Interview mit Duckie Simpson von Black Uhuru

 

 


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Interview
mit Duckie Simpson

Köln,
LMH, 06.05.2000



^ Duckie
Simpson
Rootz: Hallo Duckie und
willkommen in Köln. Mehrere Jahrzehnte Rebel Music, was denkst Du
darüber?

Duckie: Black Uhuru existiert
nun bereits seit 3 1/2 Dekaden, wir haben in den frühen 60ern angefangen.
Wir alle waren eine Zeit lang aus dem Rennen. Seit einiger Zeit ist es
jetzt wieder das erste mal, daß wir spielen. Das letze mal waren
wir ca. 1994 in Europa, also sind das sechs Jahre.

Rootz: Könntest Du unseren
Lesern eine Vorstellung von den verschiedenen Besetzungen von Black Uhuru
geben?

 Duckie: Es gab einige
Wechsel. Ursprünglich waren das ich, Don Carlos und Garth Dennis.
Später waren das ich, Michael Rose und Puma Jones, usw.. Also, die
Besetzung hatte sich oft geändert, weißt Du. Leadsänger
und Bandmitglieder hörten auf, dafür kamen neue. 

Rootz: Wie spiegeln sich
die unterschiedlichen Besetzungen in der Arbeit und letztendlich in der
Musik wieder?

Duckie: Nun, gut, die Urbesetzung
war mit Don Carlosund Garth.

Aber als Don Carlos anfing
abzukacken, gab es eine ernste Auseinandersetzung zwischen Don Carlos und
Garth, die erst einmal geklärt werden mußte. Dieser jetzige,
neue Sänger kommt aus derselben Nachbarschaft wie auch Don Carlos,
Michael Rose und ich selbst. Wir kommen alle aus der selben Gegend.

 

 

Rootz: Du sprichst über
Andrew Bees?

Duckie: Ja, ich versuche,
alle von ihnen aufzureihen.

Rootz: Welche Formation hast
Du am meisten gemocht?

Duckie: Nun, die fetteste
Formation war die mit Michael.

Rootz: Was kommt in Zukunft?

Duckie: Was in Zukunft kommt?
Wir kommen im Herbst 2000 wieder, gehen bald auf Amerika-Tour, machen ein
Album mit Sly und Robbie und werden mit denen auch erst mal weiter zusammenarbeiten.



^ Andrew
Bees

Rootz: Aber immer noch Roots
Music?

Duckie: Ja, wir singen meistens
Roots Kram, militantes Zeug eben, yeah…

Rootz: Aber man kann vielleicht
etwas experimentelleren Sound erwarten mit Sly und Robbie?

Duckie: Ja, ja, exakt, aber
wir werden es nicht in die Dancehall bringen, wir wollen eher Roots Rock
Reggae.

Rootz: Wie hat Dir die 2000-Tour
bis jetzt so gefallen?

 

Duckie: (lacht) Ich als
alter Knacker so auf Tour, ich bin schon ziemlich rostig…

Rootz: Warum das? Ich meine,
es müßte Dir doch eigentlich auch Kraft geben, zu sehen, daß
Black Uhuru immer noch oben ist…

Duckie: Normalerweise sind
wir nicht unterwegs. Da fährt man dann körperlich schon mal runter
und wird faul. Ich versuche gerade, die Kraft zu finden, aber nach der
Tour ist das schon wieder in Ordnung.

Rootz: Was machst Du außer
touren sonst noch so gerne?

Duckie: Nach Holland fahren
und kiffen (lacht)

Rootz: Wie hat die Crowd
Black Uhuru empfangen?

 

Duckie: Die Crowd
hat uns gut empfangen, manche Shows waren nicht wirklich voll, manche waren
gut besucht. Aber die Leute hatten offene Arme und Ohren. Ich denke, die
meisten Leute haben nicht daran geglaubt, daß wir kommen würden,
also war das eher eine Art Vorbereitung auf die September-Festivals, weil
wir im September wiederkommen werden. Überall sind welche, Frankreich,
Deutschland, England, Du kennst die größeren Festivals. Zu denen
werden wir dann im September wieder hier sein.

Rootz: Wir haben schon kurz
über Andrew Bees gesprochen. Erzähl mir doch bitte, wie er in
die Band kam.

Duckie: Wir wuchsen alle
in der selben Nachbarschaft auf, wir kommen alle aus der selben Gegend.
Andrews Vater und ich sind Freunde. Andrew Bees’ Vater sah so ewas schon
voraus und kam, als Andrew noch 10 Monate war, mit ihm zu mir und sagte:
“Das wird Euer neuer Leadsänger” (lacht)

 

Rootz: Und Du hast das das
ernstgenommen?

Duckie: Sehr ernste Vorhersagung,
weißt Du, ich habe das Andrew Bees erzählt, und der wollte mir
nicht glauben. Sein Vater war zu der Zeit in den U.S.A., und das war das
erste, was er seinem Sohn nach seiner Ankunft erzählte. Aber wir sind
alle in derselben Nachbarschaft aufgewachsen, in Waterhouse.

Rootz: Es gab einige ernste
Probleme mit dem Namen Black Uhuru, ich weiß nicht, ob Du darüber
sprechen möchtest, aber vielleicht kannst Du uns ja einen kleinen
Einblick geben.

Duckie: Wie auch immer, Don
Carlos und Garth Dennis haben sich um den Namen gestritten. Sie gaben an,
den Namen mitzubesitzen, also gab es einige ernste Probleme. Die zwei sind
vor Gericht gegangen und verloren den Fall.

Rootz: Wo hat das stattgefunden?
In Jamaika oder in den Staaten?

Duckie: In Los Angeles, im
Supreme Court in Kalifornien.

Rootz: Nun gut, aber ich
denke, es ist offensichtlich, daß Du als einzige Person aus erster
Stunde noch übrig bist.

Duckie: Ich weiß nicht,
in welcher Welt die Jungs leben, die haben 18 Jahre zuvor die Combo verlassen,
ich rief sie 18 Jahre später wieder zurück und dann erzählen
die mir, wie, nun (lacht)… Du kennst den Rest der Geschichte ja schon.

Rootz: Ich möchte über
Black Uhuru und den Grammy reden.

Duckie: Das ist eine ganze
Weile her. Der Grammy ist Bullshit, der Grammy hat für Reggae nur
Disrespect übrig.

 



^ Duckie
Simpson on Stage
Rootz: Könntest Du
das noch ein wenig vertiefen, bitte…

Duckie: Das ist so, wie ich
es sage: Der Grammy ist Bullshit (lacht)! Das ist meine Meinung. Das ist
eine Beschimpfung des Reggae, weil wenn Du zu der Grammy-Show gehst, lassen
die kein Wort über Reggae fallen. Du kannst nur nachher in Zeitung
“Tomorrow” lesen, daß Burning Spear, Bunny Wailer oder wer auch immer
an der Verleihung mit teilgenommen haben. Aber Reggae wird nicht mit einem
Wort erwähnt (lacht), die überreichen Dir die Trophäe auf
dem abgefuckten Klo.

Rootz: Warum?

Duckie: Weil die keine Augen
haben für Reggae. Ich bin der einzige Künstler, der seinen Grammy 
im Festsaal empfangen hat. Alle anderen Jungs konnten den sich Backstage
abholen, yeah… Du erhältst eine Trophäe für das beste
Reggaealbum, und Du bekommst den Scheiß Backstage (lacht)…

Rootz: Das ist die Yankee-Gesellschaft…

Duckie: Ich kümme mich
nicht um den Grammy, der kümmert sich auch einen Scheißdreck
um Reggae.

Rootz: Vielleicht gibt er
einem Künstler etwas mehr Popularität, und das war’s, ich meine,
er macht die Musik poulärer.

Duckie: Nicht für Reggae-Künstler,
ein Reggae-Künstler, der den Grammy gewinnt, für den macht das
keinen Unterschied. Anders z.B. ein  R’n’B- oder ein Rap-Künstler,
für den bewegt sich etwas, der Grammy bringt ihn nach vorne.

 

Rootz: Was würdest
Du sagen, was Reggae-Artists brauchen können, was sie brauchen, um
vorwärts zu kommen?

Duckie: Das ist kompliziert,
weil Du all diese Tycoons und Gesellschaften hast in Amerika, die definitiv
gegen Reggae kämpfen, wie z.B, Motown, Artista, CBS. Die sind da,
um Reggae zu unterdrücken. Wie Du wahrscheinlich bemerkt hast, schaffen
es nur wenige Künstler aus Jamaika bis in den Mainstream, wie z.B.
Bob Marley. UB 40, Maxi Priest und Aswad kommen aus England, Shaggy kommt
aus Amerika. Das dient der Destabilisation. Aber Reggae ist eine andere
Form der Musik, eine Menge Leute versuchen daraus Kapital zu schlagen:
Reggae ist nicht wie Rap oder R’n’B, jeder versucht Reggae zu kapern. Jeder
ernährt sich vom Reggae, aber es ist wie es ist, Reggae ist Musik
für jedermann.

Rootz: Aber ist das nicht
auch Grund, um stolz zu sein? Ich meine, Reggae ist die einzig wirklich
internationale Musik.

Duckie: Das ist das, was
ich sage, ich denke, da liegst Du richtig.

Rootz: Ich meine, auch im
tiefsten russischen Dorf wirst Du jemanden finden, der Reggae kennt.

 

Duckie: Da fällt
mir was ein: ich habe in Italien gespielt. Der Promoter sagte, er wolle
uns aufgabeln und noch ein paar Leute treffen in den Bergen. Wir fuhren
aufs Land und kamen so ca. 2:00 h nachts dort an, gingen dann noch in einen
Club, wo man oben noch Essen und andere Sachen zu sich nehmen konnte. Als
wir dort ankamen, wurde da Bob Marley, Reggae und anderes gespielt. Es
ist wie ficken, es ist international, in Japan, überall. Allerdings
prostituieren die Japaner die Musik so schnell, die ist tot in Japan- so
schnelle Leute, die ist tot dort, weißt Du. 

Rootz: Was denkst Du über
die anderen, jüngeren Artists auf Jamaica?

Duckie: Oh, die sind alle
in diesem Dancehall-Crap-DJ-Mambo-Jambo-Business….

Rootz: Magst Du keinen Ragga?

Duckie: Nun, eine Menge der
Produktionen, die draußen sind, sind noch nicht reif genug, und die
erzählen eine Menge Bullshit.

Rootz: Das ist wahr, das
ist wirklich wahr. Ich meine, das ist besser geworden mit der neuen Roots-
Welle mit Leuten wie z.B. Anthony B oder Sizzla.

Duckie: Nun, Leute wie Anthony
B und Sizzla sind wie Kulties. Sie sind anders als Rastas. Eine Menge Leute
denken, sie seien wie Rastas. Aber sie sind ein Kult  in der Rastabewegung.
Du mußt den Unterschied zwischen Bobo und Rasta verstehen. Sie bekriegen
diesen verfickten Typen im Namen des Bongo. Wie ist sein sein Name?! Prince
Emmanuel oder so. Das ist ein Farmerkult.

 

Rootz: Hast Du noch irgendeine
Botschaft für unsere Leser, um das Interview zu beenden?

Duckie: Nein, ich habe keine
Botschaft, weißt Du. Meine Botschaft ist Musik.

Rootz: Du bist ein Sänger,
also hast Du ein paar Worte zu sagen…

Duckie: Aber ich bin nicht
einer der Sänger, die predigen. Ich predige nicht viel, mußt
Du wissen.

Rootz: Ok., dann war’s das,
danke Dir.


Copyright Text: Tabani
/ Holger /  Dr. Igüz / Photos / Layout: Dr. Igüz 1998 –
2001
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