Interview mit Jörg Hagenbuch, Veranstalter des Bongo Bongo Sunsplash


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Talk

Gespräch mit Jörg Hagenbuch

einem der Veranstalter
des Bongo Bongo Sunsplash


RootZ: Guten Tag, Jörg, wir sind vom RootZ -Internet-Magazin. Stell
Dich doch bitte am besten mal mit Deinem kompletten Namen vor und was Du
hier auf dem Festival machst.

Jörg Hagenbuch: Ich heiße Jörg Hagenbuch von der
Firma VIP-Productions und mache zusammen mit Ole, Jörg Oliger, der
Besitzer ist von Bongo-Bongo in Oberdreist das Bongo-Bongo-Sunsplash, zum
sechsten Mal.

RootZ: Kannst Du uns in ein Paar Sätzen die Geschichte vom
Sunsplash erzählen?

Jörg Hagenbuch: Unglücklicherweise nicht von den ersten
Tagen an, weil ich beim allerersten Mal nicht dabei war. Das war ein echtes
Rainsplash und es hat Differenzen gegeben zwischen den zwei Veranstaltern,
Ole und dem andern Veranstalter. Aus dem Grund habe ich mich dann eingeschaltet,
weil ich den Ole schon 15 Jahre kenne, hab’ gedacht “naja, das kriegen
wir besser hin” und seit 5 Jahren läuft es auch reibungslos.
Wir sind eigentlich einer Linie … junge Bands (?) … aber vielleicht
ist das schon Inhalt einer nächsten Frage

RootZ: Erzähl ruhig. Ich find’s immer gut, wenn die Leute
frei vom Herzen weg erzählen.

Jörg Hagenbuch: Ja, das Festival ist im Prinzip aus einer Wette
geboren, soviel kann ich natürlich sagen. Nach und nach hat die Bongo-Crew,
also die Bedienungen im Bongo, die Leute, die regelmäßige Stammgäste
sind, sich zum Reggae bekannt, sie sind auch nach Jamaika gefahren und
irgendwann in einer schlaftrunkenen und blauen Nacht – blau – hat sich
der Entschluß gefaßt, daß man ein Festival macht, was
dann durch ein Rainsplash gekrönt war. Das war das schlimmste bisher,
das erste. Es hat aber soviel Spaß gemacht, der Crew, weil man muß
wirklich von einer Crew reden, das ist ein Team, ein harter Kern von 30
und ein größerer Teil von 90 Leuten, die sich hier wirklich
Mühe geben und sehr, sehr viel Spaß haben. Und das kommt auch
rüber bei den Leuten: Wir geben uns viel Mühe, daß die
anderen Leute halt Spaß haben, daß die Infrastruktur stimmt
und daß sie sehen, daß das hier nicht eines dieser großen
Megafestivals ist, wo es wirklich nur darum geht, wieviel Leute drin sind.

RootZ: Darf ich Dich denn trotz allem, auch wenn es Spaß
macht, und das find ich supergut, nach dem kommerziellen Erfolg von Bongo-Bongo
fragen?

Jörg Hagenbuch: Aber gerne. Die ersten drei Festivals waren
kein kommerzieller Erfolg, sondern eine totale Pleite, bzw. das erste und
zweite waren eine Pleite, das dritte hat sich gerade so getragen. Wir schreiben
seit dem letzten schwarze Zahlen und arbeiten uns jetzt stetig nach oben
hin.

RootZ: Wie sieht’s denn mit diesem Jahr aus? Habt Ihr durch das
Wetter Einbußen gehabt?

Jörg Hagenbuch: Ja, fünfzig Prozent am Freitag, was aber
nicht der reguläre Reggae- und Afro-Tag ist, das ist mehr so für
die Anwohner, aber die bleiben dann lieber zu Hause und gucken Fernsehen,
und gestern, erstaunlicherweise würde ich sagen, nur zwanzig Prozent
im Gegensatz zu letztem Jahr und die waren gut drauf, die Leute, denen
hat das wirklich Spaß gemacht und ich muß mich da wirklich
bedanken, daß die uns die Treue halten.

RootZ: Aus den 6 Jahren – oder für Dich 5 Jahren – heraus,
gibt es da irgendwelche Anekdoten, die Du erzählen kannst?

Jörg
Hagenbuch: Da gibt es sicher dutzendweise Anekdoten, ich muß mich
jetzt konzentrieren, weil ich was ganz anderes im Kopf hab, … die Gruppe
Hardskin (?) beim zweiten Festival hat sich drei Stunden lang im Westerwald
rumgetrieben, weil sie den Weg nicht gefunden hat und sich auch vehement
gesträubt hat, dem Tourbegleiter, der dabei war, zu glauben, daß
es links abgeht, aber 12 Rastas gegen einen Weißen, da war nichts
zu wollen und die Strecke sind sie dann, glaube ich zweimal im Kreis gefahren
– gut das war insofern eine Anekdote, weil wir alle mit den Nerven fertig
waren und die haben sich dann natürlich noch jede Menge Zeit gelassen
– Anekdoten fallen mir jetzt sonst keine ein, aber es gibt jede Menge.

RootZ: Erzähl mir doch ein bißchen was zu Eurem CD-Projekt,
Ihr habt ja jetzt gerade die dritte wohl fertiggestellt vom Bongo-Bongo
1997 . Erzähl mir doch ein bißchen, wie Ihr die Idee gehabt
habt, und auch, wie sich die Zusammenarbeit mit den Künstlern gestaltet,
ob es ein Erfolg ist, wieviel Ihr auflegt und all solche Sachen.

Jörg
Hagenbuch: Die Idee war ganz einfach, aus Promotion-Gründen diesen
Sampler zu machen und auch um den Leuten, die hier Spaß haben, irgendwas
noch mitzugeben, wo sie sich dann erinnern können und genau das ist
auch eingetreten. Das ist auch der Hauptkäuferanteil dieser CD. Wir
haben es bisher leider nicht geschafft, einen der großen offiziellen
Vertriebe dafür zu interessieren, obwohl ähnliche und schlechtere
Produkte in den Plattenregalen stehen und dort von Vertrieben hingestellt
werden. Wir hoffen auf Hartnäckigkeit, also wir sind hartnäckig
und hoffen, daß sich das vielleicht beim 5. oder 6. Sampler zeigt.
Gestern zum Beispiel haben wir in den Pausen den ’97er Sampler laufen lassen
und es kamen dauernd Leute ans Mischpult und haben gesagt: “Was ist
das für `ne Band, was ist das? Das ist ja ‘ne tolle Aufnahme.”
Also die Qualität ist sehr gut, wir versuchen es sehr vielfältig
zu halten, genau wie unser Festival, daß man nicht eine Dub-Platte
hat oder eine Roots-Platte, sondern von allem etwas: die ganze Black Music,
die sich in und um Jamaika abspielt, natürlich auch Afrika, die Roots,
ne? Das wissen ja wieder leider die Wenigsten … ist bei uns halt kräftig
vertreten, deswegen: Afro- und Reggae-Tage, ganz klar, da stehen wir zu.
Der Reggae hätte keine Chance gehabt, wenn die Schwarzen nicht rübergekommen
wären nach Jamaika.

RootZ: Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit den Künstlern
in bezug auf den Sampler?

Jörg
Hagenbuch: Ab und zu etwas schwierig, wenn es darum geht, die Auswahl zu
treffen. Wir haben uns deshalb auf ein Auswahlverfahren geeinigt, daß
sie uns drei oder vier Stücke zur Verfügung stellen und wir das
Endstück aussuchen. Wir machen das nicht leichtfertig, wir machen
das verantwortlich im Sinne der Künstler, ich hab ja ein eigenes Label,
und muß verantwortlich für viele Bands entscheiden, was das
Beste sein soll, arbeiten aber auch mit einer Techniker-Crew, in einem
Studio, von der Soundqualität wird also das Beste gemacht für
die Künstler. Es hängt im Prinzip ab von ihnen selbst, was sie
spielen an dem Abend.

RootZ: Wir danken Dir für dieses Gespräch und wünschen
der Bongo-Bongo-Crew viel Erfolg bei den zukünftigen Festivals und
der Vermarktung Eurer CDs.


Copyright : Dr. Igüz 1999

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