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Oumou Sangaré,
Köln, Kantine, 11. Juni 1999

In ihrer Heimat Mali ist Oumou Sangaré nicht nur eine gestandene afrikanische Frau, sondern besitzt schon fast Superstar-Status. Das kommt nicht von ungefähr, sondern hat für die Sängerin viel Arbeit und auch Konfrontation mit der konservativen Gesellschaft in Mali bedeutet. Denn die Sängerin setzt sich nicht nur für die Gleichberechtigung der Frauen und gegen soziale Ungerechtigkeit ein, sondern packt auch heißere Themen, wie Vielweiberei oder Beschneidung von jungen Mädchen an.

Dafür hat die westafrikanische Musikerin weltweit eine Menge Respekt geerntet und sich damit in der Worldmusic Szene einen festen Namen gemacht. Und es kommt natürlich das Vehikel hinzu, das die Message zum Ohr der Zuhörer trägt: die Musik. Und auch da hat die Band einiges zu bieten - traditionelle Musik der Sahelzone, die sich über die Sklavenzüge der Arabs durch die Sahara bis hoch in den Maghreb verbreitet hat und als "Gnawa" oder "Desert Blues" auch bei uns bekannt geworden ist, wird mit modernen Elementen vermischt.


An dem schönen Sommerabend war diese Fusion der Musikkulturen auf der Bühne in der Kölner Kantine sehr gut zu beobachten: neben Gitarre, Bass und Querflöte, spielten "Kora", die westafrikanische "Harfe" und "Djembe", die konisch geformte Trommel mit rasselndem Metallgeflecht auf, um Oumou und ihre zwei Harmoniesängerinnen zu begleiten, welche wiederum mit Percussioninstrumenten aus Kalebassen und Kaurischnecken den Rhythmus unterstützten.

Am faszinierendsten waren die drei klaren Frauenstimmen, die der Musik eine unheimlich weiche Färbung verpaßten. Dabei mußten sich die Gesänge der zwei Harmoniesängerinnen nicht hinter der von Frau Sangaré verstecken, im Gegenteil, die gegenseitige Ergänzung der voices ist das Faszinierendste an dem Abend gewesen. Dazu die exotisch-funkigen Sounds der Kora, die von einem echt coolen Musiker, der sich in sein traditionelles Gewand geworfen hatte zum Schwingen gebracht wurde, und die säuselnden Töne der Querflöte - es entstand eine unglaublich harmonische Musik, die die Weiten der Sahelzone sogar in Köln Nippes nacherleben ließ.


Dem Publikum hat's gefallen, das ist sicher, denn der Saal war voll, es wurde getanzt und mitgeklatscht. Interessant war die malinesische (?) Variante der Freudenbekundung der wenigen Westafrikaner, die ihren Weg nach Köln Nippes gefunden haben: sie zeigten ihre Anerkennung, indem sie Oumou Sangaré Fuffies zusteckten, die diese dann entweder im Mund oder auf die Stirn geklebt über die Bühne spazieren trug und so dafür ihren Dank ausdrückte. Wenn mensch nicht wüßte, daß Oumou so etwas, wie die westafrikanische Variante einer Emanze ist, wären vorschnelle Trugschlüsse über diese zugegebenerweise hier etwas exotische Beifallsbekundung per Kohle sehr leicht möglich gewesen.


Copyright: Dr. Igüz 1999