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Yo,

ich bin besagter Dr. Igüz, nicht so wohlklingend geboren, daher vorab diese kleine Notiz:

Ein alter Freund benutzte, umnebelt, wie wir nur allzu gerne waren, die Phrase „mach doch ‘mal einer diesen Ügüz da weg“. Es ging um nichts Banaleres als ein Häufchen Dreck
auf der Tischkante seines ohnehin mitgenommenen kleinen, runden und häßlich braun schwarzen Wohnzimmerbeistelltisches.
Aber das Wort Ügüz fraß sich richtiggehend in die tiefsten Windungen meines derzeit noch teeniehaft, jugendlich funktionierendes Hirns.
Ganz im Gegensatz zu besagtem Freund, dem die Weisheit seiner derzeitigen Aüßerung bis heute nicht klar und auch nicht verständlich zu machen ist.

Dort lagerten diese vier, scheinbar belanglos dahingebrabbelten Buchstaben, nun für eine lange Zeit. Es geschieht jedoch im Leben des Einen oder auch des Anderen, daß mensch seine künstlerische Ader entdeckt und schon muß was her?
Genau, ein Pseudonym. Im Gehirn rumpelte etwas in einer meinem Stammhirn am nahegelegensten Synapsen und arbeitete sich mit steigernder Geschwindigkeit an
die Oberfläche meines Bewußtseins, vier Buchstaben tauchten aus demQuasi-Biodaten- Nirvana auf und nahmen Form an.

Forthin nannte ich mich Ügüz, malte meine Aquarelle und Gouachen, ab und an sogar ‘mal ein fettes Ölgemälde und erzählte damit meine eigenen kleinen Geschichten.
Die Reaktionen meiner Umwelt auf so etwas Subtiles, wie eine zufällige Ansammlung von „ü“s hätte ich eigentlich schon im Voraus ahnen müssen: „Türk oder wat, eeh?“ - „Biste jetzt voll durchgeknallt?“ - „Klingt interessant, hat das eine Bedeutung?“ undsoweiterundsofort.

Ügüz war brav und erzählte unendliche Male seine Story und dadurch lernte ich natürlich und offensichtlich eine Menge gleichartiger Gestalten kennen. Und was für exotische Vögel das Leben so bietet, aber davon vielleicht ein anderes Mal, das Thema ist schließlich immer noch der Doktor mit dem komischen Namen.

So passierte es, daß ich auf einer von meinen heißgeliebten Safaris, dieses Mal nach Afrika, genauer gesagt, ins südliche Afrika, noch genauer gesagt, nach Simbabwe, ganz genau gesagt, nach Bulawayo, sehr viel Kontakt mit Rastafarians hatte, mit Stan-I, mit Chenje-I, mit I-siah und I’n’I generell. Jetzt denkt jedermensch, „was soll das mit den ganzen „i“s, das hatten wir doch gerade noch mit den „ü“s?“, darum diese folgende kleine Geschichte:
Das „i“, gesprochen, wie das Wort „Ei“, ja genau, das Produkt einer Henne, hat in der Sprache der Rastas eine tiefe Bedeutung, wenn es auch nach Ansicht von Dr. Igüz auf einer Fehlinterpretation beruht:

Alles geht zurück auf Ras Tafari I, Kaiser von Äthiopien, den Rest der Titel, der sicherlich eine Seite füllen würde, schenke ich mir, er ist die Wiedergeburt Gottes, so wie derzeit Jesus, und wird dementsprechend verehrt. Der Name wird gesprochen „Ras Tafari, der Erste...“, dabei „Tafari“, wie in „Safari“ und nicht, wie die Rastas es im Allgemeinen verwenden wo das „i“ von „Tafari“ als „ei“ wie bei „Ei“ verwirklicht wird.

Trocken, aber wichtig. Denn so ist die ganze Rastasprache, allgemein als „Patois“ bekannt vereit worden. Das kennt doch jeder. Wer von uns hat sich noch nicht gefragt, wer wohl der „Eiermann“ in Old Bob Marley’s „Positive Vibrations“ ist.
Dabei will Bob uns nur sagen, daß er sich als Mann fühlt. „I a man“ - „I am a man“, pröper Öxförd. Cool, ne? So, und jetzt zurück zur eigentlichen Story.

Es ging um Stan-ei, Chenje-ei, Ei-seiah und ei’n’ei generell, nur noch ‘mal zur I-nprägung.
Mit denen hatte ich, Ügüz sehr viel zu tun, wir verbrachten viel Zeit miteinander, ist vielleicht noch treffender. Aber da war auch noch Nadja, Freundin, nein nicht so eine, einfach Freundin, und Kommilitonin. Wir gingen gerade durch eine schwere Phase der „Üfrükünisierung“.
Möglichst jeder plausible Vokal wurde durch ein „ü“ ersetzt, bizarre Wortgebilde entstanden. Aber klar war auch, daß es nur eine Frage der Zeit war, wann sich wohl der große Kampf des Umlautes „ü“ gegen den Volal „i“, hier als „ei“ wie bei „Ei“ gesprochen, ereignen würde. Und so war es dann auch während langer Abende, rauchgeschwängert und tequilagetränkt, hängemattenrelaxt und dubbig abgezapppelt.
Am Ende langer Word- und Sentence-battles stand der Sieger fest:
Es war das „i“, wie bei „Ei“.
Eigentlich war es eine Lösung der Vernunft und vorn vornherein war die Wahl der Waffen nicht fair. Jedermensch kann „i“, wie bei „Ei“ aussprechen, aber die Rastas hatten echte Probleme mit dem hinterhältigen „ü“. Kaum zu glauben, aber, wahr, es kam immer nur ein „uuh“, wie bei „Uli“ raus, so hart es auch versucht wurde. Und ich mochte nicht „Uguz“ sein.

Zwar würde ich mich nicht als gläubigen Rastafarian bezeichnen, maximal als Sympathisanten, aber trotzdem lag eines sehr nahe: Es gab viele gegenseitige Übereinstimmungen, und so wurde aus Ügüz ratzdifatz „Igüz“, ja mit „i“, wie bei
„Ei“. Allerdings nahmen die schon oben beschriebenen Probleme, wenigstens außerhalb des Rasta-Horizontes, nicht ab.
Immer noch die gleichen Fragen: „Was ist denn Igüz?“ Und dann die Aussprache,
natürlich mit „i“ wie bei „igitt“. Aber noch immer wurde Igüz nicht müde, seine Geschichte zu erzählen.

So, damit ist wenigstens schon ‘mal klar, wieso ich so ‘nen komischen Namen habe. Die nächste Frage, die wohl aufkommt, ist, „wie kommt solch ein Typ an einen Doktortitel, oder stapelt er hoch?“ Um diese umnebelte Annekdote aufzuhellen, muß ich Euch eine Geschichte erzählen und die gibt es, wie oben versprochen, in der nächsten Ausgabe im September.

Zum zweiten Teil der Autobiographie


Copyright: Dr. Igüz 1998