>> Talk
zurück zu den Interviews
zurück zum Inhaltsverzeichnis



Interview mit Chaka Demus and Pliers
Köln, Summer Jam Juli 1996

Beim Summer Jam in Köln trafen wir Chaka Demus and Pliers. Da alle Interviews vor dem Auftritt angesetzt waren, wurde es recht knapp für jeweilige Exclusiv-Interviews. Es wurde spontan eine Pressekonferenz einberufen, an der alle Journalisten teilnahmen. Somit waren wir zu viert, und es ging vor der Fragestellung schon ein bißchen drunter und drüber, speziell weil ein Redakteur sich als Großkotz aufspielte und damit selbst die äußerst ruhigen Chaka Demus und Pliers recht aus der Fassung brachte. Als die Atmosphäre wieder einigermaßen ruhig war, gingen Chaka Demus and Pliers mit geradem Blick und ruhiger Stimme sehr auf die gestellten Fragen ein.

RootZ: Ihr beide habt schon eine Solokarriere vorher gehabt. Wann habt Ihr angefangen zusammen zu arbeiten?

Chaka Demus: Das ist ungefähr fünf oder sechs Jahre her. Wir haben gleich angefangen auf Tour zu gehen, ohne irgendwelche Promotion, einfach so improvisiert und wir haben uns so exzellent auf der Bühne ergänzt, daß ich Pliers vorschlug, ein gemeinsames Album aufzunehmen.

RootZ: Wie entstehen Eure Songs?

Chaka Demus (lachend): Pliers fängt an, etwas zu singen und ich füge dann aus dem Stegreif meinen Part irgendwie ein. So einfach funktioniert das mit uns beiden. Das soll aber nicht heißen, daß es keine harte Arbeit für uns bedeutet.

RootZ: Wer hat Euch am meisten musikalisch beeinflußt?

Pliers: Natürlich Bob Marley. Wir sind beide in Kingston aufgewachsen, zu dem Zeitpunkt als Bob Marley gerade seinen großen Durchbruch hatte. Bunny Wailer hat uns auch inspiriert. Allerdings haben wir auch Stevie Wonder oder den Commodors zugehört.

RootZ: Ihr reist soviel in der Welt herum und habt schon so viele Länder gesehen. Welches ist Euer liebstes Land und welchen Platz würde Deutschland in einer Top-10-Liste einnehmen?

Chaka Demus: Ich will ehrlich sein. Ich war noch nicht oft in Deutschland und deshalb weiß ich so wenig von Deutschland. Allerdings war es jedes Mal sehr schön. Ich brauche nicht lange zu überlegen, England ist mein Top-Favorit. Irgendwie fühle ich mich dort am wohlsten.

Pliers: Es geht mir genauso. Zum Beispiel in Amerika hatte auch Bob schon seine Probleme. Rassismus herrscht vor und das in so einem gemischten Land. Europa ist einfacher, man ist hier nicht so ignorant.

RootZ: Meint Ihr nicht, daß Europa schwerer zu erobern ist, aufgrund der Sprachprobleme?

Pliers: Nein, wer den Beat liebt, wird ihm folgen, auch wenn er die Texte nicht immer sprachlich versteht. Wer ihn nicht liebt, hat dann sowieso kein Interesse.

RootZ: Wie seht Ihr die Drogensituation hier in Europa?

Pliers: Du sprichst von Marihuana und hoffentlich nicht von anderem, wie Kokain oder dem anderen Shit. Verstehe mal den Sinn des Wortes "Herb", das bedeutet nämlich "Erde", also was kann daran schlimmes sein, wenn es aus der Erde kommt. Jede andere Droge ist ein Killer. Aber Herb ist das Natürlichste von der Welt.

RootZ: Wie verstehen sich Chaka Demus und Pliers untereinander? Seid Ihr Freunde?

Pliers: Wir sind als erstes Geschäftspartner und verstehen uns als Team wunderbar und sind wie füreinander geschaffen. Ich sehe Chaka Demus als meinen Brother und wir haben großen Respekt voreinander.

Chaka Demus: Es ist nicht nur die Musik, die uns miteinander verbindet. Dadurch daß wir soviel zusammen sind, kennen wir uns natürlich sehr gut.

RootZ: Wann können wir Euch das nächste Mal in Deutschland erwarten?

Chaka Demus: Sehr wahrscheinlich zu einer Promotion-Tour noch in diesem Jahr anläßlich unserer neuen CD mit dem Titel "For every kinda people"

RootZ: Wieder eine Produktion mit Sly und Robbie? Wie wichtig sind diese beiden für Euch?

Chaka: Ja, seit wir mit ihnen arbeiten, sind wir erfolgreich. Sie sind unsere besten Lehrer.

RootZ: Wie seht Ihr das Reggaebusiness in dieser Zeit?

Pliers (nach langem Überlegen): "It´s getting better". Gerade die Jugend produziert hervorragende Musik, und die Zuhörer erkennen, daß es sich nicht nur um irgendeinen modernen Quatsch handelt, sondern die Nachwuchsmusiker es verdammt ernst meinen. Aus meiner Erfahrung werden zunehmend mehr die Messages gehört und auch angenommen, so daß Reggae als Medium angesehen werden kann und somit Zukunft hat.

RootZ: Habt Ihr noch mehr Konzerte in Deutschland oder wie sieht Eure Tour aus?

Chaka Demus: Leider nur das eine in Deutschland, wir gehen als nächstes nach Italien.

RootZ: Wann kommt Ihr wieder nach Deutschland auf die Bühne?

Chaka Demus und Pliers aus einem Munde: Soon come.

Unter großem Gelächter bedanken wir uns für ein äußerst interessantes Interview bei dem Duo und wünschen ihnen nun ein toi toi toi für ihren Auftritt. Dankend nehmen sie an und lassen noch alle ihre Fans grüßen. Chaka Demus and Pliers, ein perfektes Team absolut ohne Starallüren, hinterließen einen großartigen Eindruck, der uns noch lange über sie reden ließ und sie mit Sicherheit nicht so schnell vergessen läßt. Vielen Dank noch einmal und hoffentlich sehen wir sie wirklich soon.

U2


Copyright Text / Photo: U2 1996 / Layout: Dr. Igüz 1998