umgebauten Milchkuhfarm, mitten im Busch, ca. 20 km. vor den Toren der Stadt. In dieser Zeit sind dann noch mal alle Schwächen der Band zum Vorschein gekommen, der Drummer musste durch den Kollegen Computer ersetzt werden, weil er einfach zu nervös war, den Rhythm zu halten und auch andere Passagen einzelner Musiker mussten von Kollegen eingespielt werden. Als ich dann noch, viel zu spät, herausfand, dass der Studioengineer halbtaub war, wurde mir klar, dass ich der Band eine Studioerfahrung finanziert hatte, die für sie wichtig war, mehr auch nicht. Die Musik allerdings, die hinterher auf 8 Spur magnetisiert war, hatte maximal Demoqualität.

Durch die Zusammenarbeit mit den Urban Guerillas habe ich aber auch meine derzeitige Partnerin und heutige gute Freundin, Queen Bee kennengelernt, die sich langsam als Harmonies-Sängerin der Urban Guerillas etablierte und mir allgemein einen guten Einblick in die Kultur der matabele, den in Bulawayo hptsl. Lebenden Volk, ermöglicht.

Was sonst noch echt Spaß und in dem immer noch von den Nachwehen der Apartheid gekennzeichneten Landes Furore gemacht hat, waren die Reisen, die ich mit den Jungs unternommen habe. Mal ging es in die Matopos, einer Bergregion 50 km von Bulawayo entfernt, mal haben wir ein paar Leute in der Hauptstadt Harare besucht oder eine längere Reise in die Eastern Highlands an der Grenze zu Mosambik gemacht. 

Alles in allem waren das sehr wertvolle Erfahrungen für mich. Ich habe in Simbabwe auf jeden Fall einen spirituelleren Rastavibe verspürt, als auf der Heimatinsel Jamaika, die ich 1994 auch besucht habe. Vielleicht liegt es daran, dass sich die Leute in Bulawayo schon im Motherland befinden, dass das Hecheln hinter dem Almighty Dollar nicht so ausgeprägt ist, oder dass sie von 400Jahren Slaverei verschont geblieben sind. Rasta in Simbabwe ist auf jeden fall mehr, als das Schwenken von Dreadloxmähnen für irgendwelche Touris oder um Sextouristinnen flachzulegen. 
 

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