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„Wir
haben gekifft“
„Tagesthemen“ – Moderator Ulrich Wickert berichtete in der letzten MAX über seine Erfahrungen mit Haschisch. Seither hagelt es Attacken und Anfeindungen. Aber auch eine ernsthafte und längst überfällige Diskussion über die Legalisierung von Cannabis ist im Gange. 17 Prominente steuern ihre Erfahrungsberichte mit der Droge bei. Das Establishment der Republik tummelte sich bei einer „Koalitionsparty“ in der Berliner In-Disco „90°“, Grünen-Fraktionschef Rezzo Schlauch übte sich als emsiger Gastgeber, der Kanzler hatte es sich in einer Ecke gemütlich gemacht, als plötzlich dieser angenehm hanfige Geruch durch den Laden zog. Jemand hatte sich einen Joint angemacht. Schamlos. Mittendrin. Na und? Kein großes Ding, April
2001 in Deutschland. „Grob geschätzt, hat das halbe Kabinett seine
Hasch-Erfahrung gemacht“, sagte ein Mitglied der Regierung hinter vorgehaltener
Hand. Wozu sich also aufregen? Alles ganz normal. Dennoch ging nach Ulrich
Wickerts Hasch-Geständnis vor zwei Wochen ein Aufschrei durchs Land,
Bild fragte, ob der „Tagesthemen“-Conferencier tragbar sei, Rundfunkräte
fühlten sich zu Tadel bemüßigt.
Vor allem die Wissenschaft drängt
mittlerweile auf eine Änderung des Gesetzes. Führende Mediziner
und Wissenschaftler fordern eine Freigabe des heilsamen Cannabis-Inhaltsstoffs
THC, der in der Behandlung von Krebs, Aids oder multipler Sklerose Einsatz
finden kann. Doch auf der anderen Seite bemühen konservative Kräfte
nach wie vor die finsteren Klischees von der „gefährlichen Einstiegsdroge“
und blockieren eine Neuorientierung.
„Wegen Hasch habe ich mal zwei Monate im
Gefängnis von Neu-Delhi gesessen. Rundherum 30 Meter hohe Mauern,
in einem Raum mit 30 Personen. Damals, ich war 19 Jahre alt, bin ich mit
einem Freund ein Dreivierteljahr durch die Welt gereist. Dann ging uns
in Nepal das Geld aus, und ich hatte leider keine bessere Idee, als dort
vier Kilo Hasch zu besorgen und den Stoff später wieder zu verkaufen.
Als ich das Zeug nach Indien schmuggeln wollte, haben die Zöllner
mich erwischt, und ich ging in den Knast. Nach der Entlassung hatte ich
20 Kilo Untergewicht. Meinem Sohn Oskar würde ich haute nicht mal
einen Joint erlauben. Wenn er das allerdings unbedingt ausprobieren wollte,
würde ich ihn dazu überreden, mit mir zusammen zu rauchen,
um Schlimmeres zu vermeiden. Ich selbst habe früher sogar LSD oder
Acid eingeworfen, und ich hatte einfach Glück, dass ich während
eines Trips, der ja zwölf Stunden dauern kann, weder überfahren
wurde noch aus dem Fenster geflogen bin. Hasch ist in vielen Fällen
eben doch die Einstiegsdroge.“
„Wenn sich bei Freunden die Gelegenheit
ergab, habe ich ab und zu ‘ne Tüte geraucht: immer nur im stressfreien
Raum, beim Musikhören oder beim Spazierengehen an der Ost- oder Nordseeküste.
Ich befürworte eine Cannabis-Freigabe.
„Eigentlich kiffe ich nicht. Es gibt aber
eine Ausnahme: 1990, noch vor der Vereinigung, war ich auf einer Veranstaltung
im Westen und wurde nach meiner Haltung zu Drogen befragt und erklärte,
mich damit noch nie beschäftigt zu haben, dass ich dies aber nachholen
werde, indem ich erst mal einiges darüber lesen werde. Als ich den
Saal verließ, steckte mir jemand etwas zu. Ich rollte das kleine
Päckchen auf und konnte lesen, dass ich mich nicht theoretisch damit
beschäftigen solle, sonder praktisch. Dabei lag eine Haschischzigarette.
Die haben wir dann zu fünft geraucht, und ich habe nichts dabei empfunden
und ergo beschlossen, damit die Praxis einzustellen. Meine Zigarettenqualmerei
reicht mir schon“
„Mein Vater war Arzt und riet mir, die
Finger von Alkohol und Nikotin zu lassen. Stattdessen empfahl er mir, mal
eine Wasserpfeife zu probieren, das sei eh viel gesünder. Ich finde,
dass wir froh sein sollten, dass einer wie Ulrich Wickert den Mut hat,
seinen Haschkonsum zuzugeben. Ich hasse diese verfickten Doppelmoralisten.
Hey, wir waren doch alle jung, und damals war es normal, Hasch zu rauchen.
Heute würde ich gern mal wieder eine Wasserpfeife probieren.“
„Ich rauche mir gern ab und an einen Joint.
Dafür bin ich beim Alkohol eher zurückhaltend. Was anderes als
Hasch habe ich noch nie ausprobiert. Da habe ich Schiss vor. Ich finde
sowieso, dass das Denken zu Drogen revolutioniert werden sollte. Meine
Generation ist eher eine der Jointraucher als der Weintrinker. Es sind
schon viele Menschen an Alkohol gestorben, doch noch niemand an Hasch.“
„Ich dachte immer, dass er wegen seines
geliebten Rotweins so gut drauf ist, aber jetzt weiß ich, dass er
ständig bekifft war. Aber im Ernst: Die spießige ARD soll sich
mit wichtigeren Dingen beschäftigen als mit meinem netten Nachbarn.
Ich finde es toll, wenn sich jemand öffentlich dazu bekennt. Ich habe
vor 30 Jahren auch mal einen Joint probiert. Doch leider ist mir kotzübel
geworden. Seitdem rühr‘ ich das Zeug nicht mehr an.“
„Legalize it! Bevor ich begründe,
warum ich für die Freigabe bin, möchte ich mal ein überzeugendes
Argument für das Verbot von Cannabis hören. Ich habe nicht nur
gekifft, sondern auch Cola mit Waschmittel getrunken. Tja, so war das damals
in der DDR...“
„Ich halte es mit Harald Schmidt. Der sagte
einmal: Warum lesen die Sprecher der „Tagesschau“ und die Moderatoren der
„Tagesthemen“ noch immer vom Blatt ab? Nach der Sendung wird daraus erst
mal einer gedreht.“
„Alkohol und Cannabis sind als Drogen absolut
gleichzusetzen. Nur ist Cannabis bei uns noch ungewöhnlich. So wie
Pizza nach dem Zweiten Weltkrieg.“
Rechtslage
Max 07.2001 |
Copyright: Doc Highüz 1998 - 2002 | ![]() |