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RootZ: 2 Jahre Germaican, auch davor warst Du schon im Reggae Bizz aktiv. Gib uns eine kurze Übersicht. Was hat Euch dazu gebracht vom Liveact Messer Banzani zu einer Riddimfactory zu werden? Pionear (Germaican): Reggae
gehoert habe ich seit ca. Ende der 70er, auf den Parties meiner Mutter,
auf die afrikanische Studenten vor allem Bob Marley-, Jimmy Cliff- oder
Peter Tosh-Platten mitbrachten. Seit Angang der 80er mache ich gemeinsam
mit meinem Cousin Tom (der 2te In-House-Producer von Germaican)Musik. 1989
gruendeten wir die Band Messer Banzani, in der wir zuerst Ska, spaeter
aber immer mehr Reggae spielten. Messer Banzani veroeffentlichte in 10
Jahren 5 Alben und spielte ca. 600 Live Konzerte. 1993 supporteten wir
die Reggae Super Jam Tour in Deutschland, auf der wir die 809 Band und
Dean Fraser kennenlernten. 1996 wurde ich von ihm nach Jamaica eingeladen,
spielte ihm Demos vor und er erklaerte sich bereit unser naechstes Album
(das 4te „Language“ zu produzieren). 1997 nahmen Tom und ich dann in Kingston
u.a. mit Sly Dunbar und der Firehouse Crew auf. Da das Album floppte und
wir danach pleite waren, ging ich 1998 nach Jamaica, weil ich in Deutschland
keine Zukunft fuer meine Visionen sah. In Jamaica arbeitete ich fuer verschiedene
Produzenten (u.a. Soljie den Engineer von Luciano)oder fuer Jimmy Cliff.
RootZ: Wie hängt der
Germaican Observer da mit drin?
RootZ: Wie sind die connections nach Jamaika zustande gekommen? Pionear (Germaican): Hauptsaechlich durch Dean Fraser, der mich in Jamaica Produzenten, Artistes und Studios vorgestellt hat. Weiterhin durch den Aufenthalt in JA., bei dem man zwangslaeufig Artistes und Leute aus dem Business trifft. RootZ: Erzähl mal den Ablauf der Produktion eines Riddims mit jamaikanischer Beteiligung. Pionear (Germaican): Die
Instrumentals entstehen gewoehnlich in Leipzig im Germaican Studio. Mit
dem Instrumental geht es dann rueber, dort wird es Artistes vorgespielt.
Wenn es ihnen gefaellt, wird ueber den Preis verhandelt und der Artiste
voicet sofort, oder faengt an sein Stueck zu schreiben. Dann sagt der Produzent
ob es ihm gefaellt, es wird noch daran weitergearbeitet, oder der Deal
kommt nicht zustande (bei Nichtgefallen). Wenn alle Tunes aufgenommen sind,
faengt die Post-Production in Deutschland an, d.h. das Instrumental wird
auf den Tune abgestimmt, Gimmicks/Soundeffekte eingefuegt, Strophen getauscht
und Mixe erstellt (drop outs, breaks etc.). Diese Phase laeuft nur noch
digital, d.h. im Computer ab. Der Endmix wird gemastert, dann gepresst
und fertig ist der Lack.
Die Compilation ist vor allem
fuer Leute die unsere Tunes vielleicht schon einmal auf einem Dance gehoert
haben, aber selbst nicht auflegen, d.h. 45’s kaufen. Fuer Selectors sind
die unveroeffentlichten Sachen interessant, mit denen sie ihre Germaican
Selections erweitern oder abrunden koennen. Die umfangreichen Liner Notes
von Ulli Gueldner (vom Downbeat Record Store in Berlin, unserem Vertrieb
fuer 45’s) geben noch mal einen detaillierten Einblick in unser Label.
Wir releasen auf CD und Doppelvinyl. Gerade auf die Vinyledition mit Klappcover
und Artwork von Elmar (von Sentinel/Stuttgart) sind wir sehr stolz, denn
optisch ist ihm eine unserer Meinung nach optimale Umsetzung unseres Vibes
gelungen.
Wie immer in Deutschland haben Trends extreme Erscheinungsformen, es scheint immer nur + oder – zu geben. Ich schiebe das auf eine fehlende Musikkultur in der Black Music, denn es gibt ja keine wirkliche Diaspora hier. HipHop zu verleugnen ist albern, seit vierzig Jahren sind die U.S.A. eine Hauptinspirationsquelle fuer jamaican music, beide Stile sind so eng verwandt wie kaum etwas anderes. So anachronistisch die sogenannten ewig gestrigen Bob Marley Fans in den 90ern waren, so unglaublich ist es Fans ausschliessen zu wollen nur weil sie vom HipHop kommen. Niemand hier ist mit Reggae geboren, keiner kann dem anderen sagen ich hoere diese Musik schon laenger als Du, weil es darauf nicht ankommt. Gentleman zitiert gerne den Prophet: „Music is a mission and not a competition!“. Der Takt wird international weiterhin in Kingston vorgegeben. Deutschland wird einen Sonderweg gehen (wegen der fehlenden jamaican community), es sei denn Stoiber fuehrt Greeen Cards fuer jamaicanische Musiker ein...?! RootZ: Wer hat shoutouts
verdient, wer ist durchgefallen? Warum?
Pionear (Germaican): Naechster Release wird der neue Seeed Riddim Doctor’s Darling sein mit u.a. einer Anthony B./Seeed Combination “Waan Back” (einem Remake des A.B. Songs), Dr. Ring-Ding, Jan Delay, danach, im Fruehsommer, kommt der neue Riddim von Tom. P.S.: Gruesse an alle rootz.net ppl!!! |
Copyright Text: Doc Highüz / Bilder: Germaican Records / Layout: Doc Highüz 2002 | ![]() |