RootZ – Hanf – Die Hanfparade 2001 in Berlin

Die
Hanfparade 2001 in Berlin

von
Highco Stadermann

 

“Kein
Krieg gegen Pflanzen – für Vernunft und Freiheit”

lautete
das Motto der Berliner Hanfparade des Jahres 2001, die am 1. September
stattfand. 

Die
farbenfrohe Demonstration mit 27 Paradewagen und einigen Tausend Teilnehmern,
die ‚gut zu Fuss’ waren, begann am frühen Nachmittag am U-Bahnhof
Hallesches Tor und endete gegen 16.30 Uhr in der Nähe des Roten Rathauses. 

 

Mag
die Demo für manche Aussenstehende vielleicht ausgesehen haben wie
die abgespeckte Ausgabe der Loveparade; hinter der Hanfparade stand die
ernstzunehmende  Forderung der Teilnehmer nach: 


vollständiger Legalisierung von Cannabis als Rohstoff, Medizin und
Genussmittel, – Beendigung der Kriminalisierung von gesellschaftlich etablierten
Verhalten, – Ende der Verschwendung von Steuergeldern für die Verfolgung
von sogenannten “Cannabis-Delikten”, – Annahme der entsprechenden Verfassungsbeschwerden
durch das Bundesverfassungsgericht, – Ende eines generellen Führerscheinentzuges
aufgrund eines Nachweises von THC-Spuren, – Unterstützung des Naturrohstoffes
Hanf als Pflanze der Agenda 21 durch Politik und Gesellschaft. 

Mit
diesen wiederholt aufgestellten Forderungen und der Anzahl der Teilnehmer
stellt die Berliner Hanfparade die jährlich grösste, wirklich
politische Demonstration auf deutschem Boden dar. 

Am
Endpunkt der Demonstration erwartete die Paradeteilnehmer ein bunter Markt
mit Verkaufs- und Infoständen rund um den Hanf. Auf einer Speakers
Corner (nach dem gleichnamigen Vorbild im Londoner Hyde Park) konnte jeder
der wollte, Statements und Meinungen bezüglich Hanf und dessen Legalisierung
loswerden. 

 

Nach
einer kurzen Ansprache von Martin Münchberg (von der BHP e.V.) begann
gegen 17 Uhr direkt vor dem Roten Rathaus das Bühnenprogramm zur Hanfparade. 

 

Neben
einem abwechslungsreichen Musikprogramm mit Neues Glas aus alten Scherben,
den Sofa Surfers aus Österreich, dem Liedermacher Götz Widmann,
Rastabazasta, dem Overproof Soundsystem (feat. Rockers HiFi), Embryo und 
– auf diese haben alle sehnsüchtig gewartet – den Specialists, gab
es zwischendurch immer wieder Statements.

Die
kamen von Einzelpersonen, Gruppen und Initiativen, so z.B. von der Koreanerin
Kim (Initiative “Kim will kiffen), Lotti Loosli (“Schweizer Hanfkultur”),
Rolf Ebbinghaus (H.A.N.F. e.V. und Hanf Museum), Sven Meyer (Veranstalter
“Hamburg Hanffest”). Den weitesten Weg zur Berliner Hanfparade hatten allerdings
der in Hamburg geborene Chibo Mertineit (von der “Nimbin Hemp Embassy”
aus Australien), sowie Dana Beal (“Cures not wars”) aus New York City. 

Auch
wenn am späten Abend das Outdoor-Programm der Berliner Hanfparade
zu Ende war – mit feiern aber noch lange nicht Schluss. Ab 22 Uhr gab’s
im Pfefferberg (in der Schönhauser Allee) noch die offizielle Abschlussparty
mit verschiedenen Bands und Soundsystems. 

Hier
noch etwas HANFPROPAGANDA: 

 







Hanf
ist eine der vielseitigsten Nutzpflanzen, die Mutter Natur hervorgebracht
hat. Hanf hat uns durch Jahrhunderte der Menschheitsgeschichte begleitet,
gekleidet, ernährt und inspiriert. Bis ein Mann (Harry Anslinger)
befand, daß es sich hierbei um “Teufelskraut” handle und diese Vorstellung
weltweit verbreitete…

Doch
inzwischen sprechen die Fakten wieder für sich:

Aus
einjährig gewachsenen Hanffasern läßt sich viermal so viel
Zellulose wie aus Holzfasern produzieren, was den Papierbedarf ohne weitere
Abholzung wertvoller und ökologisch essentieller Wälder decken
kann. Der bodenverbessernde Hanf besitzt die stärkste aller Naturfasern
und eignet sich so bestens zur Herstellung von haltbaren Textilien, Seilen,
Verbund- und Dämmstoffen

Hanfsamen
enthalten keinerlei berauschende Substanzen, jedoch alle essentiellen Fettsäuren
und wichtige Aminosäuren. 

Somit
liefert Hanf auch gesunde, vollwertige Nahrungsmittel. Die Produktpalette 
umfaßt bereits zahlreiche Getränke, wertvolle Öle, Müsli,
Mehl, Schokolade, Tofu u.v.m.

Seit
Jahren wird Hanf als Medizin verwendet. Schon die alten Chinesen wussten
um seinen Nutzen. Hanf hilft bei Migräne, Neurodermitis, Juckreiz,
Krebs, Grünem Star, Epilepsie, bei  Muskelkrämpfen infolge
Multipler Sklerose. Beim AIDS-bedingten  Abmagerungssyndrom und der
mit dieser Krankheit  einhergehenden Übelkeit, bei Mensturationsbeschwerden,
Wehenschmerzen, Depressionen und anderen seelischen Erkrankungen. 

Im
Gegensatz herkömmlichen Medikamenten verursacht Hanf kaum Nebenwirkungen.
Dennoch stellen Pharmakonzerne THC synthetisch her. Denn Hanf als Pflanze
läßt sich nun mal nicht patentieren. Obwohl die synthetische
Produktion im Verhältnis zu natürlichen Anbau viel zu teuer ist
(ca. 800 DM pro Fläschchen), wird sie weiterhin betrieben. Denn die
Pharmaindustrie  verdient (gerne) am Hanfverbot… 

Für
den Menschen ist Hanf weitestgehend ungefährlich. Lediglich 
während der Schwangerschaft, vor der Pubertät und während
einer Psychose sollte grundsätzlich auf Hanfkonsum verzichtet werden.
Hanf ist nicht giftig, weder akut noch bei Dauergebrauch.

THC
(Tetrahydrocannabinol – der psychoaktive Wirkstoff im Hanf) gilt somit
als die “ungiftigste” Substanz schlechthin. Das Verhältnis von psychoaktiv
wirksamer zu letaler (tödlicher) Dosis beträgt für 

THC:
1:20.000 (vermutet) 

LSD,
Psylocybin: 1:1.000 (vermutet) 

MDMA
(Ecstasy) : 1:10

Alkohol:
1:3 

Heroin:
1:4 

Strychnin:
1:2

 

Noch
nie in der Geschichte der Menschheit ist ein Konsument an einer letalen
Dosis von Hanf gestorben. Selbst bei jahrelangem, dauerhaftem Hanfkonsum
bildet sich keine körperliche Abhängigkeit. Hanf ist auch keine
Einstiegsdroge. 95% der Heroinabhängigen haben zwar schon Hanf geraucht,
doch nur ein  sehr geringer Prozentsatz der Hanfkonsumenten wechselt
zu “härteren” Drogen. Außerdem haben 99% der Heroinkonsumenten
auch vorher schon Nikotin und Alkohol konsumiert. Wer Hanf raucht, steigt
also nicht zwingend auf härtere Drogen um. Wohl aber auf den “schwarzen
Markt”,  der nicht nur Hanf im Angebot hat. Stellt ein experimentierfreudiger
Jugendlicher die Verträglichkeit von (illegalem) Hanf fest, zieht
er möglicherweise falsche Rückschlüsse auf die Verträglichkeit
von (ebenso illegalem) Heroin.  Die Trennung der Märkte ist daher
ein Hauptargument für die Legalisierung von Hanf.

Die
aktuelle rechtliche Lage ist geprägt von dem Aberglauben, daß
mit der Strafverfolgung der Drogenkonsum unterbunden werden könnte.
Strafbar ist der Anbau, Besitz, Erwerb, die Abgabe, Einfuhr und Ausfuhr.
Das Bundesverfassungsgericht hat entschieden, daß bei geringen Mengen
für den ausschließlichen Eigenverbrauch das Verfahren bei der
Staatsanwaltschaft  eingestellt werden soll. Da die Akzeptanz des
Hanfverbots verständlicherweise niedrig ist, verlieren die staatlichen
Behörden und Instanzen ihre Glaubwürdigkeit. 

Das
Verbot verstößt sogar gegen unsere Verfassung, denn das Recht
auf freie Persönlichkeitsentfaltung wird nachhaltig eingeschränkt.
Das  Betäubungsmittelgesetz (BtMG) soll die “Volksgesundheit”
schützen. Dennoch sind Alkohol und Nikotin legal, werden besteuert
und beworben. Hanfkonsumenten gehen nachweislich  geringere körperliche
Risiken der Eigengefährdung ein. Somit verstößt das BtMG
gegen den Gleichheitsgrundsatz. Denn die Verfolgung und Bestrafung von
Hanfkonsumenten ist – im rechtlichen Sinne – nicht verhältnismäßig… 






Copyright Text: Highco
Stadermann / Bilder: Highco Stadermann / Machita / Layout: Doc Highüz
1998 – 2002
Zum Seitenanfang

Scroll to Top