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Interview mit Sly Dunbar
Köln, LMH, 06.05.2000

 
 

^ Sly Dunbar im Gespräch mit Tabs und Doc Igüz
Rootz: Greetings Sly, sei willkommen in Köln!

Sly: Ya, man.

Rootz: Wie bist Du auf die Idee gekommen, nochmal mit Black Uhuru zu touren?

Sly: Robbie und ich wollten 2000 eine Tour machen und waren eigentlich schon in Warteposition. Duckie hat uns gefragt, und wir haben gesagt, es sei kein Problem und er sagte, wir seien die Besten für diesen Job wegen unserer Zusammenarbeit von Anfang der Achtziger Jahre. So ist es gelaufen. Es ist eine Chance, 17 Jahre später noch einmal rauszukommen.
 

Rootz: Ist ein bißchen Nostalgie mit dabei?

Sly: yeah, das macht Spaß, und zur Zeit gibt es nicht viele gute Rootsbands auf Jamaika. Das haben wir für uns als Chance gesehen- außerdem mögen wir, was die Gruppe macht. Damit bringen wir natürlich eine Menge Erinnerungen zurück.

Rootz: Was für 'ne Show können wir erwarten?

Sly: Nun, eine reguläre Black Uhuru-Show - das wir die Musik sein, die Ihr erwarten könnt.

Rootz: Wie war das Feeling bis jetzt auf der Tour?

Sly: Bis jetzt war das Feeling großartig, weil das noch so ziemlich die ursprüngliche Besetzung ist. Wir freuen uns, die Chance bekommen zu haben, den alten Black Uhuru Stuff spielen zu können, den wir 1983 oder wann auch immer gespielt haben.
Das ist ein gutes Gefühl.
Rootz:Wie hat das Puplikum die Show empfangen?

Sly: Es geht, ich meine, die meisten Locations waren nicht super voll, weil eine Menge Leute gedacht haben, die Show würde nicht stattfinden, weil es schon eine andere Black Uhuru Tour vorher gegeben hat (Michael Rose, 02/00, Anm.d.Red.). 
Aber die Leute, die da waren, haben uns akzeptiert, wir fanden es geil, daß sei es genossen haben. Wir wußten, daß die wir Evergreens spielen müßten, also haben wir sie Ihnen gegeben (lacht).

Rootz: Ist Euch schon irgendetwas Besonderes passiert, gibt es irgendwelche Anekdoten?

Sly: Nein, wir sind eigentlich nur über die Leute auf der Tour überrascht, sie haben uns sehr warm und herzlich empfangen. Direkt im ersten Song bin ich in den Groove gekommen. Das Feeling war großartig, kannst Du mir glauben.

Rootz: Sly & Robbie haben eine lange Geschichte. Wenn Du sie in Kapitel einteilen müßtest, wie würdest Du die Geschichte beschreiben?
 
 
Sly: Wir haben Sachen gemacht, von denen wir heute schon nicht mehr wissen, daß wir sie gemacht haben. Ich will in dem Zusammenhang mal das Wort Guidance einbringen, weil wir manchmal einfach nicht wissen, was wir machen und machen werden.
Ich würde sagen, daß wir, um das in Worte zu fassen, von Leuten auf der Straße aber auch generell von allen Menschen einen Vibe bekommen, den wir in Musik umwandeln. Das hat eine Menge mit der Unterstützung von der Öffentlichkeit zu tun, würde ich sagen.

Rootz: Ihr habt bis jetzt mit einer Menge Musikern, nicht nur aus dem Reggae-Umfeld, zusammengearbeitet. Mit welchen Musikern hat Euch die Zusammenarbeit am meisten gefallen? 

Sly: Nun, mir hat es mit allen gut gefallen. Das war immer eine Erfahrung. Wir kommen ja aus Jamaika und damit aus einer ganz anderen Kultur. Ich habe mit Grace Jones, Joe Cocker, Simply Red, Carly Simon, Rolling Stones u.v.a. zusammengearbeitet. All diese Leute waren gut für uns, wir haben viele Erfahrung gemacht und viel gelernt. Gelernt, was außerhalb von Jamaika noch so abgeht. Wir haben viel daraus gezogen. Wir haben mit Mick Jagger und Alice Cooper zusammengearbeitet und die Chance beim Schopf gepackt. Wir haben einfach eine Menge angefangen und darum mußten wir eine Menge über das ganze internationale Musikgeschäft verstehen. Das ganze Drumherum ist das, was uns am Ball bleiben läßt, weil wir die Augen offen halten, was uns außerhalb von Jamaika erwartet und nicht nur dort leben, ohne was anderes wahrzunehmen.

Rootz: Du hattest also nicht mit einer bestimmten Person den besten Vibe?

Sly: Nein, daß war immer gut. Denn wenn Du die Gelegenheit bekommst, etwas zu machen, dann mußt Du es tun. Mit jedem, der zu Dir kommt, mußt Du die Arbeit laufen lassen, alle waren gut, also respektiere ich soweit auch alle.
 
Rootz: Die letzte Platte mit Howie B war ein weiterer Schritt in Eurer Entwicklung. 

Sly: Wir wollten eine Dub-Platte machen. Nicht so eine, wie das Black Uhuru Projekt, weil ich nicht gerne zurückgehe, um exakt das Selbe immer und immer wieder zu machen. Also sind wir zusammengekommen, wir haben einige Keyboards aufgestellt und ein bißchen geprobt. Da ist eine andere Sly & Robbie-Sache – und es ist ein neues Album draus geworden. Wir haben daran garbeitet... Da sind ein paar Hiphop- und Latino-mäßige Sachen drauf, ein bißchen Reggae und Dub. Im großen und ganzen also eine bunte Mischung. Stücke mit Gesang sind auch mit dabei, allerdings nicht von uns, sondern von einem anderen Künstler.

Rootz: Wenn Du überhaupt welche hast- was tust Du dann in Deiner Freizeit?

Sly: Nun, ich bin eher der entspannte Typ. Ich liebe die Entspannung, Musik zu hören, 
manchmal gucke ich auch Fernsehen oder mache sonst irgendwas.


Rootz: Welche Programme guckst Du dann?

Sly: Ich gucke dann immer Musikprogramme wie MTV oder VH1, außerdem mag ich Sport sehr, wie Fußball, Tennis oder Golf. Golf gucke ich sehr häufig, ich bin quasi ein Sportler im Musikbusiness.
 
Rootz: Treibst außer Schlagzeugspielen einen anderen Sport?

Sly: Nein, in meiner derzeitigen Situation kann ich kein Fußball mehr spielen: wenn mir was passiert und ich mir die Arme breche, kann ich kein Schlagzeug mehr spielen. Also mache ich keinen Sport mehr.
Aber nach wie vor liebe ich es, Sport zu gucken, weil für mich alles von den Armen und den Füßen abhängt. 

Rootz: Wo liegt der Unterschied in der Musikproduktion in Jamaika und anders wo auf der Welt?

Sly: Manchmal sind wir gemessen an amerikanischen Produktionen in Jamaika einfach hinterher. Die Aufnahme des selben Stückes ist total anders, Produktionsmittel wachsen in Europa und Amerika rapide. Für mich singen die Leute in Amerika und die Europa die besten Songs, all die Sachen, um die man sich in Jamaika überhaupt nicht kümmern würde.

Rootz: Wie siehst Du die moderne Musik?

Sly: Nun, ich liebe die moderne Musik, und ich liebe die elektronische Musik, weil ich in Jamaika derjenige war, der moderne Technologie in das Drumset eingeführt hat. Ich habe mich immer in Dinge wie die Computerdrums reingedacht. Das ist etwas, was ich liebe, mit Sound herumzuspielen, also mag ich auch den modernen Kram, wie z.B. Garage, Jungle und so.

Rootz: Wie kommt Euer neuer Sound mit Howie B in Jamaika an?

Sly: Die lieben es. Wenn Du bestimmte Sachen nicht ausprobierst, wirst Du nie wissen, ob es funktioniert. Ich bin jemand, der mit vielen Dingen herumexperimentiert, weil man es sich manchmal nicht erlauben kann, sich musikalisch zu langweilen. Und an läuft schnell Gefahr, gelangweilt zu werden, wenn man nichts Neues macht.

Rootz: Hast Du irgendeine Message für unsere Leser?

Sly: Ich möchte Euch da draußen für Eure Unterstützung während der letzten Dekaden danken. Während der 30 Jahre von Sly & Robbie haben wir immer versucht, Euch musikalisch zufrieden zu stellen. Wir versuchen, etwas neues für Euch zu erschaffen. Wir respektieren Eure Unterstützung all die Jahre über und wir wollen Euch immer weiter musikalisches Vergnügen bringen.


Copyright Text: Tabani / Holger /  Dr. Igüz / Photos / Layout: Dr. Igüz 1998 - 2001 Zum Seitenanfang