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Interview mit Serekunda
Hameln
23.09.2001
von Heico Stadermann

Afrikanische Klänge aus Gambia waren auf dem Hamelner Altstadtfest am  Nachmittag des 23. September 2001 zu hören, die die gambisch-deutsche Band Sere Kunda zum Besten gab. Und nach deren Auftritt hatte ich - Heico Stadermann -  Gelegenheit bei einem "Ital Beer" (oh wie gut, dass es das sogenannte "Deutsche Reinheitsgebot" gibt) zu einem Interview mit dem Bandleader von Sere Kunda, Musa N'jie: 
 
RootZ: Seit wann gibt es die "Sere Kunda Band"?

Sere Kunda: Die Band existiert seit 1995.

RootZ: Ihr lebt und arbeitet in Hannover?

Sere Kunda: Ja, wir wohnen alle in bzw. um Hannover.

RootZ: Und seit wann lebst du selbst in Deutschland? 

Sere Kunda: Ich selbst lebe seit 1989 hier. 

RootZ: Wie lange machst du schon Musik?

Sere Kunda: Ich bin schon seit 25 Jahren Musiker. 


RootZ: Also hast du schon in Gambia begonnen Musik zu machen. 

Sere Kunda: Richtig, in Gambia habe ich angefangen Musik zu machen.

RootZ: Besuchst du auch manchmal Gambia?

Sere Kunda: Ja, manchmal fliege ich nach Gambia. 1999 war sogar die ganze Sere Kunda Band in Gambia und wir haben in Banjul, Sere Kunda, Bakao und in anderen Städten gespielt. 

RootZ: Steht ihr in Kontakt mit Bands aus Gambia, wie z.B. "Dancehall Masters" oder "The Royal Family"? 

Sere Kunda: Ja, manchmal haben wir Kontakt zu ihnen. 

RootZ: Euer Bandname "Sere Kunda" - das ist ja eine Stadt in Gambia... 

Sere Kunda: Ja, ich habe unserer Band diesen Namen gegeben, weil ich von dort komme und ich habe dort viele Freunde, die auch Musiker sind, denn wir haben alle zusammen das Musikmachen gelernt. Wir haben dann eine Band gegründet und diese "Sere Kunda" genannt. Aber zu dieser Zeit waren wir noch Anfänger und haben nur erst mal versucht richtige Musiker zu werden. 

RootZ: Aber deine derzeitigen Bandmitglieder hast du alle in Deutschland kennengelernt?
 


Sere Kunda: Ja, ich bin dann hierher gekommen, wo ich einige interessante Leute kennengelernt habe. Wir haben zusammen erst mal nur zum Vergnügen Musik gemacht, uns dann entschieden, eine Band zu gründen und als wir über den Namen nachgedacht haben habe ich gesagt, lasst uns "Sere Kunda Band" nennen. 

RootZ: Welches musikalische Ziel verfolgst du? 

Sere Kunda: Überall wo ich bin, möchte ich mein Bestes geben, Musik aus Afrika im allgemeinen, und Musik Gambia im Speziellen, voranbringen. 

RootZ: Und welche Künstler haben dich am meisten beeinflusst als du noch jünger warst?

Sere Kunda: Das waren unsere besten Bands, bei uns in Gambia und Senegal. Wir haben sehr gute Musiker, wie z.B. Ifang Bondi und Youssou N'Dour. Ich mag diese Musik, sie entspricht meiner Kultur. 

RootZ: Habt ihr auch schon CDs oder Tapes aufgenommen? 

Sere Kunda: Ja, haben wir. Radio Flora in Hannover hat unsere Aufnahmen.

RootZ: Ist Sere Kunda eine Profiband oder eine Amateurband? 

Sere Kunda: Wir sind eine professionelle Band. Als wir uns 1995 zusammengefunden haben, war es zu Beginn etwas schwierig für deutsche Musiker afrikanische Musik zu spielen. Am Anfang waren wir noch eine Amateurband, aber es ging dann stetig bergauf, so dass wir jetzt eine Profiband sind. 

RootZ: Kann man den Namen Sere Kunda übersetzten, gibt es eine Bedeutung dafür? 

Sere Kunda: Also erst mal ist Sere Kunda eine Stadt in Gambia. "Sere" ist der Name einer Person und "Kunda" ist sozusagen unser Anwesen, unser Haus. 

RootZ: Und der andere schwarze Bruder ist auch aus Gambia?

Sere Kunda: Unser Trommler kommt aus Ghana und alle anderen Bandmitglieder kommen aus Hannover. 

RootZ: Worum geht es in eurer Musik? 

Sere Kunda: In erster Linie wollen wir gute Musik machen und die Leute damit erfreuen. 

RootZ: Um was geht es speziell in euren Texten? 

Sere Kunda: Niemals aufzugeben, immer versuchen Gutes zu tun, immer das Beste aus irgendwas zu machen und auch immer und überall anstreben ein guter Mensch zu sein. 

RootZ: Also immer das Positive im Leben versuchen - das wollt ihr mit eurer Musik zum Ausdruck bringen. 

Sere Kunda: Ja genau. Man soll sich einfach nur gut verhalten, seinem Nächsten keinen Kummer und keinen Ärger machen. Und wenn jemand Hilfe braucht, soll man helfen - egal ob man diese Person kennt oder nicht. 

RootZ: Hast du schon mal Erfahrungen mit Rassismus gemacht? 
 


Sere Kunda Nein, nicht allzu viel. 

RootZ: Als Musiker hat man ja doch eher mit offenherzigen Leuten zu tun. 

Sere Kunda: Also, ich lebe nun schon zwölf Jahre in Deutschland und habe noch keine schlechten Begegnungen mit Deutschen gemacht. Bisher waren alle immer freundlich. Es sind sehr freundliche Leute hier, das Publikum lacht, tanzt und klatscht zu unserer Musik. 

RootZ: Hast du einen "favourite Reggae Artist"? 

Sere Kunda: Ja, und zwar Bob Marley. 

RootZ: Nicht Dennis Brown oder Winston Rodney?

Sere Kunda: Also die beiden sind auch sehr gut. 

RootZ: Ja, Bob Marley ist ja trotz seines Todes vor 20 Jahren  immer noch bekannt und berühmt und auch seine Lieder sind nach wie vor aktuell. 

Sere Kunda: Also ich mag Bob Marley sehr. Er war ein sehr, sehr, sehr guter Musiker. 

RootZ: Um mal auf ein immer noch aktuelles Thema zu kommen: dieser Anschlag auf die USA am 11. 9.; was denkst du darüber? Ich meine nicht nur den Anschlag, denn alles hat ja auch eine Ursache. Wie denkst du über alles? 

Sere Kunda: Ja, dieser Anschlag hat mich persönlich sehr überrascht und die ganze Welt natürlich auch. Und jetzt denken alle darüber nach, wie sowas möglich ist. Es ist einfach unfassbar. 

RootZ: Ich denke da können wir von Afrika lernen, denn in Gambia z.B.  leben Christen und Moslems zusammen und dort es ist eigentlich völlig egal ob man Moslem oder Christ ist. 

Sere Kunda: Ja, so ist es. Wir sind zusammen aufgewachsen, zusammen zur Schule gegangen und wir leben und arbeiten zusammen. 

RootZ: Also ein Volk, ein Schicksal. 

Sere Kunda: Und wenn ein christliches ein Fest begangen, dann werden wir  Moslems eingeladen und wir feiern zusammen. Umgekehrt ist es genauso: wenn wir Moslems ein Fest haben, dann laden wir dazu Christen ein - wir machen alles zusammen. Man sieht Moslems, die mit Christen verheiratet sind und so weiter. Die Religion ist für uns kein Problem. 

RootZ: Welche Pläne und Wünsche hast du für die Zukunft? Willst du in Deutschland bleiben oder irgendwann mal nach Gambia zurückkehren?

Sere Kunda: Nun, ich denke irgendwann werde ich wieder nach Gambia zurückgehen. Aber das dauert noch, denn ich habe Kinder, die hier geboren sind und hier zur Schule gehen. Ich habe zwei Töchter, die eine ist jetzt 11 und die andere 8 Jahre alt. Ich liebe meine Töchter und ich kann nicht alleine nach Gambia gehen und sie hier zurücklassen. 

RootZ: Sprechen die zwei Kleinen auch ‚Wolof'? 

Sere Kunda: Ja, ein bisschen. 

RootZ: Deine Leute warten schon auf dich, deshalb wollen wir mal langsam Schluss machen. Hab vielen Dank für das Interview. 


Copyright Text / Bilder: Heico Stadermann /  Layout: Doc Highüz 2002 Zum Seitenanfang