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RootZ Sprach mit zwei Mitgliedern, "Master D" und "Das", der fünfköpfigen Band aus London.
RootZ: Vom neuen Albumtitel "Rafi's Revenge" ausgehend, wer ist dieser Rafi?
Master D: Mohammed
Rafi ist ein berühmter indischer Sänger aus der Filmszene. Und
wir hatten letztes Jahr eine Veröffentlichung in Frankeich, die sich
"R.A.F.I." nennt. Das steht für "Real Areas For Investigation". Weil
das Album nicht außerhalb von Frankreich veröffentlicht wurde,
haben wir es neu aufgenommen und abgemischt, haben Remixe gemacht und es
ist so eine Art von "Rafi's Rache" geworden. Die Rache des ersten Albums,
endlich gehört, erhältlich und beworben.
RootZ: Wie können wir mit einem Internet-Magazin eine Kampagne für die Befreiung von Satpal Ram unterstützen?
Master D: Wie ihr in anderen Ländern wirklich helfen könnt ist, die Fakten dieser Fälle unter die Leute zu bringen. Was aber noch viel besser wäre, ist Fälle von Rassismus aufzudecken, Informationen darüber zu verbreiten und die Opfer zu unterstützen. Im Fall Satpal Ram gibt es nicht viel, das ihr tun könnt, denn das hat etwas mit dem britischen Rechtssystem zu tun. Aber wir wissen von einer Menge von Fällen schwarzer oder nicht-weißer Menschen, die durch die Hände eines rassistischen kommunalen Rechtssystems besonders in diesem Land leiden. Beispielsweise dadurch, daß sie keine deutsche Staatsbürgershaft erhalten können. In solchen Fällen könnt ihr helfen.
RootZ: Erzählt uns etwas über die Kampagne für Satpal Ram.
Master D: Well, was wirklich gut an der Kampagne war, daß das Album das Interesse vieler Leute geweckt hat. Sie kamen zu unseren Gigs und viele haben die Petition unterschrieben, die wir zu Satpal ins Gefängnis geschickt haben. Die nationalen Nachrichten von Channel 4, einem großen Fernsehsender, haben einen Beitrag gesendet und wir hatten mehrere Artikel in Sonntagszeitungen und auch in landesweit erscheinenden Blättern. Das zeigt, wie gut die Musik eine Kampagne unter die Leute bringen kann. Wir haben es tatsächlich geschafft, die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf die Kampagne zu lenken und damit ihre Bedeutung zu erhöhen und sogar noch achttausend Pfund zur Unterstützung einzuspielen. Das war der Teil, den wir zu dieser Sache beigetragen haben.
Das: Satpal geht es im Knast nicht gut. Er ist von Gefängniswärtern zusammengeschlagen worden. Aber wenn viele Leute an ihn schreiben, wird es den Schließern klar, daß die Leute draußen wissen, was los ist und sie lassen ihn, sie fassen ihn nicht mehr an. Es hat ihn also beschützt, die erste Hauptauswirkung der Kampagne ist der Schutz von Satpal.
Master D: Aber um zu dem Punkt zurückzukommen, wie ihr helfen könnt: findet raus, was in diesem Land passiert und seid nicht apathisch gegenüber den Mechanismen der Unterdrückung.
Das: Es sieht so aus, als wäre diese ganze Sache nämlich international organisiert.
RootZ: Gibt es bei diesen Sachen denn wenigstens Veränderungen, seit Tony Blair an der Macht ist?
Master D: Nein, nicht wirklich. Well, es gibt Veränderungen, aber es gibt auch Sachen, die schlimmer geworden sind. Der Schlüssel zu allem ist doch die Präsentation einer Angelegenheit. Weißt Du, jetzt haben wir eine Regierung, die medienorientiert ist, die Leute glauben machen kann, daß sich die Dinge verbessern, sie vermitteln ein smarteres, jüngeres Image. Tatsächlich werden die Dinge schlimmer, wie zum Beispiel das Stipendiensystem für Studenten. Dann ist da noch das "Law against crime and disorder", das auch kommt und die Idee wird diskutiert, daß Jugendliche unter fünfzehn Jahren abends eine Ausgangssperre bekommen sollen, diese komischen, aus Amerika stammenden Ideen. Das Ding ist, daß die Blair-Regierung sehr gut darin ist, sich zu präsentieren und viele Leute darauf reinfallen.
RootZ: Genug der Politik, kommen wir zur Musik. Beschreibt bitte 'mal den musikalischen Mix, der ADF ausmacht.
Master D: Alles dreht sich um das Universum, um das, was in der Musik universell ist. Was für unterschiedliche Musikstile sich entwickelt haben. Für uns ist das selbstverständlich. Die Leute scheinen zu denken, daß es "anders" ist, wenn man Stile zusammenfügt. Wir betrachten das gar nicht so, wir machen einfach Musik, von der wir denken, daß sie anderen Leuten gefallen kann. Die Musikindustrie möchte Grenzen in die Musik ziehen, aber das ist eine Frage, mit der wir uns nicht beschäftigen möchten. Wir denken daß man andere Musiker fragen sollte, warum sie denn nur die eine Musikrichtung vertreten.
RootZ: Wodurch wurde Euer immenser Pupularitätsschub in Belgien, Frankreich und Holland gezündet?
Master D: In Frankreich lag es einfach daran, daß die Plattenfirma uns eine Chance gegeben hat. Sie sagte,"okay, wir denken, diese Band ist gut, also geben wir ihnen eine Chance und machen Werbung für ihre Gigs, bringen ihre Platten ins Radio und in die Plattenläden."
Das: Und wir hatten harte Tourneen, wir spielten mehr oder weniger überall, an jeder Art von unterschiedlichen Orten. Und wir ermutigen die Zuschauer bei unseren Konzerten zum Mitmachen.
Master D: Und wir geben gute Vorstellungen. Das ist auch ganz normal für uns. Weißt Du, man geht auf die Bühne, die Leute haben dafür gezahlt, Dich zu sehen und man muß seine "energy performance" abliefern. Das ist wieder so eine Frage, die anderen Bands 'mal gestellt werden sollte: "Warum geht ihr auf die Bühne und starrt auf eure Schuhe, warum denkt ihr, daß ihr etwas Besseres, als das Publikum seid?" Wir machen einfach das, was wir denken, das Musiker tun sollten, wir geben eine gute Show und versuchen, das Publikum mit einzubeziehen.
RootZ: Wenn man sich die Konzert- und Festivalhinweise anschaut, sieht man, daß ADF in dieser Saison auf fast jedem großen Festival spielt. Wie fühlt es sich an, jeden Tag größer zu werden?
Das: Größer, na dann muß ich mir wohl bald ein Paar neue Schuhe kaufen.
Master D: Ernsthaft jetzt, es ist immer noch eine Menge Arbeit, die da auf uns zu kommt und wir nehmen die Liveauftritte immer als eine Quelle für Inspirationen. Und wir sehen den Weg nach oben als eine langen Kampf, aber das ist uns nicht 'mal das wichtigste, beispielsweise wollen wir lieber eine Menge neuer, junger Künstler aufbauen und ihnen eine Möglichkeit für eine Karriere geben, als selbst nur oben auf unserer Topposition zu glucken.
RootZ: Wie breschreibt ihr das neue Album "Rafi's Revenge"?
Master D: (zu Dr. Igüz) Vielleicht solltest besser Du diese Frage beantworten - aufregend, "maximum impact", musikalisches Neuland aus einer Grassroots-Perspektive anstelle aus abgehobenen Positionen.
Das: Ein hochenergetisches Experiment mit einer starken Message. Musik für alle möglichen Geschmäcker.
Master D: Es ist eine Reflektion der Musik aus London oder Britannien, weißt Du.
RootZ: Mögt ihr das Wort "Crossover"?
Master D: "No, it's stupid."
Das: "Crossover" und "Fusion" sind dumme Worte. Was wir machen, ist doch offensichtlich: Was ein guter Sound ist, wird von uns benutzt, aber noch einmal, es gibt da die Leute, die Grenzen einziehen. Eigentlich sollte man denen diese Frage stellen und nicht mir.
RootZ: Wollt Ihr den Lesern noch etwas sagen?
Master D: Ragga war für ADF eine wichtige Quelle der Inspiration. In den Achtzigern waren es hauptsächlich "slackness" und "gun lyrics" und es hat sich lange nichts getan. In letzter Zeit beschäftigen sich die Leute wieder mehr mit der Musik von vor dreißig Jahren, Studio One undsoweiter und die Labels, X-Terminator und wie sie alle heißen, nehmen die Ideen und bauen sie in die Riddims oder Drumpatterns ein oder kopieren die Technologie von damals. So hat sich eine neue Art von Ragga entwickelt, wozu obendrein noch die "conscious MCs", wie Sizzla, Capleton und Buju kommen, die die radikalsten musikalischen Waffen geschaffen haben, daß es eine Freude ist. All diese Leute waren für uns eine große Inspiration und wir wünschen dem Ragga einen guten Erfolg.
Das: Und was wolltest Du den Lesern sagen?
Master D: "Yeah, kauft mehr Conscious Ragga."