RootZ Aktion – Morgan Heritage in der Live Station, Dortmund

Morgan Heritage

LMS & Denroy Morgan

16. März 2000

Dortmund, Livestation

mit frdl. Unterstützung von Contour Music
Von Mr. Fabulous

Lange Zeit schon hatte ich darauf gewartet, Morgan
Heritage und ihre jüngeren Geschwister L.M.S. live zu erleben. Nachdem
man das letzte Jahr auf jeder Dancehall-Reggae-Party ihre beiden Hits „Never“
und „Liberation“ feierte und diese nur noch von Capleton’s „Jah Jah City“
übertroffen wurden, waren die Erwartungen hoch gesteckt, und, um es
vorwegzunehmen, sie haben die Erwartungen voll und ganz erfüllt. 

Das Konzert in der Live-Station in Dortmund war ohne Zweifel eines
der besten, die ich bisher erlebt habe. Das Publikum war deutlich jünger
als bei den vielen Roots-Konzerten, bei denen man den Einduck gewinnt,
daß seit den Tagen Bob Marley’s  sich in der Szene kaum etwas
getan hat, und Morgan Heritage gaben sich dementsprechend auch sehr viel
Mühe, das Konzert wirklich zu etwas Besonderem zu machen, statt einfach
nur ihre Hitsongs runterzunuddeln. Die Band verbreitete dieselbe spirituelle
Stimmung, die man auch bei Konzerten wie denen von Luciano oder Bunny Wailer
spüren kann.

Entsprechend begann das Konzert mit Bibelpsalmen und Gebeten, die
Vater Denroy Morgan vortrug. Fast alle waren auf der Bühne um Spirituals
zu singen,  begleitet von Nyahbinghi-Drums, die die ganze Zeit über
den Kette-Riddim mit  donnernder Bassdrum durchspielten.

Es folgte der Auftritt von L.M.S., der voller Energie und Kraft war,
angesichts der harten Tour wirklich nicht selbstverständlich. Die
drei standen kaum still, wobei mich vor allem Miriam, der weibliche Part
der Gruppe überraschte, denn vor der Show wirkte sie doch um einiges
schüchterner und ruhiger, so daß man ihr ein so geschicktes
und selbstbewußtes Agieren auf der Bühne gar nicht zugetraut
hätte. Die Performance von L.M.S. endete natürlich mit „Never“,
einem Tune, bei dem die gute Stimmung des Publikums so stark hörbar
war, daß natürlich direkt der obligatorische Rewind erfolgte.

So hatten Morgan Heritage leichtes Spiel. Ohne Probleme brachten
sie sowohl ihren mehrstimmigen Gesang wie auch die Riddims so sicher, daß
in puncto  Qualität einfach zu merken war, daß sie viel
Zeit in die Proben für die Show investiert haben. Die Riddims hatten
auch all die feinen Nuancen, die bei so mancher Live-Darbietung verloren
gehen. Leadsänger Peter bildete den Mittelpunkt des Ganzen, während
Gramps und Una, die die Harmonies sangen, in ihrer Bewegungsfreiheit hinter
ihren Keyboards doch eher eingeschränkt waren. Trotzdem wirkte das
ganze nicht statisch, denn Morgan Heritage machte locker gesanglich das
wett, was ihnen an Bewegung auf der Bühne gegenüber L.M.S. fehlte.

Zwischendurch kam dann noch Denroy Morgan dazu, um ein paar Songs
seines neuen Albums zu präsentieren. In Generalsuniform predigte er
die spirituelle Einigkeit und das Ende der Religionen mit all ihren Konflikten
untereinander. Genauso wie ihre drei Geschwister beendeten auch Morgan
Heritage ihr Konzert mit ihren aktuellen Hittunes „Don’t haffi dread“ und
„Liberation“, denen ältere wie „Live up“, „Protect us Jah“ und „One
Bingi Man“ vorangegangen waren. Die Stimmung auf den Höhepunkt brachte
dann aber Lassa von L.M.S., der Capleton’s „Jah Jah City“ in ähnlich
druckvoller Weise wie der Fireman selbst sang.

Eigentlich sollte sich diesem Bericht noch ein Interview anschliessen,
da die Morgan Family aber noch die Busfahrt nach Bordeaux vor sich hatte,
entschied der Vater, der alles Geschäftliche regelt, das Interview
ausfallen zulassen.

Das ist zwar sehr schade, zumal sie es vorher zusagten, aber unter
den äußerst harten Umständen dieser Tour (29 Auftritte
in einem Monat) und wegen der ungemütlichen Umgebung (kleiner, kahler
Backstage-Raum mit sehr magerem Catering) doch verständlich.

Copyright Text: Mr.
Fabulous / Photos: Contour Music / Layout: Dr. Igüz 2000

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