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Plattenbesprechung Art & Life
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Interview mit Beenie Man
Virgin Records, München, 24.03.00
 
 
RootZ: Hallo Beenie Man, das ist ein schöner Name. Ich würde gerne wissen, was er bedeutet.

Beenie Man: Beenie Man ist ein kleiner Mann im Vergleich zu hoch Gewachsenen. Ich bin der Beenie Man meiner Gruppe, es ist so etwas wie ein Spitzname.

RootZ: Erzähl uns ein bißchen über Jamaika und die Dancehall Scene.

Beenie Man: Jamaika und die Dancehalls sind okay, ich begann die Musikszene schon mit fünf Jahren zu beobachten., als ich gerade mal richtig zu sprechen anfing. Meine erste Single habe ich mit acht aufgenommen. Weißt Du, die jamaikanische Dancehall Szene ist offen für Kids, die es drauf haben. Ich rede jetzt nicht über Kids, “die do re mi, one, two, three, a, b, c, “ singen, sondern über Kids, die darüber singen, was so im Land passiert. Aus diesem Grunde war ich ein Star in der Dancehall als Kind.

Jetzt ist das alles etwas anders geworden. Es dreht sich alles darum, wer den besten Vertrag hat, wer das meiste Geld macht. Aber das ist nicht alles. Es geht natürlich auch darum, die Musik international durchzusetzen, so daß der Sound von neuen Leuten gehört und gemocht wird. Die jamaikanische Dancehall Szene ist in dem Punkt ein bißchen, wie die Hip Hop Szene in Amerika.

RootZ: Das ist interessant. Erzähl mal über deine ersten Berührungen mit Hip Hop und wie Du die Beziehung von Hip Hop und Dancehall siehst.

Beenie Man: Hip Hop hat sich aus dem Dancehall entwickelt. Dieser Typ aus Jamaika, DJ Kool Herc ist nach Amerika gegangen und hat seinen Style gespielt. Aber die Amis haben kein Patois verstanden und so mußte er seinen Style anpassen. Viele Leute im amerikanischen Hip Hop Business wissen, wo der Ursprung der Hip Hop Musik liegt Und wir jamaikanischen Künstler machen halt unser Dancehall Ding. Ich behaupte nicht, daß Hip Hop nicht ihre Musik ist, es ist ihre Musik, weil unsere Musik auch die ihre ist. Das Problem ist, daß die Amis keine Kultur haben. Amerika ist von Europäern, Arabern und Afrikanern geschaffen worden. Es ist dort wie in Europa und da kommt unsere Musik nicht her. Auf Jamaika hatten wir viele Sklaven aus Afrika, da kommt unsere Musik her. Aber Hip Hop ist definitiv von jamaikanischer Dancehall Music beeinflußt.




RootZ: Was sagtst Du zum Standing von Hip Hop auf Jamaika?

Beenie Man: Das Standing von Hip Hop auf Jamaika ist ähnlich, wie die Position von R’n’B. Es ist da, wird gespielt, es gibt Kids, die lieben den Sound.

RootZ: Dein neues Video heißt „Love Me Now“ und wenn man es sieht, merkt man, daß Du viel Spaß dabei hattest.
Beenie Man: Die Arbeit macht mir immer Spaß. Es gibt viele Künstler, denen macht die Arbeit keinen Spaß. Für mich ist die Musik nicht nur ein Job, Musik ist ein Teil meines Lebens. Morgens wache ich auf, spiele ein bißchen Fußball um ein bißchen fit zu bleiben, weißt Du. Und dann mache ich Musik, ich lebe Musik, esse Musik, trinke Musik, schlafe Musik, alles was ich tue ist Musik.

RootZ: Ich habe gelesen, daß Du Dich als Entertainer bezeichnest. Und Du hast ja auch in dem Film  „Dancehall Queen“ mitgespielt. Gibt es neue Pläne?

Beenie Man: Ich habe eine Menge Angebote, aber das Problem ist der Mangel an Zeit. Ich würde keine Tour oder Show absagen, um an einem Film mit zu machen. Das Problem ist: ich bin ein Musiker, darum mache ich Musik, ich liebe es, die Leute zu unterhalten. Wenn ich zeitgleich Angebote für einen Film oder eine Tournee bekomme, dann wirst Du mich in diesem Film nicht sehen können. Ich gehe eher auf Tour und unterhalte die Leute . Wenn Zeit für eine Tourpause ist, kann ich einen Film machen. Aber ich habe keine Zeit für eine Pause, denn ich arbeite gerade daran, meine Musik international zu machen. Musik ist eh wichtiger, sie läßt die Filme erst richtig wirken.
 
RootZ: Ich habe gehört, daß Du ein besonderes Problem mit Deinen weiblichen Fans hast..

Beenie Man: Well, weißt Du, ich habe mehr weibliche als männliche Fans. Manchmal habe ich Shows mit 5000 Frauen und 2000 männlichen Fans. Und immer sieht man, daß die Frauen auf die Songs die ich singe abgehen. Die meiseten meiner Songs sind auch an das weibliche Publikum gerichtet. Wenn ich einen Tune für die Männer mache, dann geht es um Themen, wie die Armut in der Welt, das Leben, was so passiert im Leben von Männern. Aber die meisten meiner Songs sind für girls.

RootZ: In Deinem Video spielt auch Wyclef Jean von den Fugees mit. Erzähl doch mal von Eurem Verhältnis.

Beenie Man: Ich und Wyclef sind seit sieben Jahren befreundet. Darum ist die Zusammenarbeit jetzt nichts Neues. Als ich ihn das erste Mal traf, kannte ich nicht mehr als zwei Tunes von ihm. Ich wußte gerade mal, daß er mit den Fugees ein Album gemacht hat, irgendwas mit „Law“, der Name ist mir entfallen. Wir hatten eine Show in Atlanta und ich war der Closer. Aber meine Band war nicht da, weil die Leute keine Visa bekommen hatten. Also mußte ich mit Wyclef’s Band auftreten. Die Musiker sagten, daß sie alle meine Songs und meine Riddims kennen würden. Als ich dann auf die Bühne kam und es mit meinen Ohren hörte, da habe ich es den Jungs auch geglaubt. Es war, als wären es die Musiker, die eigentlich hätten spielen sollen. Sie haben die Musik genau so, wie von der Scheibe gespielt. Als ich dann herasugefunden habe, daß sie alle echte Dancehall Fans sind, wurden wir wärmer miteinander. Lauryn Hill, Wyclef, Pras, die Musiker, der DJ, sie sind alle meine Freunde.

Ich habe Wyclef angerufen und ihm gesagt „okay, ich habe ein Angebot von Virgin Records und muß eine Single aufnehmen und einreichen, bevor ich den Vertrag unterschreiben kann“. Er sagte, „gib mir 15 Minuten“, meldete sich aber schon nach fünf Minutenwieder bei mir. Also machten wir die Single, Virgin war von unserem Studio nur über die Straße. Ich bin rüber gegangen, sie haben es gespielt und gesagt, „okay, laß uns den Vertrag unterschreiben“. Ich habe aber nicht sofort unterschrieben, sondern erst mein Management angerufen, um das Ding prüfen zu lassen. Und das dauerte alles ein bißchen, aber am Ende habe ich unterschrieben.

Wir bekommen auch Anggebote von anderen Majors, wie Warner. Der Grund, warum ich bei Virgin unterschrieben habe ist, daß sie schon mit so vielen Reggaemusikern zusammen gearbeitet haben. Sie wissen, wie man uns richtig promotet, wie man den Künstler aus dem Underground holt und ihn international vermarktet.

Für mich wird Virgin das tun,  der Vertrag, den ich unterschrieben habe macht Virgin verantwortlich für das internationale Problem. Die Musik überall an die Leute zu bringen, damit sie sich daran erfreuen können. Es gibt eine Menge Leute, die Hip Hop hören, andere hören sich R’n’B oder House an. Das habe ich in meinem neuen Album "Art and Life"berücksichtigt. Man muß ein bißchen „mingeln“, damit jeder happy ist und jeder an dem Sound teilhaben kann. Man soll nicht einseitig sein, schon auf „Many Moods of Moses“ Album haben wir den „wahren Weg“ verlassen, „Who am  - Zim Zimma“ world wide international. Ich habe mich entschlossen, diesesAlbum in die gleiche Richtung gehen zu lassen und es trotzdem ein bißchen anders zu machen.

RootZ: Du hast gesagt, daß wenn ein Maler ein Bild schafft, das Bild irgendwo auch den Maler schafft. Erklär das doch mal.

Beenie Man: Well, das Problem ist das Werk, das zu schaffen ist. Es kann nie perfekt sein, nur nahe an Perfektion. Kein Mann und keine Frau ist perfekt. Kein Mensch kann über Wasser wandeln, denn es gibt die Gravität. Wenn man  schwimmen kannst, dann wird man getragen, wenn mn nicht schwimmen kann, wird man versinken. So kann man die Erdanziehung kennen lernen. Aber man kann ein Werk schaffen, das so perfekt ist,  daß man es der ganzen Welt anbieten kann. So sehe ich das mit meinem Album. Es gehrt darum, die ganze Welt auf die Dancehall Music aufmerksam zu machen. Und über die Masse von Musik, die wir auf Jamaika produzieren. Wir wachsen mit dieser Musik auf, wir haben Radiostationen, die nur Ragga spielen, diese Musik ist etwas, was man lebt, man wächst damit.

RootZ: Was sind Deine Zukunftspläne?
 
Beenie Man: Wenn ich in die Zukunft sehen könnte, würde ich es Dir sagen. Aber das kann ich nicht, darum kann ich keine Pläne machen.

RootZ: Wie lange bleibst Du in Deutschland?

Beenie Man: Ich bleibe einen Tag hier, bin dann aber Ende Juni wieder da. Und zwar um Auftritte zu machen und nicht nur für Promotion, wie dieses Mal. Im Sommer toure ich Europa. It will be better to bring out your people.

RootZ: Alle Festivals, Summer Jam?

Beenie Man: Yeah, Summer Jam, ich bin da, trust me!


Copyright Text: Nina Fingskes / Dr. Igüz / Bilder: Virgin Records  / Layout : Dr. Igüz 2000