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nterview
mit Lucky Dube
München, Georg-Elser-Halle, 28.10.2000 mit freundl. Unterstützung von Contour Music
RootZ: Das Konzert in Bremen diese Woche wurde kurzfristig gecancelt. Was ist passiert? Lucky Dube: Zu Anfang dieser
Tour hatten wir eine Menge Probleme. Ich weiß nicht genau, warum
genau dieser Termin nicht gehalten werden konnte. Eigentlich war alles
klar mit den Terminen, aber dieser konnte aus irgendeinem Grund nicht stattfinden.
Ich weiß nicht genau, was passiert ist.
Lucky Dube: Die Tour ist
prima. Yah man.
Lucky Dube: Eine Europatournee. Deutschland ist die erste Station RootZ: Und wo geht’s dann
hin?
RootZ: Die meisten der Musiker, die am Album ‚The way it is’ mitgewirkt haben, sind die gleichen wie beim Vorgängeralbum ‚Taxman’. Arbeitest Du immer mit den gleichen Leuten zusammen? Lucky Dube: Ja, wenn möglich
arbeite ich immer mit den gleichen Leuten. Das ist einfacher. Sie versehen
mich und ich verstehe sie. Sie wissen, was ich möchte und ich weiß,
wie weit ich sie puschen kann. Wir schreiben die Musik nicht auf, sie ist
nur in meinem Kopf. Wenn ich zum Bassisten gehe und sage, die Line,
die Du spielst, geht: (singt) Buuum, bum, bum, bum buuum ....... dann versteht
er das, er hört es und weiß, wie er es spielen muss. Jemand
anderer würde nicht verstehen, was ich sagen möchte. Deshalb
ist es einfacher immer mit den gleichen Leuten zu arbeiten, weil man einander
versteht.
RootZ: Mit dem Soweto String Quartett hast Du ja auch schon bei ‚Taxman’ gearbeitet. Was sind das für Leute, spielen sie klassische Musik? Lucky Dube: Sie spielen alle Arten von Musik. Sie haben auch ein eigenes Album unter anderem mit alten afrikanischen Songs. Das ist ein hervorragendes Quartett, das schon durch Europa und Amerika getourt ist. Sie machen auch eigene Touren als Soweto String Quartett. RootZ: Magst Du auch klassische Musik? Lucky. Ja, ja. Und ich versuche etwas in die Reggaemusik einzubringen, was es vorher noch nicht gegeben hat, neue Elemente zu implementieren. Denn manchmal denke ich mir, na ja, verrückt: Wenn Bob Marley morgen wieder am Leben wäre, was würde er sagen: So, was habt Ihr Reggae-Burschen eigentlich die ganzen Jahre getan seit ich gegangen bin. Und es wäre doch dumm zu sagen: Hör zu Bob, es ist immer noch das gleiche, was Du auch getan hast, nichts hat sich verändert. Deshalb versuche neue Elemente einzubringen. Das ist hauptsächlich die Art von Musik, die ich gerne mag. Ich mag Rock’n’Roll. In einigen meiner Songs kannst Du Rockgitarren hören. Ich mag Pavarotti, ich mag überhaupt die klassische Musik. Deshalb habe ich beschlossen diese Streicher in meiner Platte einzubringen. Das ist etwas, was es im Reggae vorher nicht gab. RootZ: Wie siehst Du Dich
eigentlich selbst. Auf Deinen Alben steht immer nur Dein Name. Verstehst
Du Dich als Solo-Künstler oder als Teil einer Band?
Lucky Dube: Nein, das ist nur ein Witz, wirklich nur ein Witz. Ich habe ja nicht alles alleine gemacht. Das war nur ein kleiner Joke im Studio. Als das Album fertig war, habe ich zu den Jungs gesagt: Ich brauche euch Jungs nicht wirklich, ich habe das alles selbst gemacht, ich war der Engineer, ich war der Sänger, ich war .. nein, nur ein Witz ohne tiefere Bedeutung. RootZ: Du hast gesagt, dass ‚The way it is’ das am schwierigsten zu produzierende Album war, weil Du auf so viele Leute hören musst. Welche Leute sind das? Lucky Dube: Siehst Du, wenn
du mal 4, 5, vielleicht 10 gute Platten hast, ja so etwa 10, sind da jedes
Mal, wenn du ein Album aufnimmst, Leute wie die Plattenfirma, die Medien,
deine Freunde, Jeder kommt und sagt: Wir das so gut werden wie der Rest?
Wird es so klingen wie das da, wird es dies, wird es das? Und du musst
auf all diese Leute hören, weil es am Ende diejenigen sind, zu denen
die Musik geht, die die Musik kaufen, es sind die, für die die Musik
gemacht wird. So sehr du möchtest, dass die Musik dir selbst als Künstler
gefällt, musst du aber auch an die Leute denken, die diese Musik kaufen.
Du musst das in deiner Musik haben, was sie mögen.
RootZ: Das, was Du gerade
gesagt hast und Deine Popularität, denkst Du, dass das Deine Arbeit
behindert?
RootZ: In dem Interview für IRIE (Anm. D. Red.: jetzt RootZ) vor 2 Jahren hast Du gesagt, Du glaubst, dass nach der Ära Mandela ein großes Chaos sein wird. Was sagst Du heute über die politische Situation in Südafrika? Lucky Dube: Da gibt es noch viele Dinge die nicht richtig laufen. Es ist noch ein ganz junge Demokratie, da liegen noch viele Fallen auf dem Weg, die ausgeräumt werden müssen, das ist noch ein langer Weg. Aber wenn die Menschen in Südafrika eventuell diese Sache mit der Demokratie verstehen können und helfen den Prozess zu beschleunigen, dann wird es besser werden, aber bis dahin ist es noch ein langer harter Weg. RootZ: Aber Du hast schon die Hoffnung, dass sie diesen Weg finden? Lucky Dube: Ja, ich hoffe schon, aber meine Hoffnungen werden durch die Situation mit der Kriminalität, die wir jetzt haben, erschüttert. Das ist das größte Problem das wir haben, Verbrechen in so hohem Maß in Südafrika. Wegen dieser Verbrechen sind meine Hoffnungen ein wenig getrübt. RootZ: Ist es nicht gefährlich
für Dich und Deine Familie in Südafrika zu leben?
RootZ: Wie schützt Du Dich dann? Hast Du Bodyguards und eine hohe Mauer um Dein Haus , wie Du es in Deinem Song ‚Crime and Corruption’ beschreibst? Lucky Dube: Das würde nicht helfen. Es würde nur einem Schwindel helfen. Mit der Korruption, wie sie existiert, ist es so: Wenn Dir jemand etwas schlechtes will, wird er deine Bodyguards kaufen. Sie kaufen die Bodyguards. Wenn du deinem Bodyguard 1000 Dollar am Tag gibst, geben sie ihm 10000 Dollar am Tag. Und er wird es nehmen und einfach wegsehen. RootZ: Und Du hast keine Angst um Deine Familie dort? Lucky Dube: Eigentlich nicht. Ich habe großes Vertrauen zu Gott. Und was immer Gott entscheidet, was passieren soll, ich habe keine Kontrolle darüber. Wenn Gott entschieden hat, kann es schmerzhaft sein zu beobachten, was er alles zuläßt, dass es passiert. Aber ich kann nichts dagegen tun. So ist das nun mal. RootZ: Wenn ich die Texte zu ‚The way it is’ und ‚You stand alone’ aus dem aktuellen Album lese, habe ich den Eindruck, Du bist resigniert und von einigen Leuten enttäuscht. Stimmt das? Lucky Dube: Es ist einfach
die generelle Aussage, dass Menschen, die gerne miteinander befreundet
sein würden, oft deswegen keine Freunde werden, weil sie sich gegenseitig
die Wahrheit gesagt haben. Sie werden vielleicht Freunde, weil sie irgendetwas
verheimlicht haben oder nicht richtig erzählt haben. Wenn diese beiden
Freunde wirklich die Wahrheit voneinander wüssten, würden sie
vielleicht keine Freunde sein. Das ist es, was ich meine: ‘If you stand
for the truth, you will always stand alone’ (Anm.d. Red.: Textzitat aus
‘You Stand Alone’)
Vielleicht könnte ich
lügen, mhm, ich weiß auch nicht, vielleicht wenn ich eine Freundin
hätte und sie hat ein neues Kleid und kommt zu mir und fragt mich
wie das an ihr aussieht. Dann sage ich WOW! Bombig! Toll! Und nicht: Das
Kleid sieht nicht so gut aus. Ich weiß nicht, ob man das überhaupt
eine Lüge nennt. Ich sage schon solche freundlichen Sachen. Aber nicht
in der Musik und nicht über Dinge die womöglich eine Nation aufbauen
oder zerbrechen.
RootZ: Welche Pläne hast Du für die nächste Zeit? Du bist ja sehr fleißig und bringst fast jedes Jahr ein Album heraus. Gehst Du also nach der Tour wieder ins Studio? Gibt es bald wieder ein neues Album? Lucky Dube: Ja, ich werde
im Januar wieder für einige Zeit ins Studio gehen und wenn alles gut
läuft, wird es ein neues Label geben. Ich möchte zuhause mein
eigenes Label gründen. Ich würde gerne einige andere Bands produzieren.
Das müssen nicht unbedingt Reggae-Bands sein, vielleicht Rock-Bands
oder was mir sonst gefällt. Das ist eine Sache, an der ich gerade
arbeite. Meine Rechtanwälte sind gerade dabei das Geschäftliche
zu regeln. Wenn alles gut geht, werde ich nächstes Jahr das Label
haben und ich werde auch im Studio sein und mein neues Album aufnehmen.
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Copyright Text / Photos: ID / Layout: Dr. Igüz 1998 - 2001 | ![]() |