>> Talk  
zurück zur letzten Seite Zum Inhaltsverzeichnis zur nächsten Seite

Interview mit Norbert Rudnitzky
Labelmanager von Downbeat Records und 
Besitzer des Downbeat Record Store, Berlin
per eMail, 23. August 2001

RootZ: Hallo Norbert, was hat Dich inspiriert, mit Reggae und Dancehall Geld zu verdienen?

 

Eingang Downbeat Record Store, Berlin
Norbert Rudnitzky: Am Anfang stand der Downbeat Plattenladen in Berlin und der Wunsch endlich die Platten zu besorgen, die man sonst in Deutschland nicht kaufen konnte. An Geld verdienen habe ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht gedacht. Es gab wohl aber schon lange den unterbewußten Wunsch mein Hobby zum Beruf zu machen.

RootZ: Wie siehst Du Möglichkeiten und Entwicklungspotential für Reggae und DH in D?

Norbert Rudnitzky: Langfristig ist zumindest die Chance groß, Reggae vom Strickmützen / Gesundheitskiffer Image zu befreien. Für mich ist Dancehall im Moment musikalisch, produktionstechnisch und vom Vibe her das spannenste was

passiert. Auf der anderen Seite haben wir hier noch ein zartes Pflänzchen
und es liegt in der Verantwortung aller Beteiligten für ein gesundes Wachstum zu sorgen.

RootZ: Wie siehst Du den Zustand der deutschen Reggaeszene?
 
Norbert Rudnitzky: Ich vergleiche es mal mit der deutschen Hip Hop Szene 1995. Der Vorteil ist, daß viele Kids mit Hip Hop aufgewachsen sind. Beats zu basteln, ein Micro in die Hand zu nehmen und deutsche Texte zu kicken, ob auf einem Hip Hop oder Dancehall Beat ist nichts neues mehr. Insofern denke ich, werden sich neue Künstler schneller und auf höherem Niveau entwickeln, als das bei deutschem Hip Hop der Fall war.

RootZ: Welche Reggeaemusiker in D verdienen shoutouts?

 

Norbert Rudnitzky: Natürlich die Sounds der ersten Stunde, wie Silly Walks und Concrete Jungle. Heute muß man aber auch Pow Pow, Soundquake und andere erwähnen. Dann natürlich der großartige Mr. Gentleman, Seeed, D-Flame und Tolga. Nicht zu vergessen Deutschlands heißester Beat Bastler, Pionear und die Germaican Crew.

RootZ: Mit Downbeat Records hast Du einigen Reggaemusikern die benötigte
Platform gegeben. Wie erfolgreich betreibst Du Dein Label?

Norbert Rudnitzky: Der Maybach ist schon bestellt.

RootZ: In der Produktionskette von Musik besetzt Du schon einige wichtige
Positionen - Label und Outlet. Hast Du weitergehende Pläne?

Norbert Rudnitzky: Den Laden habe ich aus Zeitmangel bereits 1997 an den überaus kompetenten Ulli Gülder abgegeben und fokussiere mich seitdem auf das Label. Nebenbei mache ich ja seit 1993 mit Olli Massive beim Radio FRITZ! die Sendung "Blackbord Jungle" in der neben Hip Hop und Breakbeats vor allen Dingen alle Reggae beeinflußten Sounds immer ganz oben auf der Playliste stehen. Ich habe also schon jetzt gut zu tun.

RootZ: Ein Kommentar zum folgenden Statement: "Mit Reggae in D Geld zu
Verdienen, zieht einen Verliust der Szene Credibility nach sich".

Norbert Rudnitzky: In Deutschland ein extrem schwieriges Thema bei allen Stilrichtungen, die sich aus dem Underground entwickelt haben. Während in anderen Ländern Künstler grade wg. des Erfolgs geliebt werden, scheint das hierzulande umgekehrt zu sein. Daß es trotzdem geht zeigen Acts wie Freundeskreis, Gentleman, Jan Delay und nicht zuletzt auch Seeed.

RootZ: Was bedeutet für Dich das www?
 
Norbert Rudnitzky: Ich nutze es täglich für Kommunikation und Information und kann mir heute nicht mehr vorstellen, ohne zu arbeiten. Es ist allerdings fatal, daß es auch massenweise genutzt wird, um sich für lau Musik zu besorgen. Musik kostet Geld! Künstler, Produzenten, Musiker und auch Labels müssen von irgendwas leben. Ich bin immer wieder schockiert, wie angebliche Fans überhaupt kein schlechtes Gewissen haben, das Ergebnis harter Arbeit den Künstlern zu stehlen. Hört sich wie das übliche Plattenfirmengewäsch an. Wer aber ernsthaft drüber nachdenkt, wird zu dem gleichen Schluß kommen. Wenn die "No Angels" 50.000 Platten weniger verkaufen, hat das keine Auswirkungen,
verkauft General Degree 5.000 Platten weniger, wird er in Zukunft vielleicht was anderes machen.

RootZ:  Hast Du eine Message für die RootZ LeserInnen.


RootZ Korrespondentin Machita bei Downbeat

Norbert Rudnitzky: Support your local Heroes. Und nochmal, kauft Patten! Wenn Ihr Reggae Fans seid, dann unterstützt Ihr dabei in den wenigsten Fällen multinationale Konzerne, sondern sichert Euch damit die fetten Tunes von morgen.

RootZ: Danke für das Interview


Copyright: Dr. Igüz 1998 - 2001 Zum Seitenanfang