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Interview mit Randy Chin Jr.- VP Records
Köln, Krystal Hotel, 25.07.01
Das Interview führte Ralf Weihrauch
 
RootZ: Guten Tag Randy und Herzlich willkommen in Germany. Wie hat bei VP- Records alles angefangen, wie ist euer Label entstanden?

Randy Chin Jr.: Der eigentliche Anfang war die Eröffnung von RANDY’S RECORDS, dem Plattenladen meiner Eltern in Kingston, der im Laufe der Zeit zu einem ziemlich einflussreichen Plattenladen in Kingston heranwuchs, dann kam ein Studio dazu, u.s.w.. In den späten Siebzigern beschlossen meine Eltern dann ihr Geschäft auf den US Markt zu erweitern. Sie eröffneten einen Plattenladen in Jamaica, New York.

RootZ: Und von dort aus habt ihr mit dem Vertrieb begonnen?
 

Randy Chin Jr.: Wir hatten nur diesen Plattenladen, der  anfangs ausschließlich zum Verkauf von Platten gedacht war, irgendwann belieferten wir dann andere Plattenläden im New Yorker Raum und dieses Geschäft wuchs schließlich, nicht zuletzt wegen der stetig wachsenden Zahl der in New York lebenden Jamaikaner.

Durch all die Beziehungen und Quellen, die wir auf Jamaika hatten waren wir, als wir dann den Shop erweiterten und er schließlich von einem Einzelhandel zu einem Lager wurde, schnell in der Lage unser Angebot zu erhöhen.
Aus unserem boomenden Geschäft heraus kam es dann zum eigentlichen lizenzieren von unserer Musik. 

RootZ: Mit welchen Labels habt ihr damals zusammengearbeitet?

Randy Chin Jr.: Damals arbeiteten wir mit allen Labels, wir haben Sachen von Dynamic Sounds und Sonic Sounds direkt aus Jamaika importiert, wir haben aber auch mit Gussie Clarke, mit seinem Label und Penthouse zusammengearbeitet, eigentlich mit allen der damals wichtigen Labels.

RootZ: Wart ihr schnell erfolgreich, oder ging es eher zäh voran?

Randy Chin Jr.: Es war ein ziemlicher Kampf, weil Reggae auf dem US Markt eben doch eine ziemlich kleine Nische ist, es dauerte sehr lange und war eher ein langsames und kontinuierliches Wachstum.

RootZ: Und dann brachtet ihr VP als Label an den Start?

Randy Chin Jr.: Ja, das war in den späten Achtzigern, als wir mit dem eigentlichen Label begannen, das ging Hand in Hand damit, Sound zu lizenzieren.

RootZ: Was war das erste Album?

Randy Chin Jr.: Das erste Album in unserem Katalog war...ich glaube wir hatten die Rechte an einigen Lee Perry Sachen gekauft, aber an den Titel des Albums erinnere ich mich nicht mehr. Später gingen wir dann eher dazu über, Sampler zu produzieren, da der 7-Inch Markt auf Jamaika  rasend schnell ist und man nur alles zu sammeln braucht, um es dann auf einem Sampler veröffentlichen zu können – also produzierten wir Sampler – einer davon, der jetzt schon seit vielen, vielen Jahren gut läuft ist Strictly the Best, wir sind inzwischen bei Volume 25/26, d.h. wir fangen die jeweils während der entsprechenden Zeit angesagten Sachen ein. Außerdem haben wir auch die meisten der bekannteren Namen der Reggae Szene, wie z.B. Capleton, Sean Paul oder Lexxus auf unserem Label.

RootZ: Ihr habt auch ein paar Preise bzw. Awards gewonnen....

Randy Chin Jr.: Ja wir haben schon ziemlich viele der Awards, die es im Reggae gibt gewonnen,  z.B. den Reggae Soca Award in Miami und wir gewinnen oft den Label of the Year Award und viele der Künstler die wir vertreten, erhalten den Singer of the Year oder DJ of the Year Award.
 
 
RootZ: Hast Du ein persönliches Lieblingsalbum?‘

Randy Chin Jr.: Mein Favourite ist das Beres Hammond Album – „Music is Life“, das Anfang dieses Jahres herausgekommen ist aber auch das letzte Morgan Heritage Album, das ebenfalls ein hervorragendes Werk ist....

RootZ: Es war in Europa immer sehr schwierig VP- Platten zu bekommen, einige waren von Jetstar oder Heartbeat lizenziert, aber auch die waren nicht leicht zu bekommen, höchstens von einem Spezialisten ..also was hat Euch letztendlich dazu bewegt, dass ihr jetzt mit einem richtigen Großhandel anstelle mit einigen wenigen Einzelhändlern versucht, auf den deutschen Markt zu kommen?

Randy Chin Jr.: Na ja , vor ein paar Jahren war der europäische Markt unserer Ansicht nach im Bezug auf Reggae unfruchtbarer Boden, wir haben ein Büro in Großbritannien und haben dieses Jahr ein neues Ziel gesteckt: wir haben in erster Linie nur mit ein paar Einzelhändlern und Lizenzierungen gearbeitet, aber in Deutschland und auch einigen anderen wichtigen Gebieten in Europa ist Reggae wirklich im kommen und weil wir natürlich die Nummer Eins auf dem Markt sein wollen, brauchen wir eben den Vertrieb über einen erstzunehmenden Großhandel.

RootZ: In Eurer Presseinfo heißt es ihr veröffentlicht durchschnittlich 80 Alben im Jahr- bedeutet wirklich 80 VP Alben?

Randy Chin Jr.: Ich glaube es sind wahrscheinlich ein paar weniger, ich schätze so um die 50 pro Jahr und so ziemlich alle davon sollten über Indigo herauskommen, ich glaube es wird eine Besprechung mit Indigo geben in der sie uns dann mitteilen, was sie haben wollen...man kann jedoch auch alle Sachen über den Back Katalog bekommen. 

RootZ: Dann wird man also so ziemlich alles hier in den Läden erhalten? Bisher war es wirklich ein Kampf...

Randy Chin Jr.: Ja , so sollte es eigentlich sein, fest steht auf jeden Fall, dass wir Indigo beliefern werden und da wir mehr als drei oder vierhundert Titel im Back Katalog haben, gehen wir die jetzt durch um zu entscheiden, welche davon wir jetzt rausbringen und welche später...

RootZ: Es wird demnach also keine Lizenzierungen mehr geben?
Randy Chin Jr.: So würde ich das nicht behaupten, wir werden Fall für Fall durchgehen, aber Indigo ist eben ein sehr guter Vertrieb hier und daher wird es hier erst mal nicht notwendig sein jemandem die Lizenz zu erteilen.

 RootZ: Aber ihr hattet doch zum Beispiel die zwei Sizzla Scheiben, die zwar verschiedene Namen hatten, eines von Jetstar und eines von Euch, die aber doch eigentlich das gleiche Album waren...

Randy Chin Jr.: Ja, das stimmt schon, es gibt sogar jetzt zwei verschiedene Sizzla Alben und ein drittes ist in Arbeit ...eigentlich wollen wir das natürlich vermeiden, wenn wir Lizenzverträge abschließen oder wenn wir Künstler unter Vertrag nehmen,  sichern wir uns weltweit die Rechte an den Alben damit VP die Platte weltweit vertreiben kann.

RootZ: Was werden denn so die nächsten Platten sein, die ihr veröffentlicht?

Randy Chin Jr.: Die wichtigsten der neuen Sachen sind ...erst mal die neue Sean Paul Platte, die wahrscheinlich gegen Ende des Jahres auf den Markt kommt. Dann das neue Capleton Album, das meiner Meinung nach ein wirklich wichtiges sein wird, es kommt auch ein neues Lady Saw Album und eine neue Platte mit TOK mit einem der im Augenblick wirklich fettesten Tracks namens Chi Chi Man, und dann ist da noch der Strictly the Best Sampler, der im November herauskommt.

RootZ: Es gibt in letzter Zeit steigende Tendenzen HipHop und Reggae zu kombinieren und Crossovers oder ähnliches zu machen – macht ihr einen Schritt in Richtung HipHop bzw. was haltet ihr überhaupt von dieser Entwicklung?

Randy Chin Jr.: Also ich glaube wir sind im Reggae verwurzelt und da werden wir auch bleiben, das Einzige was ich diesbezüglich sagen kann ist, dass wir, falls wir uns wirklich dahingehend bewegen sollten wird es ausschließlich dem Ziel dienen Reggae einem anderen Publikum vorzustellen. Wir arbeiten natürlich auch mit HipHop acts, wenn es um Remixe geht, oder featuren Hip Hopper, wie das auch schon beim Bounty Killer Album der Fall war. Die HipHop Community ist sicherlich der natürlichste Weg für Reggae Crossovers und das werden wir ganz bestimmt so gut wie möglich nutzen.

RootZ: So, jetzt mal zu den Charts – wie läuft das eigentlich, produziert ihr Sachen extra für die Charts oder geschieht es einfach mit ganz normalen Reggae Stücken, dass sie ihren Weg in die Charts finden?

R. Ch.: Weißt du, in den USA ist einer der ausschlaggebensten Faktoren, ob Stücke im Radio gespielt werden. Wir produzieren definitiv Sachen mit dem Ziel sie Mainstream Radio tauglich zu machen, manchmal klappt es eben auch aber nicht immer, wir arbeiten mit viel Geduld daran und versuchen unsere Chancen auf dem Markt zu nützen, wo sich eine Möglichkeit dazu bietet.

RootZ: Also kann es passieren, dass ihr, wenn ihr ein Demotape zugeschickt bekommt dem Producer sagt, dass die entsprechende Musik nicht Radio tauglich ist?

Randy Chin Jr.: Ja, klar das kommt natürlich auch wieder darauf an, in welcher Beziehung wir zueinander stehen und ob es sich um eine reine Lizenzierung dreht. Produzieren ist da schon wieder eine ganz andere Sache: um Künstler, die wir unter Vertrag haben kümmern sich unsere Leute, die dann nach Jamaika fliegen und dort mit den Produzenten zusammenarbeiten, damit die Platten hinterher unseren Vorstellungen entsprechen. Normalerweise gibt es da immer einige Stücke wo wir dann sagen können „ schau, das ist genau der Sound den wir brauchen“. Wir beobachten die Entwicklungen auf dem US Markt ständig und wo wir jetzt mit Indigo zusammenarbeiten, bringen wir vielleicht auch einige speziell auf den deutschen Markt abgestimmte Mixe heraus. Wir werden auch unser möglichstes tun um die Chancen zu ergreifen die uns Crossover hier bietet.

RootZ: Es wird aber keine deutsche VP Filiale geben?

R. Ch.: Es wird keine Filiale in Form eines VP Büros hier geben, aber wir wollen die Zusammenarbeit mit Indigo sehr eng und regelmäßig gestalten und dann gibt’s ja auch noch das Büro in Großbritannien das in ständigem, täglichen Kontakt mit Dirk von Indigo steht.

RootZ: Und wo ihr jetzt auch auf dem deutschen Markt vertreten seid – hier gibt es ja auch ein paar Leute die deutschen Reggae bzw. Ragga  spielen wie z. B. Gentleman oder D-Flame, die hier ja schon ziemlich groß sind und auch schon eine ganze Menge Platten verkauft haben – könntet ihr Euch vorstellen auch deutsche Musiker zu übernehmen um sie dann auch ausschließlich in Deutschland herauszubringen?

Randy Chin Jr.: Nun ja ich glaube der erste Schritt in diese Richtung ist wirklich die lokalen Acts durch Mitarbeit an einigen Projekten, mit denen wir uns derzeit beschäftigen, einzubeziehen.
Also das bedeutet in erster Linie featuring dieser Leute, wir beschließen also sozusagen bei dem nächsten Künstler, wer auch immer das sein mag, einen deutschen Reggae Act zu featuren um auch etwas vom lokalen Style in unserem Mix zu repräsentieren. Ich glaube diese Vorgehensweise ist der Schlüssel, um Reggae dem lokalen Publikum näher zu bringen, also, damit es am Anfang nicht etwas völlig fremdartiges ist, sondern schon bekannte Elemente enthält. Wir werden aber nichts desto trotz an unseren Wurzeln festhalten, bei dem bleiben was wir tun und uns diesbezüglich auch nicht zu weit von unserem Weg entfernen.

RootZ: Stimmt es, dass ihr versucht wieder nach Jamaika zurückzugehen und dass ihr versucht die dortige Wirtschaft ein bisschen zu unterstützen, indem ihr euere eigenen Sachen wieder dort macht?

Randy Chin Jr.: Also unsere Leute fliegen ständig nach Jamaika und wir arbeiten direkt mit den dortigen Produzenten und Künstlern zusammen. Auf  Jamaika fing schließlich alles an, und ich spreche hier nicht nur von der Musik, sondern auch von VP selbst, schließlich kommt auch meine Familie aus Jamaika. Daher haben wir auch eine Art Verpflichtung gegenüber Jamaika, zu helfen so gut wir können also tun unsere Leute da ihr möglichstes um zu helfen.

RootZ: Es gibt viele Talente auf Jamaika, wie läuft das alles ab, habt ihr so was wie Scouts, die von einer Dancehall zur nächsten rennen oder wie bekommt ihr euere Künstler für Plattenverträge?

Randy Chin Jr.: Teilweise ist das wirklich so, wir haben Leute die dort ständig alles abchecken, der andere Teil sind noch immer, wie schon gesagt, die Verbindungen meiner Familie zum dortigen Music Business, die schon über 40 Jahre zurück reichen. Während dieser 40 Jahre haben wir mit allen wichtigen Produzenten und Vertrieben dort Beziehungen aufgebaut so dass wir jetzt so etwas wie ein Netzwerk aus Leuten mit denen wir arbeiten, haben, mit dortigen Produzenten. Sobald neue Produzenten auftauchen arbeiten wir sehr eng mit ihnen zusammen um beobachten zu können was sich auf Jamaika tut. Wenn wir dann einen werdenden Star entdecken werfen wir erst mal einen genaueren Blick auf ihn / sie und versuchen dann ihm / ihr den Zugang zu einem weiteren Markt zu ermöglichen.

RootZ: Was erwartet ihr von den Leuten? Früher, vor ein paar Jahren war es ja schon ausreichend, dass man singen konnte, heute ist es das nicht mehr.

Randy Chin Jr.: Nein, heute ist es das nicht mehr, weil sie vermarktbar sein müssen, sie müssen – das hängt wiederum vom Markt ab, auf den man abzielt – ein bestimmtes Aussehen haben und sie müssen in der Lage sein, ein ordentliches Gespräch zu führen. Klar fängt letztendlich alles damit an ob sie singen können oder als DJ Potential haben, aber das ist noch lange nicht alles, sie müssen mehr sein, damit sie sich der Öffentlichkeit vorstellen und Interviews geben können. Außerdem muss auch der Zeitplan stimmen, das sind Sachen, an denen wir mit den Künstlern, die wir auf unserem Label haben, arbeiten.

RootZ: Hast Du vielleicht einen Tipp, wer der nächste große Star werden könnte, oder gibt es jemanden, der schon unter der Oberfläche brodelt und dessen Durchbruch nur noch eine Frage der Zeit ist?

Randy Chin Jr.: Es gibt da schon ein paar Kandidaten die nur darauf warten, da fällt mir erst mal Sean Paul ein, dann Lexxus ein sehr talentierter DJ, Junior Kelly ist einer der Künstler mit denen wir arbeiten und ein ebenfalls ein unglaubliches Talent und es gibt noch viele, viele mehr.

RootZ: Mal zur Entwicklung von Reggae im Allgemeinen – in wie weit behindert es euere Arbeit, dass Leute wie Sean Paul oder Mr. Vegas auch mit anderen Produzenten arbeiten und viele der Produkte nicht auf VP sind obwohl ihr Verträge mit den Künstlern habt?
 
 
Randy Chin Jr.: Das stellt sicherlich eine gewisse Problematik dar, aber man muss das bis zu einem gewissen Ausmaß hinnehmen, weil es einen wesentlichen Teil dazu beiträgt sich in Jamaika einen Namen zu machen, bekannt zu werden. Man muss da wirklich flexibel sein und mit mehreren Produzenten zusammenarbeiten und letztendlich einige der Stücke dann wieder gebraucht, wenn sie ein Album herausbringen müssen. Das war schon immer ein Problem auf Jamaika und wir arbeiten ständig mit den Künstlern und auch den anderen Plattenfirmen daran im Bezug auf die Neuerscheinungen, um sicher zu gehen dass nicht zuviel produziert wird.

RootZ: Glaubst Du das dass der Grund dafür ist, dass Reggae sich nicht so entwickelt hat wie HipHop? 

Randy Chin Jr.: Ja, generell gesehen hat es die Entwicklung des Reggae behindert. Wie schon gesagt, sind derzeit zwei gleiche Sizzla Alben auf dem Markt und so etwas ist weder gut für die Künstler noch für die Plattenfirmen, die Geld investieren, um die Platte zu promoten. Im allgemeinen glaube ich, dass es zwar weh tut aber dass man den Künstlern einen gewissen Freiraum bezüglich der Arbeit mit verschiedenen Produzenten zugestehen sollte. Auf Jamaika ist das alles ein bisschen anders als beim HipHop, eher Soul – Riddim gesteuert, dort kann ein Produzent „hot“ sein und wenn die Künstler seinen „hot Riddim“ haben wollen, dann müssen sie mit ihm zusammenarbeiten. Um das Reggae Feuer am brennen zu halten muss man im Bezug auf die Künstler wirklich Abstriche machen.

RootZ: Habt ihr vor auch Videos zu den Songs zu produzieren bzw. habt ihr schon welche gemacht?

Randy Chin Jr.: Wir haben schon ein paar gemacht, natürlich nicht zu jeder Single, die veröffentlicht wurde. Wir haben z.B. Videos mit Morgan Heritage gemacht und jetzt erst vor kurzem eines für Rock Away mit Beres Hammond und auch als wir Beenie Man unter Vertrag hatten haben wir Videos mit ihm gemacht. Da die visuellen Elemente heute jedoch einen wesentlichen Teil der Musik Promotion darstellen, werden wir versuchen mehr Videos zu produzieren.

RootZ: Da wir ein Internet Magazin sind kommen wir mal zum Thema Internet...stimmt es, dass ihr so etwas wie kostenpflichtige Downloads in Planung habt?

Randy Chin Jr.: Hmm, das Internet ist schon eine komische Sache, das ganze Theater um Napster, und so...also wir halten die Augen offen und führen Gespräche mit verschiedenen Leuten wegen der Downloads, aber meiner Meinung nach ist der Markt einfach noch nicht da für ein Ertrag abwerfendes Download System. Sobald sich diese Situation verbessert werden wir uns auf jeden Fall verstärkt um diesen Aspekt kümmern.

RootZ: Wird Euch das neue Käufer bringen, oder glaubst Du eher, dass die Leute dann weniger CDs kaufen?

Randy Chin Jr.: Ich denke es hätte nur fördernde Auswirkungen – es ist schließlich ein einfacher Weg für den Verbraucher, sich  Musik selbst zusammenzustellen und letztlich hängt es auch davon ab wie sich ein solches Modell entwickelt, aber ich glaube, dass es noch sehr, sehr lange CDs geben wird. Im Reggae ist die bevorzugte Form eine 7-Inch Single und wir haben immer noch einen riesigen Absatz von LPs. Also glaube ich, dass die CD weiterhin erhältlich sein wird, weil die Downloads eher von Leuten genutzt werden die sich ihre Musik selbst zusammenstellen, wodurch wiederum die Verkaufszahlen steigen werden. Außerdem bin ich der Ansicht, dass ein Download System – je nach dem ob es sich zu einem Abo- oder zu einem Download Modell entwickelt – der Musik auf jeden Fall weiter hilft.

RootZ: Aber es wird doch dann keine Cover und so was  geben...

Randy Chin Jr.: Gut, vielleicht keine Cover im herkömmlichen Sinn, aber wenn sich die Technik noch etwas verbessert wird es z.B Flash Videos geben – es gibt viele Möglichkeiten um Cover zu bekommen, die Leute können sie sich ausdrucken oder sie sich auf diesen kleinen Geräten ansehen bei denen man die Cover auf dem Display sieht.

RootZ: Werdet ihr versuchen euere Künstler verstärkt auf Tour zu schicken – im August wird Sean Paul hier sein und Buccaneer...

Randy Chin Jr.: Das ist auf jeden Fall ein wichtiger Punkt in unseren Plänen, es ist ja wirklich der erste Schritt die Musik zu hören.  Sie dann zu sehen, die Künstler live auftreten zu sehen ist dann schon ein ganz anderes Element beim Versuch eine Fangemeinde für den jeweiligen Künstler aufzubauen. Über unser Büro in Großbritannien werden wir jetzt versuchen mehr Künstler über den Ozean zu bringen, erst mal damit sie in Großbritannien auftreten und dann bringen wir sie weiter ins kontinentale Europa.

RootZ: Aber ihr habt noch nichts weiter geplant?

Randy Chin Jr.: Nein, keine speziellen Pläne, aber Sean Paul ist erst der Anfang...wenn die anderen dann hierher kommen schicken wir sie alle durch Europa.

RootZ: Jetzt kommen wir doch noch mal zu Sizzla, er verlangt von beiden Firmen Geld – von Greensleeves auf der einen und von euch auf der anderen Seite.

Randy Chin Jr.: So ist es. Sizzla ist ein Einzelfall, ein ganz besonderer Einzelfall und ich hoffe es wird bei dieser einen Ausnahme bleiben. Wir arbeiten schließlich alle in einem Business, es ist ein Business und es geht einfach nicht, dass wir mehrere Acts und Alben von ein und demselben Künstler zur gleichen Zeit auf dem gleichen Markt haben – das bringt niemandem etwas.

RootZ: Wie sieht es denn dann eigentlich mit dem Konkurrenzkampf der Plattenfirmen in diesem Business aus, wie ist euer Verhältnis zu Greensleeves oder Jetstar? Habt ihr zum Beispiel mit Greensleeves über das Sizzla Album gesprochen?

Randy Chin Jr.: Ich bin mir jetzt nicht ganz sicher, ob wir über das Sizzla Album gesprochen haben – in vielerlei Hinsicht sind wir natürlich Konkurrenten, vor allem auf der Label Ebene. Wir stehen im Wettbewerb um verschiedene neue Acts in der Szene, aber im weiteren Sinne arbeiten wir auch zusammen, weil Reggae eben immer noch eine sehr kleine Nische ist und jeder davon profitiert, dass wir versuchen ein bisschen Ordnung zu schaffen. Auf einigen Ebenen arbeiten wir zusammen, zum Beispiel in den USA waren wir einer der Vertriebe, die Greensleeves Platten dort in die Labelunabhängigen Läden gebracht hat. Es ist also nicht ein einfaches Arrangement, sondern wir haben eine ziemlich komplexe Beziehung zueinander. Klar, wir sind Konkurrenten, aber es gibt auch einen gewissen Rahmen der Zusammenarbeit.

RootZ: Was habt ihr für Aussichten im Bezug auf Deutschland? Was erwartet ihr? Ihr macht das doch nicht nur um ein paar hundert Platten zu verkaufen...

Randy Chin Jr.: Nein, wenn das die Chancen wären, die wir uns auf dem deutschen Markt erhoffen, dann würden wir sicherlich nicht so viel Zeit investieren. Ich glaube aber, vor allem weil auch HipHop hier in Deutschland so mächtig ist und man hier schon jetzt Crossover Tendenzen zwischen HipHop und Reggae verzeichnen kann, dass der deutsche Markt sehr vielversprechend ist. Er hat für uns ein großes Potential, denn auch früher schon sind die Roots Reggae Sachen wie Burning Spear oder Israel Vibration in Deutschland ziemlich gut angekommen. Jetzt haben wir Acts wie Junior Kelly und Luciano und noch ein paar andere eher rootslastige Acts, die man zum Beispiel mit Lexxus oder Sean Paul ergänzen kann um diesen HipHop Crossoverbereich abdecken zu können.

RootZ. Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg in Deutschland.


Copyright Text: Ralf W. / Nadine Z. / Doc Igüz / Photos: Ralf W. / Layout: Dr. Igüz 1998 - 2001 Zum Seitenanfang