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Ecstasy in Tomatendosen
Zollfahnder stellten große Mengen Rauschgift sicher

Hinter einem Berg von sichergestellten Drogen berichtete gestern der Vorsteher des Zollfahndungsamtes, Peter Pallutt, von den erfolgreichen Ermittlungen und Rauschgiftfunden seiner Mitarbeiter. In den ersten Monaten des Jahres konnten die Beamten der Mobilen Kontrollgruppen große Mengen von Rauschgift sicherstellen, weil sie auch Personen kontrollierten, die gar nicht wie „typische Drogenschmuggler“ aussahen.

So fiel Beamten auf dem  Rastplatz Peppenhoven an der A 61 ein geparkter, klappriger Mazda mit niederländischen Kennzeichen auf, in dem ein älteres Ehepaar gemütlich seinen Reiseproviant verzehrte. Bei der Routinekontrolle erzählten der 71-Jährige und seine 59-jährige Frau, dass sie in Deutschland Bekannte in der Nähe von Koblenz besuchen wollte. Alles schien auf einen ruhigen Kurzurlaub eines älteren Ehepaares hinzuweisen, doch der Blick in den Kofferraum hatte es in sich: In zwei Reisetaschen verstaut, fanden die Beamten 30 Kilogramm Haschisch – säuberlich in einzelnen, mit Klebeband umwickelten Paketen verpackt. Der 71- Jährige erklärte, er habe die Drogen von zwei Bekannten bekommen, sollte sie für ein Honorar von 3000 niederländischen Gulden zum Rastplatz Hockenheim bringen und dort wieder dem Auftraggeber übergeben. Seine Frau soll angeblich nichts von dem Drogenschmuggel gewusst haben. Er hätte sie erst später einweihen wollen. Diese Geschichte nahmen Ermittler und Staatsanwalt dem Ehepaar nicht ab, und der Haftrichter am Amtsgericht Euskirchen erließ sowohl gegen den Mann als auch gegen dessen Frau einen Haftbefehl.

Ende Februar stellten die Beamten der Ermittlungsgruppe Aachen des Zollfahndunksamtes 4,5 Kilo Haschisch, eine geladene Pistole mit Laserpointer und Munition bei einem Deutschen sicher, der aus Holland einreiste. Doch das war gar nicht so einfach. Als die Beamten den Mann anhalten wollten, drückte der aufs Gaspedal und lieferte sich mit den Ermittlern eine wilde Verfolgungsfahrt durch Aachen, überfuhr rote Ampeln und Verkehrsinsel, konnte  schließlich aber gestoppt werden. Jetzt muss er sich nicht nur wegen seiner Flucht, der Drogen und der Pistole verantworten – außerdem wird ihm auch noch Fahrten ohne Fahrerlaubnis vorgeworfen, denn er hatte gar keinen Führerschein.

Bei einem seriös aussehenden Italiener wurden 2,8 Kilo Heroin in einer Aktentasche im Fußraum der Fahrerseite seines Wagens gefunden. Der 56-Jährige sollte für einen Lohn von 10 000 Mark das Rauschgift von Maastricht nach Süddeutschland bringen.
Große Funde machten die Beamten vom Zollfahndungsamt auch am Flughafen Köln/Bonn, laut Pallutt eines der Drehkreuze des internationalen Rauschgiftschmuggels. Vor zwei Wochen fanden die Ermittler zwölf Kilogramm Opium in Plattenform im Frachtgut, in einer Kiste mit wertlosem Schmuck waren 1,1 Kilo Heroinblöcke versteckt, und am Montag machten die Beamten einen höchst überraschenden Fund: In Konservendosen, die angeblich Tomaten enthalten sollten, waren 81 000 Ecstasy Tabletten versteckt, die wohl aus Belgien oder den Niederlanden mit dem Flugzeug nach Köln kamen. Damit sind die Mitarbeiter des Zollfahndungsamtes zuversichtlich, dass sie in diesem Jahr noch mehr Ecstasy-Tabletten sicherstellen werden als im vergangenen Jahr. Da wurden nämlich 280 000 Tabletten der Modedroge registriert. Auch die Aachener waren in den vergangenen Monaten sehr erfolgreich: Sie fanden 4,3 Kilogramm Kokain – im vorigen Jahr waren es nur 388 Gramm. Doch das sei nur die Spitze des Eisberges sagte Pallutt: „Die Dunkelziffer beim Drogenschmuggel liegt weit über 90 Prozent. Es wird uns nicht möglich sein, der Sache komplett Herr zu werden.“

KStA 16/03/01


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